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Bundesratswahl SP-Kandidatinnen stellen sich in Luzern der Bevölkerung

In Luzern zeigten sich Herzog, Allemann und Baume-Schneider erstmals vor Publikum. Unterschiede wurden ausgeklammert, sozialdemokratische Anliegen betont. Am Samstag dann reduziert die SP-Fraktion das Kandidatinnenfeld auf zwei Frauen fürs Bundesratsticket.

Drei Frauen wollen für die SP in den Bundesrat, doch nur zwei wird die Partei am Schluss zur Wahl vorschlagen. Bevor am Samstag der definitive Entscheid über das Zweierticket für den Bundesrat gefällt wird, lässt die SP ihre Kandidatinnen durch die Schweiz touren.

Baume-Schneider: «Armut ist kein Verbrechen»

In Luzern präsentierten sich Eva Herzog, Evi Allemann und Elisabeth Baume-Schneider zum ersten Mal den Leuten. Schauplatz ist ein stillgelegtes Hallenbad – das frühere Schwimmbecken wird jedoch zur Politbühne: Die drei Kandidatinnen üben sich im politischen Synchronschwimmen. Unterschiede untereinander klammern sie im gepflegten Gespräch vor Publikum aus. Dennoch wird klar, wo die Kandidatinnen mit Leidenschaft dabei sind!

«Armut ist kein Verbrechen, das finde ich wirklich nicht korrekt, dass die Leute ärmer werden und wir zuschauen müssen, ohne wirklich Antworten zu finden», sagt die jurassische Ständerätin Elisabeth Baume-Schneider und betont damit, dass ihr soziale Fragen wichtig sind.

Herzog ist für eine Frauenquote

Ihre Basler Kollegin Eva Herzog kommt hingegen beim Thema Gleichstellung in Fahrt. «Weil es mir zu langsam geht, bin ich für die Quote.» Für sie sei sonnenklar, dass Massnahmen ergriffen werden müssten für die Frauenförderung. «Und das müssen wir heute auch nach wie vor noch machen», so Herzog.

Auch Evi Allemann blüht beim Thema Frauenförderung auf. Als Berner Regierungsrätin habe sie sich zum Ziel gesetzt, zusammen mit dem Kader «den Teilzeitanteil der Männer zu erhöhen, den von den Frauen zu senken». Als Chefin müsse sie das vorleben, sagt Allemann.

Die drei Kandidatinnen zelebrieren sozialdemokratische Harmonie. Angenehm sei das gewesen, sagt Eva Herzog im Anschluss an das Gespräch. Für einmal hat sich die frühere Basler Finanzdirektorin nicht rechtfertigen müssen für ihre Steuerpolitik, die nicht immer auf SP-Linie war.

Allemann betont Kompromissbereitschaft

«Ich bin viel mehr als Steuern. Und wenn ich den Leuten jeweils erzähle, was wir dann gemacht haben in dem Kanton mit dem Geld, das wir eingenommen haben, dann staunen viele.» Es gebe kaum einen sozialeren Kanton als Basel-Stadt, keiner stecke mehr in Bildung und in Kultur, so Herzog.

Diese Frauen kommen für Sommarugas Nachfolge in Frage

Wie Eva Herzog gehört auch Evi Allemann zum rechten Parteiflügel. Frage an sie nach dem Parteischaulaufen. Sind sie wirklich links genug für ihre Partei, Frau Allemann? «Ich glaube, ich bin kompromiss- und konsensfähig, wenn es darum geht, Lösungen zu finden mit anderen. Wenn man auf das setzen will, ist man mit mir richtig, und sonst nicht.»

Am Samstag entscheidet die SP-Fraktion

Am Schluss des Abends steht Elisabeth Baume-Schneider beim Apero, ein Glas Weisswein in der Hand, und denkt an den Samstag. Dann wählt die SP-Fraktion zwei der drei Kandidatinnen fürs Ticket aus. Als Westschweizerin wird sie einen Nachteil haben, als klar linkste der drei Kandidatinnen einen Vorteil.

«Das ist nicht nur Mathematik», sagt Baume-Schneider zum Entscheidungsprozess am Samstag, «es ist ein bisschen wie ein Pokerspiel». In Luzern sind die Kandidatinnen synchron geschwommen, am Samstag aber wird gepokert – mit zwei Siegerinnen und einer Verliererin.

HeuteMorgen, 22.11.2022, 06:00 Uhr

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