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Raumfahrt Was kann Elon Musks SpaceX besser als die Nasa, Thomas Zurbuchen?

Elon Musk mischt mit seinem Unternehmen SpaceX die Raumfahrt auf. Vor rund einem Jahr flogen seine Raketen Astronauten der US-amerikanischen Raumfahrtagentur Nasa zur Raumstation ISS. Es war das erste Mal, dass ein Privatunternehmen Astronauten beförderte. Diesen Monat hat die Nasa SpaceX damit beauftragt, ein Raumfahrzeug zu bauen, mit dem Astronauten zum Mond gebracht werden können. Für die US-Raumfahrtbehörde sei die Zusammenarbeit mit Privaten sehr wichtig, sagt deren Wissenschaftsdirektor Thomas Zurbuchen.

Thomas Zurbuchen

Wissenschaftsdirektor bei der Nasa

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Der schweizerisch-amerikanische Doppelbürger Thomas Zurbuchen ist seit 2016 Wissenschaftsdirektor bei der Nasa. Zuvor hatte er an der Universität Bern in Astrophysik doktoriert und als Professor an der Universität von Michigan gearbeitet.

SRF News: Was kann Elon Musk besser als die Nasa?

Thomas Zurbuchen: Elon Musk kann mit seinem privaten Unternehmen viel grössere Risiken eingehen als die Nasa. Allerdings hat der Erfolg von Musk auch viel damit zu tun, dass die Nasa Tag für Tag mit ihm zusammenarbeitet.

Wenn Sie von Risiken sprechen, meinen Sie finanzielle Risiken?

Finanziell, aber auch im Allgemeinen. Vier von Elons «Starship»-Prototypen sind bereits explodiert. Wenn das uns bei der Nasa passieren würde, wären wir innerhalb von wenigen Tagen vor dem Kongress und müssten erklären, was wir falsch gemacht haben. Für uns ist es unglaublich wichtig, dass wir mit Privatfirmen zusammenarbeiten und damit Dinge schneller tun können als alleine. Dieses Modell ist wichtig für die Zukunft.

Aber wenn dann einmal Menschen drinsitzen, sollten diese Vorfälle nicht mehr passieren..

Haargenau, und deshalb ist die Partnerschaft auch wichtig. Bevor in der Commercial Crew Astronauten drinsitzen, die ein Nasa-Logo an der Brust haben, garantieren wir, dass sie absolut sicher sind.

Elon Musk hat die Technologie, aber was die Sicherheit angeht, ist die Nasa weitaus führend.

Elon Musk hat in vielen Interviews gesagt, dass er ohne die Nasa nicht fähig wäre, diese Astronauten ins All zu schiessen. Er hat die Technologie, aber was die Sicherheit angeht, ist die Nasa weitaus führend. Darum arbeiten wir zusammen.

Amazon-Gründer Jeff Bezos unterstützt das private Raumfahrtunternehmen Blue Origin, das den Auftrag für die Mondmission auch gerne bekommen hätte. Bezos klagt nun, die Nasa habe den Auftrag nicht sachgerecht vergeben. Was sagen Sie zu diesen Vorwürfen?

Erstens war ich bei der Analyse dieser Vorschläge nicht dabei, und zweitens bin ich absolut sicher, dass die Nasa die Arbeit gut gemacht hat. Es ist äusserst selten, dass in solchen Anträgen etwas nicht richtig läuft. Ich habe unglaublich viel Vertrauen in unsere Kollegen.

Aber dieser Fall zeigt, dass ein harter Wettbewerb zwischen den verschiedenen Anbietern im privaten Sektor herrscht. Ist das in Ihrem Sinne?

Absolut. Während meiner Amtszeit, also seit fünf Jahren, ist der Preis, um einen Satelliten in den Raum zu schicken, bereits massiv gesunken. Wettbewerb ist sehr gut für die Wissenschaft und auch die bemannte Raumforschung.

SpaceX hat bereits Tausende von Satelliten ins All geschossen. Das hat auch zu Kritik geführt, zum Beispiel von Astronomen, die durch die Satelliten in der Beobachtung von Sternen gestört werden. Wenn so viele Akteure im All aktiv sind, müsste dessen Nutzung neu geregelt werden?

Es ist sehr wichtig, dass die internationalen Regulationen mit dem technologischen Fortschritt mithalten. Nicht nur wegen der Astronomie.

Gute Zäune sind wichtig für gute Nachbarschaften. Dasselbe gilt für den Orbit.

Wenn Zehntausende von Satelliten im All sind, ist es für die Nasa schwierig, ihre Satelliten, die das Wetter voraussagen oder Forschung über die Erde machen, sicher dort zu haben. Gute Zäune sind wichtig für gute Nachbarschaften. Dasselbe gilt für den Orbit.

Das Gespräch führte Simone Hulliger.

Echo der Zeit, 27.4.2021, 18 Uhr ; 

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