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Abstimmung Kanton Solothurn Werden Profi-Lottos im Kanton Solothurn verboten?

  • Das Solothurner Parlament und die Regierung wollen Profi-Lottos verbieten.
  • So soll es Vereinen besser möglich sein, an eigenen Lotto-Veranstaltungen Geldpreise zu vergeben.
  • Für viele Vereine sind Lotto-Veranstaltungen überlebenswichtig.
  • Nun wehren sich Profi-Lottiers gegen die Änderung des Wirtschaftsgesetzes.

Früchtekörbe, hintere Hammen, Velos, Gutscheine oder Bargeld: Vor allem im Jura, von Grenchen bis nach Olten, sind Lottos beliebt. Die Dorfmusik oder der Turnverein erwirtschaften sich damit einen Beitrag in die Vereinskasse. Einige organisieren die Lotto-Matches selber, andere lassen sie durch professionelle Anbieter durchführen. Diese Profi-Lottiers veranstalten zudem fast wöchentlich Lottos.

Person spielt Bingo auf einem Tisch mit bunten Karten und Figuren.
Legende: Einige Lottospielerinnen und -spieler sind regelmässig dabei und bringen ihre Glücksbringer und die eigenen Abdeckplättchen mit. SRF

Das Problem: Die Geldpreise inklusive Gutscheine aller Lottos im Kanton dürfen jährlich 820'000 Franken nicht übersteigen (Fr. 2.50 pro Einwohnerin und Einwohner). Sobald der geplante Umsatz einer Veranstaltung grösser ist als 50'000 Franken, braucht diese eine Bewilligung. So will es eine Vereinbarung unter den Kantonen. Im Kanton Solothurn wird das Kontingent deutlich überschritten.

Richtlinie für Lotto-Matches gemäss Geldspielgesetz

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Lotto-Abende von Vereinen gehören, wie auch Tombolas, zu den Kleinlotterien. Mit dem neuen Geldspielgesetz gelten seit 2019 für solche Veranstaltungen schweizweit einheitliche Regeln. Unter anderem dürfen die Gewinne ausschliesslich aus Sachpreisen bestehen und die Summe aller Einsätze darf maximal 50'000 Franken betragen. Sind diese Kriterien erfüllt, braucht ein Lotto-Match keine spezielle Bewilligung der Behörden.

Geht es jedoch um Geldpreise, Goldvrenelis oder Gutscheine oder ist die gesamte Einsatzsumme höher als 50'000 Franken, braucht es eine kantonale Bewilligung und es müssen weitere Vorgaben erfüllt werden. Zum Beispiel muss bei solchen Veranstaltungen die Hälfte der gesamten Einsätze an die Spielerinnen und Spieler zurückverteilt werden, damit die Veranstalter nicht ungebührlich Gewinne machen. Diese Gewinnrückverteilung ist für Vereine wiederum ein Problem, weil sie so deutlich weniger Einnahmen für die eigene Kasse erwirtschaften können.

Das Solothurner Stimmvolk entscheidet am 30. November, ob Lottos von professionellen Anbietern im Kanton verboten werden. Die Regierung möchte, «dass auch in Zukunft alle Solothurner Vereine ihre kultur- und identitätsstiftende Arbeit für unser Gemeinwohl leisten können», argumentiert sie in der Abstimmungszeitung. Auch das Kantonsparlament hat der neuen Regelung zugestimmt – einstimmig mit 91 zu 0 Stimmen bei 0 Enthaltungen.

Hilfe für die Vereine?

Wenn professionelle Anbieter keine Bewilligungen mehr erhalten, verschwinden sie vom Markt. Ihr Geschäft würde quasi verboten – so wie bereits in vielen anderen Kantonen. Wegen des Verbots in den umliegenden Kantonen wichen die Veranstalter nach Solothurn aus.

Holztombolasteine auf nummeriertem Brett
Legende: Das Kontingent sei für die Vereine, ohne Profi-Anbieter könnten sie profitieren, so die Befürworter der Anpassung. SRF

Ohne Profis wäre es eher möglich, dass Vereine bei selber organisierten Lottos Goldvreneli, Landi-Gutscheine oder Bargeld als Preise anbieten können. Das Kontingent wäre nicht bereits Anfang Jahr ausgeschöpft, so die Idee.

Solothurn muss die interkantonale Vereinbarung einhalten. Ansonsten droht der Ausschluss. Dies hätte zur Folge, dass der Kanton keine Erträge mehr aus dem Glücksspiel von Swisslos erhält, welche der Regierungsrat an Projekte in Sport oder Kultur verteilt, sagen die Befürworter der Gesetzesanpassung.

Gefahr für die Vereine?

Sechs professionellen Lotto-Anbieter gibt es im Kanton Solothurn. Sie wehren sich gegen die Anpassung des Wirtschafts- und Arbeitsgesetzes – gegen das Verbot. Für das Referendum gegen den Entscheid des Parlaments haben sie genügend Unterschriften gesammelt.

Menschen spielen Lotto in einem grossen Saal.
Legende: Lotto-Match in Oensingen. Das Angebot eines Profi-Lottiers wird rege genutzt. Jeden Montag spielen rund 100 Personen. SRF

Sie würden auch Lotto-Matches für viele Vereine durchführen, argumentieren die Profi-Lottiers. Die Vereine erhalten einen fixen Betrag aus den Einnahmen. Sie könnten Schwierigkeiten haben, genügend Helfer zu finden, um Lottos selber durchführen zu können. «Kommerzielle Anbieter vermeiden organisatorisches Chaos», schreiben sie in den Abstimmungsunterlagen. Dank ihnen würden Lottos transparent und fair ablaufen.

Auch darüber wird abgestimmt

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Die Solothurner Stimmbevölkerung entscheidet am 30. November über zwei weitere Vorlagen.

1) Kauf Liegenschaft Bielstrasse 3 in Solothurn

Der Kanton will eine Liegenschaft kaufen, direkt neben dem Amthaus 1 in Solothurn. Dort sollen Gerichte und Verwaltung Platz finden. Weitere Räumen würden vermietet, was pro Jahr rund 300'000 Franken einbringen würde.Das Gebäude kostet 5.2 Millionen Franken. Den Vertrag mit der Eigentürmerin Credit Suisse hat die Regierung bereits unterschrieben. Dagegen gab es eine Stimmrechtsbeschwerde. Das Bundesgericht gab der Beschwerde recht und befand, dass das Volk über den Kauf entscheiden muss. Der Regierungsrat könne das nicht in Eigenkompetenz entscheiden.

2) Kürzung des STAF-Ausgleichs 2026/2027

Mit der Unternehmens-Steuerreform «Umsetzung der Steuerreform und der AHV-Finanzierung 2020 (STAF)» wurden im Kanton Solothurn ab dem Jahr 2020 die Gewinnsteuersätze für Firmen stufenweise von rund 21 Prozent auf 15.1 Prozent gesenkt.

Einwohnergemeinden, welche übermässig hohe Steuerausfälle erwarteten, konnten beim Kanton eine teilweise Kompensation beantragen. Nach vier Jahren zeigt sich, dass die Gemeinden deutlich weniger Steuerausfälle hatten als befürchtet. Nun wollen Regierung und Parlament die Ausgleichszahlungen um je 2 Millionen Franken für die Jahre 2026 und 2027 reduzieren. Dies ist eine Sparmassnahme für den finanziell angeschlagenen Kanton.

Regierungs- und Kantonsrat empfehlen ein Ja zur Teilrevision des Wirtschaftsgesetzes. Sie wollen also professionelle Lotto-Anbieter vom Markt ausschliessen. Auch die Parteien sagen ja zur Änderung – ausser die SVP. Entgegen dem Abstimmungsverhalten ihrer Mitglieder im Parlament hat sie an der Mitgliederversammlung die Nein-Parole beschlossen.

Abstimmungsdossier

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Legende: SRF

News und Hintergründe zu den eidgenössischen Abstimmungen vom 30. November 2025.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 31.10.2025, 17:30 Uhr ; 

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