- Fast drei Jahre nach dem Ju-52-Flugzeugabsturz kommt eine externe Untersuchung aus den Niederlanden zum Schluss: In der Aufsicht der Schweizer Luftfahrtbehörde Bazl gibt es «keine systemischen Defizite oder Risiken».
- Nach dem Absturz der Ju-52 hatte die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) verschiedene Punkte in der Schweizer Flugaufsicht bemängelt.
- Das auch als «Tante Ju» bekannte historische Verkehrsflugzeug ist am 4. August 2018 abgestürzt, 20 Menschen verloren ihr Leben.
Weil die Schweizer Luftfahrtbehörde Bazl nach dem Ju-52-Absturz beim Piz Senas in Graubünden in die Kritik geraten ist, gab der Bund beim Luftfahrtinstitut der Niederlande eine Überprüfung in Auftrag. Dieses untersuchte «systematische Aspekte der Aufsicht», die über den Bereich der historischen Luftfahrt hinausgehen.
Gemäss dem Abschlussbericht, der am Donnerstag veröffentlicht wurde, gibt es keine Missstände, die mit Sofortmassnahmen behoben werden müssten. Das Bazl erfülle seine Aufsichtspflicht im internationalen Vergleich auf einem hohen Niveau. Den Inspektorinnen und Inspektoren des Bazl wird eine grosse Fachkompetenz attestiert.
Bei der Aufsicht gibt es Handlungsbedarf
Dennoch: Die Experten des Luftfahrtinstituts der Niederlande geben eine Reihe von Empfehlungen ab, um das Aufsichtswesen des Bazl zu verbessern. Dazu gehört eine bessere Abstimmung zwischen der technischen und der flugbetrieblichen Aufsicht.
Zudem geht der Bericht auch auf die Problematik der Nähe zwischen der Aufsicht und der beaufsichtigten Industrie in der Schweiz ein. Dieser Umstand helfe zwar beim Verständnis für die Abläufe in der Industrie, könnte sich aber negativ auf die kritische und unabhängige Aufsichtstätigkeit auswirken, heisst es im Bericht.
Das Luftfahrtinstitut der Niederlande empfiehlt der Schweizer Luftfahrtbehörde daher ein austariertes «Check and Balance»-System, um solche Risiken möglichst früh zu erkennen und zu beheben. Aufgrund eigener Analysen hat das Bazl nach Angaben des Verkehrsdepartements Uvek schon vor dem Bericht damit begonnen, Empfehlungen der niederländischen Experten umzusetzen.
Pilotenfehler führten zum Absturz
Der Ju-52-Absturz mit zwanzig Todesopfern ist auf Pilotenfehler zurückzuführen, wie die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle Sust in ihrem Schlussbericht von Ende Januar 2021 schrieb. Daneben hätten auch Unterlassungen im Flugbetriebsunternehmen Ju-Air und Vorgänge beim Bazl dazu beigetragen, dass sich ein solcher Unfall überhaupt ereignen konnte.