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Die etwas anderen News Mode mit Beigeschmack: Gift-Glamour und Chemie-Couture grassieren

Wenn der Kleiderschrank zum Giftschrank wird: Das Nachhaltige an der Mode sind heute meist die Chemikalien.

Stefanie Grob 

Kabarettistin

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Als «schnellste Bernerin der Welt» schafft es Stefanie Grob immer wieder auf ein unglaubliches «Words-Per-Minute-Level». Sprachwitz, Musikalität und komödiantischer Spott sind nur einige ihrer Markenzeichen, die ihre Texte unverwechselbar machen. Sie tourt aktuell mit der Musikerin und Schauspielerin Sybille Aeberli mit dem Stück «Aeberli/Grob go No-Go’s» durch die Deutschschweiz.

Früher trug man Kleider, bis sie kaputtgingen, heute sind sie kaputt bevor man sie trägt. Das Modekarussell dreht immer schneller: Gab es jahrzehntelang bloss eine Sommer- und eine Winterkollektion, bringt heute alleine Zara pro Jahr bis zu 24 neue Kollektionen auf den Markt – also eine alle zwei Wochen. Und die Ultrabilliganbieter heizen das Tempo weiter an: Temu liefert Bestelltes innert 72 Stunden, aber wenn es so weitergeht, ist das Zeugs bereits nach 48 wieder aus der Mode.

Fangt lieber an zu kiffen!

Die Materialqualität dieser Fast Fashion sinkt ins Unterirdische. So etwa bei Shein, dem Onlineshop, der nun sogar einen Store in der Modemetropole Paris eröffnet. Dessen Trainerhosen für 4.99 Franken und Hochzeitskleider für 27.35 lassen sich nicht mal als Putzlappen recyclen – obwohl das clever wäre! Diese Kleider sind häufig dermassen mit Chemikalien durchseucht, dass ihr euch beim Putzen mit einem solchen Billigshirt Cillit Bang und Meister Proper glatt schenken könnt – und trotzdem strahlt eure Küche und glänzt euer Bad!

Billigklamotten verwandeln jeden Kleiderschrank in einen Giftschrank. Man findet in ihnen Schwermetalle und Chemikalien, die den Grenzwert um bis zu 680 Prozent überschreiten! Deshalb habe ich meinen Kindern solche Bestellungen per sofort verboten und gesagt:  «Fangt lieber an zu kiffen!»

Meine Zunge riecht nach Acryl. Meine Seele ist synthetisch.

Aber selbst wenn man ausschliesslich nachhaltige Bio-Baumwolle trägt, landen Mikroplastik und Co. im Körperkreislauf. Ich bestehe mittlerweile sicher zu 20 Prozent aus Chlorbenzol und Bioziden.

Mein Blut enthält Polyester.

Meine Nieren filtern Nanoplast.

Meine Knochen haben biegsame Elastananteile.

Meine Lungen sind wasserabweisend.

Mein Herzbeutel besteht unterdessen fast vollständig aus Gore-Tex.

Meine Zunge riecht nach Acryl.

Meine Seele ist synthetisch.

Meine Tränen leicht viskos – modisch, milchig.

Apropos Tränen: Das hier ist meine letzte Kolumne. Ich war mehr als eine kurze Modeströmung – fast 20 Jahre lang war ich am Mikrofon, 17 davon in der Radiosendung «Zytlupe». Ich denke, das spricht für gute Stoffqualität. Trotzdem muss ich im mittleren Alter gehen, während die älteren (und dienstälteren) Männer bleiben dürfen. No comment.

Oder doch comment – das wäre sonst nicht ich. Frauen in der Öffentlichkeit sind immer noch limited Edition: Exklusiv, begehrt, aber ganz klar mit Ablaufdatum. Männer werden alt und weise – Frauen alt und leise. Wenn nicht von selbst, dann mit Zwang. Das wars von mir. Tschüss! Abgesang.

Anmerkung der Satire-Redaktion

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Wir bedanken uns für die vielen starken satirischen Einwürfe, die Stefanie Grob über die Jahre für SRF gesprochen und geschrieben hat.

Ab 2026 wird die Satirikerin Lisa Catena (46) neu in der «Zytlupe» zu hören und hier in der SRF News App zu lesen sein.

«Zytlupe» als Podcast und online

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SRF 1, Zytlupe, 1.11.2025, 13:00 Uhr

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