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Boykottaufruf Zürcher Studierende wollen Kooperationen mit Israel abbrechen

Nach den Protestierenden unterstützt auch der Verband der Uni-Studierenden die Forderung – jüdische Studierende sind empört.

Es war eine geheime Abstimmung: Ja oder Nein auf einen Zettel notieren, nicht per Handerheben. Geheim bleiben sollte vorläufig auch das Abstimmungsresultat.

Der Antrag: Die Universität Zürich soll Kooperationen mit akademischen Institutionen einstellen, welche «militärische Operationen unterstützen, die internationales Recht verletzen». Eine Forderung, die so oder ähnlich seit Wochen von Protestierenden an Universitäten weltweit erhoben wird. Kritiker sehen darin einen Boykottaufruf, was antisemitisch sei.

Das wird gefordert

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Die Universität Zürich (UZH) müsse ihre Kooperationen mit israelischen Universitäten sorgfältig überprüfen und sich ausdrücklich von jenen israelischen Universitäten distanzieren, die Teil des «israelischen Militärapparates» seien oder diesen unterstützten, heisst es im Antrag, der von Mitgliedern des VSUZH-Rats eingebracht worden war.

Partnerschaften mit drei konkreten israelischen Hochschulen (Hebrew University, Universität Haifa, Universität Bar-Ilan) seien «sofort» zu beenden.

Zudem wird gefordert, Partnerschaften mit israelischen Institutionen oder Akademikerinnen einzustellen, «die den kritischen Diskurs zur Situation in Gaza stilllegen».

Des Weiteren soll die UZH ihre Partnerinstitute und Organisationen mit Verbindungen zur israelischen Armee überprüfen.

Alle Forderungen, so heisst es im überwiesenen Antrag, würden «der bisherigen Handlungsweise der UZH im Ukraine-Russland-Konflikt» entsprechen.

Die breite Schweizer Studentenschaft schien solche Positionen bislang nicht zu unterstützen. So schrieb der Dachverband aller Schweizer Studierendenschaften VSS am Donnerstag gemäss Agenturmeldungen, Forderungen nach pauschalem Boykott von wissenschaftlicher Zusammenarbeit müssten abgelehnt werden. Wissenschaftsfreiheit bedeute faktenbasierte Meinungsvielfalt.

VSUZH-Vorstand enthielt sich

Die Zürcher Uni-Studentinnen und -Studenten stimmten nun aber mehrheitlich für den radikaleren Kurs, wie Recherchen von SRF ergeben. Traktandiert war der Antrag am Mittwoch im Rat des Verbands Studierender der Universität Zürich (VSUZH), ein 70-köpfiges Gremium, gewählt von den Studierenden der grössten Schweizer Universität, sozusagen ihr Parlament.

Ein Abbruch der akademischen Zusammenarbeit mit israelischen Institutionen wird den Krieg bestimmt nicht beenden.
Autor: Sprecher Co-Präsident des Vereins Jüdische Studierende Schweiz (SUJS)

VSUZH-Co-Präsident Sébastian Margot bestätigt auf Anfrage, der Rat habe dem Antrag mit «deutlichem Mehr» zugestimmt, das Stimmverhältnis werde nicht kommuniziert. Die Abstimmung sei geheim erfolgt. Der Vorstand habe keine Stimmempfehlung abgegeben und sich enthalten, sagt Margot. Der Vorstand enthalte sich grundsätzlich zu allen Anträgen des Rats, das sei keine Besonderheit.

Personen mit palästinensischen Tüchern in einem Innenhof.
Legende: Studierende protestieren im Lichthof der Universität Zürich gegen das Vorgehen Israels im Gazastreifen – ihr Verband bezieht nun auch Stellung. Keystone/Ennio Leanza

«Eine Katastrophe»: So nennt es der Sprecher und Co-Präsident des Vereins Jüdische Studierende Schweiz (SUJS). Ein Abbruch der akademischen Zusammenarbeit mit israelischen Institutionen werde den Krieg bestimmt nicht beenden. Eine der Konsequenzen wäre aber, dass kein Austausch Studierender mehr möglich wäre zwischen Israel und der Schweiz.

Erst kürzlich habe eine Israelin in Zürich studieren können, deren Cousin noch immer Geisel der Hamas sei. Das biete auch die Möglichkeit, sich unter Studierenden direkt zu begegnen, zu diskutieren – ein Abbruch der Beziehungen würde das zunichtemachen. Ein Wissenschaftsboykott sei letztlich antisemitisch, so der Sprecher des Vereins, weil er alle Studierenden und Professorinnen in Israel treffen würde.

Es handelt sich um eine Aufforderung zur kritischen Überprüfung der Partnerschaften mit denjenigen Universitäten, die in den Militärangriff involviert sind.
Autor: Sébastien Margot Co-Präsident des Verbands Studierender der Uni Zürich (VSUZH)

VSUZH-Co-Präsident Margot sieht in der Forderung keinen Antisemitismus. Er sagt gegenüber SRF, es handle sich explizit um keinen pauschalen Boykott der wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit israelischen Universitäten, sondern um eine Aufforderung zur kritischen Überprüfung der Partnerschaften mit denjenigen Universitäten, die in den Militärangriff involviert seien.

Die Universität Zürich will zu den Forderungen noch keine Stellung beziehen. Man werde dem VSUZH kommende Woche antworten, schreibt die Medienstelle.

10 vor 10, 16.05.2024, 21:50 Uhr

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