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Corona-Varianten Britische Variante in Genf bei 60 Prozent der bestätigten Fälle

Die britische Covid-Variante streut rasch in der Schweiz. Der Umgang damit in den nächsten Wochen ist entscheidend.

Am Anfang der Pandemie war die Frage, wo genau sich das Virus verbreitet. Inzwischen ist es komplizierter. Die Frage jetzt: Wo verbreitet sich welche Variante?

Christian Althaus, Epidemiologe an der Universität Bern hat dazu nun Zahlen für die Schweiz vorgelegt: «Es ist das gleiche Bild wie im Ausland, etwa in Dänemark oder England: Die neuen Varianten steigen ziemlich rasch an.»

National geschätzt: 40 Prozent sind Varianten

Althaus hat Zahlen für die Kantone Zürich und Genf sowie eine Abschätzung für die Gesamtschweiz: «Für den Kanton Zürich und den Rest der Schweiz schätzen wir, dass die neuen Varianten ein Niveau von 30 bis 40 Prozent aller bestätigten Fälle hat.»

Das Niveau von B117 hat in Genf bereits etwa 60 oder 70 Prozent erreicht.
Autor: Christian Althaus Epidemiologe, Universität Bern

Gemeint sind alle drei neuen Varianten gemeinsam. Allerdings mache die in England zuerst nachgewiesene Variante, die B117, hierzulande den Löwenanteil aus, so Althaus. Für den Kanton Genf kommt er auf die schweizweit höchsten Werte: «Das Niveau von B117 hat nach unseren Berechnungen in Genf bereits etwa 60 oder 70 Prozent erreicht.»

Kanton Genf als Gradmesser

In Genf ist also B117 schon jetzt dominant – und es setzt sich weiter durch. Hier wird man also zuerst in der Schweiz sehen können, was es in der Realität für die Infektionskurven bedeutet, dass B117 – gemäss wissenschaftlichen Abschätzungen – um etwa 50 Prozent ansteckender ist als die ursprünglichen Versionen des Coronavirus.

«Genf ist dem Rest der Schweiz wahrscheinlich ein bis zwei Wochen voraus.
Autor: Christian Althaus Epidemiologe, Universität Bern

Ähnlich wie zu Beginn der Pandemie ist die Romandie früher dran: «Der Kanton Genf ist damit dem Rest der Schweiz wahrscheinlich etwa ein bis zwei Wochen voraus.»

Das heisst auch: Wie sich die Infektionszahlen in Genf weiter entwickeln, sagt viel darüber aus, was auf den Rest der Schweiz zukommen kann. Bleiben die Gesamtinfektionszahlen in den nächsten Wochen in Genf stabil oder sinken, würde das bedeuten, dass die gegenwärtigen Massnahmen genügen, um auch die Ausbreitung von B117 zu bremsen.

Steigen die Fallzahlen aber an, spräche das dafür, dass es wegen der Variante einen entschlosseneren Infektionsschutz braucht, wenn man die Zahlen tief halten will.

Mehr Fälle, weil ansteckender

Die gute Nachricht ist: Das Virus ist mit B117 ansteckender geworden, aber es hat seinen Charakter nicht grundsätzlich verändert. Es steckt Menschen immer noch auf die gleiche Art an wie bisher. Deshalb gilt: Die Massnahmen, die bisher wirksam waren, um es einzudämmen, wirken auch weiterhin. Es könnte nur sein, dass es mehr davon braucht.

Wie sind die Varianten in der Schweiz verbreitet?

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Unter den «Variants of Concern», den «besorgniserregenden Varianten», sind drei wichtig: aus Grossbritannien B117, aus Südafrika B1351 und P1 aus Brasilien. Am häufigsten ist B117. B1351 wurde bisher einige Male in der Schweiz nachgewiesen, P1 einmal, so SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel.

Es werden im Land rund sieben Prozent aller Infektionen auf Varianten untersucht, mehr als in anderen Ländern, verglichen mit Dänemark aber wenig. Dort wurde von Anfang an viel auf Varianten getestet, und noch verstärkt nach dem Auftauchen einer Variante auf Nerzfarmen. Momentan wird in Dänemark fast jede Infektion auf Varianten geprüft.

Ein Dauer-Wettlauf zwischen Mutanten und Impfstoffen ist laut Zöfel kaum mehr zu verhindern, weil die Pandemie schon zu weit um sich gegriffen hat: «Aber je mehr Infektionen man zulässt und je schlechter man Varianten überwacht, umso grösser ist die Chance, dass sie unbemerkt entstehen und sich verbreiten.»

Rendez-vous, 09.02.2021, 12:30 Uhr

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