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Donald Trumps Rede am WEF «Ein Werbespot für die eigene Politik»

WEF-Gründer Klaus Schwab und Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga schien heute bei der Eröffnung des 50. WEF eine gemeinsame Stossrichtung zu vereinen: der Klimaschutz und die Erhaltung der Umwelt. Darauf ging US-Präsident Donald Trump nur am Rande ein – dafür liess er aber keine Gelegenheit aus, die USA und seine Politik zu lobpreisen.

Michael Gerber

Grossbritannien-Korrespondent

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Michael Gerber ist seit Frühjahr 2022 TV-Korrespondent für Grossbritannien und Irland. Zuvor war er Koordinator der SRF-Fachredaktion Ausland und Sonderkorrespondent. Von 2011 bis 2017 berichtete er als Korrespondent aus Frankreich. Zuvor war er Korrespondent in der Westschweiz und Redaktor und Reporter von «10vor10».

SRF News: Bei Donald Trumps Rede war der Klimaschutz nur am Rande ein Thema. Wie ist seine Rede angekommen?

Michael Gerber: Seine Rede kam bei den Unternehmerinnen und Unternehmern aus seinem Land gut an. Klimaschutz sprach er tatsächlich nicht an, denn der ist ja nicht sein Herzensanliegen. Auf den Klimawandel ist er aber sehr wohl eingegangen. Er bezeichnete diesen als Angstmacherei von Apokalyptikern, die der US-Wirtschaft schaden wollten. Er werde nicht zulassen, dass sie dies mit Erfolg tun könnten.

Donald Trump lobte sich in den höchsten Tönen auch im Bereich Umweltschutz. Er sagte, dass Wasser und die Luft in den USA seien noch nie so sauber gewesen wie jetzt. Das ist natürlich schwierig zu überprüfen. Insgesamt ist die Rede von Donald Trump doch einem Werbespot für die eigene Politik gleich gekommen – im Bereich Arbeitslosigkeitsbekämpfung, im Bereich Steuersenkung und im Bereich Wirtschaftsförderung.

Donald Trump hat auf seinem Weg in die Schweiz getwittert, er wolle «hunderte von Milliarden von Dollar in die USA zurückbringen – die Nummer eins des Universums». Wie will er das in dieser kurzen Zeit bewerkstelligen?

Ich habe seine Agenda gesehen und sehe dort, dass er sich mit verschiedenen Wirtschaftsführern zum Essen treffen wird. Es ist schwer vorstellbar, dass ihm diese geschätzt 25 Personen, die er in dieser kurzen Zeit trifft, so viel Geld zusichern werden. Bei seinem letzten Besuch 2018 hat Donald Trump ja auch Wirtschaftsgrössen getroffen. Filmausschnitte aus einem Dokumentarfilm darüber zeigen, dass die Wirtschaftsführer ihm wohl gesonnen sind, dass sie seine Wirtschaftspolitik befürworten und ihm Investitionszulagen gemacht haben. Das wird heute nicht anders sein. Doch ob er die im Voraus genannte Summe zusammenbekommen wird, bleibt fragwürdig.

Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga hatte bei ihrer Rede zuvor den Klimaschutz ins Zentrum gestellt und einen Filmausschnitt über das Bienensterben gezeigt. Welche Wirkung hatte das auf die Zuschauer?

Das hat betroffen gemacht. Der Ausschnitt stammt aus dem Film «More than Honey» von Markus Imhoof. Der Film zeigt auf, dass die Bienen mehr sind, als der Honig, den sie produzieren. Wenn die Bienen verschwinden würden, beispielsweise durch die intensive Landwirtschaft, würde dies das ganze Ökosystem, auf das der Mensch angewiesen ist, in Gefahr bringen. Dieser eindringliche Appell kam beim Publikum an – doch der eine, der das hätte hören sollen, war noch nicht im Saal: Donald Trump. Wie diese Botschaft bei ihm angekommen ist, ist schwer zu sagen. Heute Nachmittag wird er sich nochmals mit Sommaruga treffen. Da werden zwei unterschiedliche Positionen aufeinanderprallen.

Das Gespräch führte Claudio Spescha.

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