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Impfung gegen Coronavirus Lässt die Wirksamkeit der Covid-Impfstoffe nach?

Israel hat eine der höchsten Impfraten der Welt. Trotzdem steigen die Corona-Fallzahlen, die Regierung droht mit einem vierten Lockdown. Lässt die Wirksamkeit der Impfstoffe also schneller nach als gedacht? SRF-Wissenschaftsredaktor Christian von Burg klärt auf.

Gibt es Unterschiede bezüglich der Wirksamkeit der Impfstoffe? Tatsächlich gibt es Hinweise auf Unterschiede in der längerfristigen Wirksamkeit. Dabei handelt es sich aber noch um vorläufige Resultate, die weiter bestätigt werden müssen. Moderna enthält dreimal soviel mRNA-Moleküle wie der Impfstoff von Pfizer/Biontech. Er könnte deshalb vielleicht auch einen längeren Schutz bieten. Das ist aber noch unklar – bis jetzt ist die Schutzwirkung bei beiden Vakzinen sehr gut.

AstraZeneca-Impfstoff – doch besser als gedacht?

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Mit Blick ins Ausland zeigen sich bei der Wirksamkeit der Impfstoffe Unterschiede – so beispielsweise in Grossbritannien. Dort wird in grossem Umfang der Impfstoff von AstraZeneca verimpft, der in der Schweiz noch gar nicht zugelassen ist. Der Impfstoff von AstraZeneca geniesst bei uns einen weniger guten Ruf, weil er direkt nach der Impfung zu niedrigeren Antikörperwerten führt als der Impfstoff von Pfizer/Biontech. Wie eine aktuelle Studie aus Oxford aber zeigt, sinkt die Wirkung von Pfizer/Biontech ab, während AstraZeneca stabiler bleibt. Das könnte dazu führen, dass AstraZeneca nach vier Monaten gleich gut wirkt wie Pfizer/Biontech.

Zeigt der aktuelle Anstieg der Fallzahlen in Israel, dass der Impfschutz nachlässt? In Israel zeigt sich, dass etwa nach einem halben Jahr die Impfwirkung langsam wieder nachlässt. Das führt bei alten und sehr gebrechlichen Menschen dazu, dass sie auch wieder schwer erkranken können. Sie sind aber immer noch viel besser geschützt als ohne Impfung. Bei den Jüngeren hingegen führt eine Infektion nach der Impfung vor allem dazu, dass die Immunität geboostet wird und man also wieder länger vor einer Ansteckung geschützt ist.

Mit welchen Testverfahren wird der Impfschutz in der Schweiz geprüft? Bei Geimpften kann die langsam abnehmende Zahl der Antikörper regelmässig überprüft werden. Die gross angelegten Studien in der Schweiz liefern da aber noch zu wenige Daten. Die Schweizer Behörden behelfen sich indirekt, indem sie versuchen, im Auge zu behalten, wie viele bereits Geimpfte nachweislich wieder positiv getestet werden. Aus diesem Grund ist auch der Blick nach Israel und England besonders interessant, wo die Impfungen früher begannen und wo mehr Daten erhoben werden als in der Schweiz. Es zeigt sich, dass die Zahl der Antikörper bei alten Menschen nach einem halben Jahr wieder merklich nachlässt, während jüngere Personen weiterhin gut geschützt sind.

Weshalb gilt das Covid-Zertifikat bei Genesenen «nur» sechs Monate und bei Geimpften 12 Monate? Aufgrund der Messung der Antikörper ging man ursprünglich davon aus, dass eine Impfung deutlich besser schützt als eine durchgemachte Infektion. Mittlerweile deuten aber verschiedene Daten von Genesenen darauf hin, dass diese ähnlich geschützt sind oder sogar besser. Am besten aber reagiert das menschliche Immunsystem, wenn bereits Genesene danach noch einmal geimpft werden.

Gibt es auch Ansteckungen von Geimpften auf Geimpfte? Wahrscheinlich schon, aber es gibt offenbar keine guten Studien dazu. Infizierte Geimpfte können ähnlich viele Viren ausstossen wie ungeimpfte Personen. Sie tun dies aber über eine kürzere Zeitdauer. Es scheint also möglich, dass eine bereits geimpfte infizierte Person eine andere geimpfte Person anstecken kann.

Ist die Booster-Impfung für die breite Bevölkerung eine andere als die dritte Impfung für Immungeschwächte? Vom Wirkstoff her ist die dritte Impfung für Immungeschwächte dasselbe wie eine Auffrischungsimpfung für ältere Menschen. Und dennoch geht es um etwas ganz anderes: Die dritte Impfung für Immungeschwächte dient dazu, einen möglichst guten Immunschutz überhaupt erst herzustellen. Die Booster-Impfung hingegen ist eine Auffrischungsimpfung, nachdem der Immunschutz langsam wieder abgenommen hat.

Christian von Burg

SRF-Wissenschaftsredaktor

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Der 1972 geborene Journalist arbeitet seit 2017 für die SRF-Wissenschaftsredaktion. Vorher war er Inlandredaktor bei Radio SRF und bei der Zeitung «Der Bund».

SRF info, 31.08.2021, 14:00 Uhr

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