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BAG informiert über Pandemie Mathys: «Lage ist aus Sicht des BAG als kritisch einzustufen»

  • Der Bund ist besorgt über die aktuelle Corona-Situation. «Die Lage ist sehr ungünstig und kritisch», sagte Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit vor den Medien in Bern.
  • Der Negativtrend werde sich in den kommenden Tagen und Wochen fortsetzen.
  • Bis jetzt sind über 200'000 über 65-jährige Personen in der Schweiz gegen das Coronavirus geboostert.

«Wir sehen eine Tendenz zu einer weiteren Verschlechterung», sagte Mathys. Alle wesentlichen Parameter – Fallzahlen, Hospitalisationen, R-Wert, Positivitätsrate – zeigten in die falsche Richtung. Am stärksten zirkuliert das Virus aktuell in den jungen Alterskategorien, wie der Bund festhält. Der Kanton Nidwalden sei sechsmal stärker betroffen als der Kanton Tessin. Doch überall nähmen die Corona-Zahlen zu.

Sorge bereitet dem Bund insbesondere die klare Zunahme bei den Spitaleinweisungen. Die Gesamtauslastung der Intensivbetten liege zwar noch bei 70 Prozent. Der Anteil von Covid-Patienten nehme aber stetig zu. In der kommenden Woche könnten bereits wieder über 200 Schwererkrankte auf Intensivstationen liegen, wie Mathys festhielt.

Die epidemiologische Situation in der Schweiz entwickelt sich laut Taskforce im Moment ähnlich wie die Situation in Österreich, mit einer zeitlichen Verzögerung von rund drei bis fünf Wochen. Seit Mitte November nehmen die gemeldeten Fälle in der Schweiz mit einer Verdoppelungszeit von rund zwei Wochen zu.

Durch Impfungen könnten Hospitalisierungen nachhaltig verhindert werden, so Taskforce-Präsidentin Tanja Stadler. Wenn alle noch Ungeimpften sich impfen liessen, sind laut Stadler 10'000 bis 20'000 Hospitalisierungen verhinderbar. Mit dem Booster seien zusätzliche 10'000 bis 20'000 Hospitalisierungen zu vermeiden.

Laut der Genfer Kantonsärztin Aglaé Tardin ist die Kontaktverfolgung von infizierten Personen bei den Kantonen am Anschlag. Falls die Corona-Zahlen weiterhin so schnell anstiegen, müssten bald auch in Spitälern Wahleingriffe verschoben werden.

Wie geht es weiter?

Der Anstieg der Fallzahlen muss nach den Worten von Taskforce-Präsidentin Stadler aus epidemiologischer Sicht sofort gebremst werden, «wenn wir die Spitäler schützen wollen». Dafür gebe es verschiedene Wege: Entweder mit mehr Eigenverantwortung oder mit strengeren Massnahmen. Das sei letztlich eine politische Entscheidung. Zentral sei nun die Reduzierung von Kontakten.

«Wenn es erneut schärfere Massnahmen braucht, kommen die bisher bekannten infrage», sagte Mathys. Im Kern gehe es darum, die Kontakte insbesondere in Innenräumen zu reduzieren. Wenn nicht anders möglich, sollten diese Treffen mit Masken stattfinden.

Maskenpflicht an Schulen könnte Thema werden

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Bund und Kantone stehen laut Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) weiterhin in engem Austausch, was die Massnahmen an Schulen betrifft. So könnte beispielsweise eine Maskenpflicht zum Thema werden. Entscheiden würden letztlich aber die Kantone.

Bei den Schulen habe der Bund keine Kompetenzen, sagte Mathys. «Das ist Aufgabe der Kantone.» Man eruiere derzeit mit ihnen, welche Massnahmen sinnvoll umgesetzt werden könnten. Neben einer Maskenpflicht stünden insbesondere repetitive Tests im Vordergrund.

Grosses Booster-Potential bei den über 65-Jährigen

Bis jetzt sind über 200'000 über 65-jährige Personen in der Schweiz gegen das Coronavirus geboostert. Rund 1.2 Millionen Menschen können sich in den kommenden Wochen noch für die Auffrischungsimpfung entscheiden, sagte Patrick Mathys vom BAG.

Bis Ende November werde das Bundesamt seine Empfehlungen auch für die Booster-Impfung aller über 16-Jährigen anpassen. Dies diene nicht in erster Linie dem Selbstschutz, sondern der Eindämmung der Weiterübertragung des Virus, so Mathys. Zwar könnten nicht alle Kantone gleichzeitig mit der Drittimpfung für alle beginnen. Er gehe aber davon aus, dass der Booster «bereits in diesem Jahr in einer Grosszahl der Kantone zur Verfügung stehen wird».

Booster seien ein sehr effizientes Werkzeug. Bei mehr als einem Drittel der Geimpften liege die zweite Dosis über ein halbes Jahr zurück. Um diese früh Geimpften, darunter auch Gesundheitspersonal, zu schützen, müssten ab sofort täglich 90'000 Menschen den Booster erhalten. Dies entspreche der Impfkapazität von Juni. Booster haben laut Stadler eine grosse Wirkung, doch die Wirkung zeige sich erst im Laufe der nächsten Wochen.

SRF 4 News, 23.11.2021, 14 Uhr ; 

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