Worum geht es? Der Krankenkassenverband Santésuisse und der Chirurgenverband haben für einen Katalog von 67 Operationen und Behandlungen einheitliche Tarife festgelegt. Damit wollen sie das Kostenwachstum bremsen und die Abrechnungen vereinfachen.
Ist das ein Durchbruch? Um das Tarifsystem für ambulante Eingriffe wird schon lange gerungen. Die beiden Verbände sprechen nun von einem Durchbruch. Laut Gesundheitsökonom Tilman Slembeck ist das vielleicht etwas viel gesagt. Aber es sei ein Schritt in die richtige Richtung.
Er war in der Expertengruppe, die im Auftrag des Bundes Massnahmen suchte, um die Gesundheitskosten zu dämpfen. Es sei das erste Mal, dass man im ambulanten Bereich mit Pauschalisierung beginne. Dies begrüsse er.
Was ändert damit? Auch bei Behandlungen, für die man nicht im Spital übernachten muss, müsste man künftig einen einheitlichen Preis bezahlen. Zum Beispiel würde die OP eines grauen Stars gemäss dem Vorschlag 2700 Franken kosten.
Die insgesamt 67 Operationen und Behandlungen, die definiert wurden, kann man sechs Facharztbereichen zuordnen. Etwa der Kinderchirurgie, der Gefässmedizin oder der Anästhesie. Das seien alles Bereiche, in denen man Eingriffe relativ einfach pauschalisieren könne, ist Slembeck überzeugt. Die Hausarztmedizin ist allerdings nicht darunter. Denn: In diesem Bereich sei eine Pauschalisierung schwierig, sagt er.
Was ist der Vorteil? Santésuisse und der Verband der Chirurgen und anderen invasiv tätigen Ärzte sagen, dass nun endlich die Patientinnen und Patienten im Mittelpunkt stünden. Dies, weil mit den ambulanten Pauschalen auch verbindliche Qualitätskriterien zur Anwendung kämen. Denn der festgehaltene Preis werde nur dann entrichtet, wenn auch die entsprechenden Qualitätsstandards eingehalten würden, betonen die Verbände.
Was spricht dagegen? Pauschalen bergen eine gewisse Gefahr. Zum Beispiel könnte ein Arzt dem Patienten weniger Behandlungen zukommen lassen, als er es machen würde, wenn er jeden Behandlungsschritt einzeln abrechnen kann. Verena Nold, die Direktorin von Santésuisse, die die neuen Fallpauschalen präsentierte, gibt zu: Es sei klar, dass man nicht alles pauschalisieren könne. Dafür brauche es Tarife für einzelne Leistungen.
Wie geht es weiter? Am Schluss entscheidet die Politik. Die Vorschläge der Krankenkassenverbände und von den Ärzten sind jetzt beim Bundesamt für Gesundheit. Dieses erarbeitet dann einen Vorschlag zuhanden des Bundesrates.