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Nahost-Institut aufgelöst Uni Bern schafft nach Ende des Nahost-Instituts neues Departement

  • Nach der Auflösung ihres in die Schlagzeilen geratenen Nahost-Instituts hat die Universität Bern ein neues Departement geschaffen.
  • Dort werden nun Sozialanthropologie, Religionswissenschaft sowie vorderorientalische Sprach- und Kulturwissenschaften zusammenarbeiten.
  • So ergebe sich die Möglichkeit einer verstärkten interdisziplinären Zusammenarbeit, schreibt die Universität Bern in einer Mitteilung.

Universitätsrektorin Virginia Richter verspricht sich von der neuen Struktur, «dass dadurch der wissenschaftliche Dialog gestärkt und die methodologische und inhaltliche Vielfalt gewährleistet wird».

Mit der Zusammenfassung verschiedener Fächer im neuen Departement mit dem Namen «Departement für Sozialanthropologie und kulturwissenschaftliche Studien» könnten sich diese methodisch ergänzen und herausfordern, betonte auch Peter Schneemann, Dekan der philosophisch-historischen Fakultät.

Auch die Zusammenarbeit über die Fakultätsgrenzen hinweg soll profitieren. Namentlich die Kooperation mit der Judaistik wird verstärkt, indem Kurse zum modernen Judentum und neben Arabisch auch Neuhebräisch im Bachelorstudium angeboten werden.

Pro-Hamas-Äusserung

Im vergangenen Februar löste die Universität ihr Nahost-Institut nach einer Administrativuntersuchung auf. Diese war eingeleitet worden, nachdem sich ein Dozent des Instituts öffentlich positiv zum Hamas-Angriff auf Israel im Oktober 2023 geäussert hatte.

Die Co-Leiterin des Instituts, Serena Tolino, wurde während der Administrativuntersuchung von ihren Aufgaben entbunden. Der fehlbare Dozent, Tolinos Ehemann, wurde fristlos entlassen.

Die Untersuchung attestierte Tolino Führungsmängel, wofür sie abgemahnt wurde. Die wissenschaftlichen Qualifikationen Tolinos zweifelte die Universität nicht an. Tolino wurde nach der Untersuchung wieder eingestellt.

Kann die Uni Bern künftig Aktivismus und Wissenschaft trennen?

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Hauptgebäude der Uni Bern.
Legende: Hauptgebäude der Uni Bern. KEYSTONE/Manuel Lopez

Eine der grossen Kritikpunkte des Untersuchungsberichts im Februar war, die Grenzen zwischen Aktivismus und Wissenschaft am Nahost-Institut der Universität Bern seien arg überschritten worden.

Um sicherzustellen, dass diese Grenzen in Zukunft gewahrt werden, setze die Universität dabei auf ebendiese grössere Organisationsstruktur. Klar sei aber auch, sagt Rektorin Richter, dass das Forschungsfeld zum Nahen Osten naturgemäss politischer als andere Studiengebiete wie zum Beispiel Tiermedizin sei. Dies müsse berücksichtigt werden.

Die Uni-Leitung betont auch, eine der konkreten Lehren, die man aus dem Fall mit dem Nahost-Institut gezogen habe, sei, dass kleine Institute wie eben das ehemalige Nahost-Institut problematisch für den Universitätsbetrieb seien. Denn dort sei eine gewisse ideelle Verengung möglich. Man sei deshalb in einem grösseren Reformprozess – auch mit anderen kleineren Instituten. Welche das sind, ist noch offen.

Am neuen Departement ist Serena Tolino als Professorin tätig. Als Forscherin sei Tolino international anerkannt und beim Einwerben von Forschungsgeldern erfolgreich, schreibt die Universität. Der Schweizerische Nationalfonds habe die Forschungsschwerpunkte von Tolino überprüft und ihre Förderungswürdigkeit nochmals vollumfänglich bestätigt.

Die Universität habe gemäss Personalrecht verhältnismässige Massnahmen getroffen, sagte Christoph Pappa, Generalsekretär und Leiter des Rechtsdienstes der Universität.

Neue Führungsstruktur

Das Direktorium des neuen Departements bilden neun Professoren, wie aus der Mitteilung der Universität weiter hervorgeht. Es werden fünf Forschungseinheiten gebildet. Alle Forscher des Departements reihen sich gemäss ihren Schwerpunkten in einer oder mehreren Einheiten ein.

Der Aufbau des neuen Departements und der Studienprogramme erfolgt im Rahmen einer Übergangszeit. Während dieser können Studenten aus den bisherigen Programmen ihre Abschlüsse erwerben.

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Rendez-vous, 15.08.2024, 12:30 Uhr ; 

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