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Leere Kirchenbänke So stark verändert sich die Religionszugehörigkeit in der Schweiz

  • In der Schweiz gibt es erstmals mehr Menschen ohne Religionszugehörigkeit als Katholikinnen und Katholiken.
  • Die Gruppe der Religionslosen macht rund 34 Prozent der Bevölkerung aus, wie das Bundesamt für Statistik (BfS) basierend auf Zahlen von 2022 mitgeteilt hat.
  • Der Anteil variiert je nach Kanton stark.

Immer mehr Menschen in der Schweiz wollen keiner Religion angehören: Dem BfS zufolge hat der Anteil der Bevölkerung ohne Religionszugehörigkeit in den vergangenen 50 Jahren in der Schweiz kontinuierlich zugenommen – während die Gruppe der Katholiken und der Evangelisch-Reformierten stetig kleiner wurde.

Noch 1970 hatte nur ein Prozent der Bevölkerung keine Religionszugehörigkeit. Dieser Anteil wuchs bis zur Jahrtausendwende auf elf Prozent. Unterdessen sieht sich mehr als ein Drittel der Bevölkerung ohne Religionszugehörigkeit.

Missbrauchsfälle in den Kirchen

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Laut dem Schweizerischen Pastoralsoziologischen Institut (SPI) hängen die Austrittszahlen unter anderem mit dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen zusammen. In den vergangenen Monaten machten diese immer wieder Schlagzeilen.

Gemäss einer Studie der Universität Zürich vom vergangenen Jahr kam es in der Schweiz in der römisch-katholischen Kirche seit Mitte des 20. Jahrhunderts zu mindestens 1002 Fällen von sexuellem Missbrauch. Nach Ansicht der Forschenden handelt es sich dabei nur um die Spitze des Eisbergs, da die meisten Fälle nicht gemeldet oder die Dokumente vernichtet wurden.

Die Missbrauchsfälle in der römisch-katholischen Kirche haben auch die evangelisch-reformierte Kirche aufgewühlt. Bis jetzt wollte sie ihre Fälle von sexuellem Missbrauch nicht schweizweit aufarbeiten. Dies könnte sich aber bald ändern, wie Rita Famos, die Präsidentin der evangelisch-reformierten Kirche der Schweiz, gegenüber SRF sagte. Am Donnerstag veröffentlichte zudem die Evangelische Kirche in Deutschland erstmals eine Studie, die systematisch Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs im Kontext erfasst.

Dass religiöse Gruppierungen anfällig für sexuelle Gewalt seien, habe auch mit den vorhandenen Machtmitteln der Täterinnen und Täter zu tun, erklärt Theologieprofessorin Isabelle Noth im Gespräch mit SRF: «Sie können auf das Geistliche oder Heilige verweisen und haben dadurch eine ganz andere Rückendeckung.»

Die Anteile variieren indes je nach Kanton: So gehört in Basel-Stadt mit rund 56 Prozent und in Neuenburg mit rund 53 Prozent die Mehrheit der Bevölkerung keiner Religionsgemeinschaft an. In den Kantonen Nidwalden (23.8 Prozent), Obwalden (22.1 Prozent) und Uri (18.7 Prozent) sind es nicht einmal halb so viele.

Am geringsten ist der Anteil der Menschen ohne Religionszugehörigkeit im Kanton Appenzell Innerrhoden mit knapp 15 Prozent. Generell ist die Bevölkerung ohne Religionszugehörigkeit laut dem BFS in ländlichen Gebieten der Schweiz mit 28 Prozent weniger stark vertreten als im städtischen Raum mit 36 Prozent.

Die Bevölkerung ohne Religionszugehörigkeit ist auch jünger als die übrige Bevölkerung. Personen ab 75 Jahren gehören nur zu 16 Prozent keiner Religion an, während ihr Anteil in der jeweils nächstjüngeren Gruppe stetig grösser wird – mit Ausnahme der jüngsten Altersklasse der 15- bis 24-Jährigen

Anteilsmässig am stärksten vertreten sind Personen ohne Religionszugehörigkeit in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen – dort machen diese 42 Prozent aus. Insgesamt gehören mehr Männer keiner Religion an als Frauen.

Eine Person sitzt alleine in einer Kirchen.
Legende: Gottesdienste in der Schweiz könnten in Zukunft immer mehr so aussehen: wenige Menschen und leere Bänke. IMAGO / Sven Simon

Der Hauptbeweggrund für das Aufgeben der Religionszugehörigkeit war laut dem BfS, dass sie den Glauben verloren oder gar nie einen Glauben gehabt haben. Ein knappes weiteres Drittel war mit den Stellungnahmen der jeweiligen Religionsgemeinschaft nicht einverstanden.

Knapp ein Drittel der Personen ohne Religionszugehörigkeit hält sich derweil «eher oder sicher» für spirituell. So spielen Religion oder Spiritualität in bestimmten Situationen auch für Personen ohne Religionszugehörigkeit eine eher oder sehr wichtige Rolle, so zum Beispiel in schwierigen Momenten des Lebens oder im Falle einer Krankheit. Rund 30 Prozent der Menschen ohne Religionszugehörigkeit glauben zwar nicht an einen oder mehrere Götter, aber an eine höhere Macht.

Der Begriff «religionslos»

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Heutzutage wird eine Person ohne Religionszugehörigkeit in erster Linie als «religionslos» bezeichnet. Dieser Begriff wird der Bezeichnung «konfessionslos» vorgezogen, da «konfessionslos» innerchristlich zu verstehen ist. Mit «religionslos» soll der Bezug zu allen Religionsgemeinschaften geschaffen werden. Gemeint ist eine Person, die nicht Mitglied einer religiösen Organisation ist.

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Archiv: Warum glauben immer weniger an Gott?
aus Perspektiven vom 08.01.2022. Bild: SRF / Sébastien Thibault
abspielen. Laufzeit 27 Minuten 25 Sekunden.

SRF 4 News, 26.01.2024, 9:30 Uhr ;

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