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Entlastungspaket 27 Das Sparprogramm des Bundesrats stösst auf Widerstand

Kritik kommt von links, von rechts und von der Mitte. Auch die Kantone haben grosse Vorbehalte. Und dann ist da noch das Volk.

Wer spart, macht sich keine Freunde. Das ist zurzeit bei den massiven Protesten auf der Strasse in Frankreich zu sehen. Die Schweiz steht besser da als all ihre Nachbarn – und trotzdem geraten auch die Bundesfinanzen in Schieflage, wenn nicht bald Gegensteuer gegeben wird.

Die Front gegen das jetzt vom Bundesrat verabschiedete Entlastungspaket ist gross. Die gewichtigsten Gegner sind wohl die Kantone.

Der Bundesrat hat die Kantone offenbar nicht gehört.
Autor: Philipp Matthias Bregy Nationalrat (VS) und Präsident der Mitte-Partei

Sie sind zwar nicht grundsätzlich dagegen, dass gespart wird. Doch Markus Dieth, Aargauer Finanzdirektor und Präsident der Konferenz der Kantonsregierungen, zieht eine klare rote Linie: «Massnahmen, die den Finanzausgleich betreffen, solche, bei denen die Kantone keinen Spielraum haben und jene, die das von Bund und Kantonen initiierte Entflechtungsprogramm betreffen», würden nicht unterstützt.

Über 8 Milliarden Entlastung bis 2030

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Keller-Sutter.
Legende: Finanzministerin Karin Keller-Sutter. Reuters/Liesa Johannsen

2.4 Milliarden Franken im Jahr 2027 und rund 3 Milliarden Franken in den Jahren 2028 und 2029: Um diese Beträge will die Landesregierung den Bundeshaushalt entlasten.

Diese drei Punkte machen fast 1 Milliarde Franken pro Jahr aus. Also rund ein Drittel des geplanten Sparvolumens. Die Kantone wollen darum aktiv auf ihre Ständeräte zugehen.

Kritik an Kürzungen – und Steuererhöhungen

Bei einem Teil des Parlaments dürften sie auf offene Ohren stossen. So sagt Mitte-Präsident Philipp Matthias Bregy: «Der Bundesrat hat die Kantone offenbar nicht gehört.» Damit gefährde er die Mehrheitsfähigkeit des Pakets.

Ausserdem sieht Bregys Mitte-Partei die Sparmassnahmen im Bereich Verkehr und in anderen Bereichen, «welche die Schweiz zusammenhalten», kritisch.

SRF-Bundeshausredaktor Stüdli: «Viel dürfte nicht übrig bleiben»

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Angesichts des sehr breiten Widerstands im Parlament dürfte nicht viel von den bundesrätlichen Plänen übrig bleiben. Hinzu kommt der Widerstand aus der Bevölkerung, wie kürzlich das Förderprogramm Jugend und Sport gezeigt hat: Nach Protesten wurden alle Sparpläne bei J+S begraben. Auch haben die Grünen bereits ein Referendum angekündigt. Am Schluss dürfte das Sparprogramm also vors Volk kommen. Da zeichnet sich ein harter Kampf ab.

Die Ausgabenkürzungen stossen also auf Widerstand. Und vor allem werden auch die einzigen zusätzlichen Einnahmen kritisiert. Hier geht es um die höhere Besteuerung von Kapitalbezügen aus der 2. und der 3. Säule.

Da wird sogar die FDP – die Partei von Bundespräsidentin und Finanzministerin Karin Keller-Sutter – mit «voller Kraft dafür kämpfen», dass diese Steuererhöhung gestrichen werde. Das teilten die Freisinnigen mit.

SVP macht sich für die Bauern stark

Sie werden in diesem Punkt von der Mitte unterstützt, und auch SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi sagt: «Wir lehnen neue Steuern entschieden ab. Zudem verlangen wir, dass der Landwirtschaft dieselben Beträge wie in der Vergangenheit ausbezahlt werden.»

Kritik kommt also auch von rechts, obwohl sowohl FDP als auch SVP es als wichtig erachten, dass der Bundeshaushalt entlastet, dass das Ausgabenwachstum gebremst wird.

Mehrwertsteuer-Erhöhung bei Ablehnung?

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Mit der Botschaft ans Parlament hat der Bundesrat auch eine Studie veröffentlicht, die die Folgen aufzeigt, falls das Entlastungspaket abgelehnt würde und nicht wie geplant 2027 in Kraft treten könnte. Dann wird mit dem Szenario einer Erhöhung der Mehrwertsteuer um 0.8 Prozentpunkte gerechnet. In diesem Fall würden Haushalte und Unternehmen die negativen Folgen tragen.

Hinzu kommt die breite Ablehnung von links. So kommt das Entlastungspaket für SP-Co-Präsident Cédric Wermuth im falschen Moment. «Die Finanzen der Schweiz sind eigentlich gut – man muss Prioritäten setzen und endlich auch bei der Einnahmenseite schauen», sagt er.

Wermuth nennt Keller-Sutters Sparvorschlag ein «ideologisches Paket, das von Rentnerinnen, Gewaltbetroffenen und der breiten Mittelklasse bezahlt wird. Das ist falsch.»

Mindestens 1 Milliarde Franken an Einsparungen sollte möglich sein.
Autor: Markus Dieth Präsident der Kantonsregierungen

Was also kann angesichts dieses Widerstands vom bundesrätlichen Entlastungspaket übrig bleiben? «Mindestens 1 Milliarde Franken sollte möglich sein», sagt der oberste Kantonsvertreter, Markus Dieth.

Der erste Härtetest für das Entlastungspaket erfolgt in der Wintersession. Im Dezember beugt sich die Kleine Kammer als Erstrat über die Vorschläge.

Bundesrat will Gelder für Swissinfo streichen

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Festgehalten hat die Landesregierung am Finanzierungsstopp für das Auslandsangebot der SRG, zu der auch SRF gehört. Die Bundesbeiträge an Swissinfo und 3sat sollen ab 2027 eingestellt werden, der Beitrag an TV5Monde ab 2029. Mehrere Organisationen wollen dies mit einer lancierten Petition verhindern.

 

Echo der Zeit, 19.9.2025, 18 Uhr;liea

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