Ende Monat soll die Hochzeitssause von Jeff Bezos in Venedig steigen. Die Tourismuschefs freuts, die Bevölkerung tobt. «No Space for Bezos» steht auf diversen Plakaten. Ob Raketen-Jeff die Doppeldeutigkeit des Begriffes «space» – also «Platz» und «Weltall» – versteht?
Der Overtourism in der Lagunenstadt wird mit seiner Hochzeit auf jeden Fall in neue Sphären katapultiert. Versteht sich von selbst, dass die internationale Entourage mittels zahlloser Privatjets angeflogen kommt. Günstiger fürs Klima wäre es, wenn sie mit FedEx-Fliegern anreisen würde. Die sind nämlich sowieso täglich unterwegs, vollgepackt mit Amazon-Paketen.
Für die Gaumen der erlesenen Gesellschaft wird ein gemischtes Käseplättli zum Apéro nicht reichen.
Eine Frage an die Verheirateten: Erinnern Sie sich an den CO₂-Abdruck Ihres Hochzeitsfestes? Ich auch nicht. Er wird aber mit Sicherheit kleiner gewesen sein als jener, den sich die Turteltauben in Venedig leisten werden.
Für die Gaumen der erlesenen Gesellschaft wird wohl ein gemischtes Käseplättli zum Apéro und ein gespickter Rindsbraten mit dreierlei Gemüse zum Hauptgang nicht reichen. Da wird auch ein Semifreddo di Alpenbitter nichts daran ändern. Ein Leonardo DiCaprio oder eine Ivanka Trump sind sich andere Genüsse gewohnt. Da brauchts mindestens mundgepflückte karibische Austernbäggli. Für Vegetarierinnen vielleicht ein nordnorwegisches Seetangcazpacho. Die Eiswürfel für die diversen Martinis sind selbstverständlich ein Direktimport aus der Arktis. Von unverheirateten Inuitfrauen liebevoll in Form gelutscht.
Es wäre jammerschade, wenn die schönen Menschen auf dem Hochzeitsfoto in Gummistiefeln abgelichtet würden!
Eigentlich hätte Bezos später heiraten wollen. Aber bei der aktuellen Kadenz an Raketen, die er ins All schiesst, wird sich das Klima wohl bald noch ungünstiger für den Pegelstand in Venedig entwickeln. Es wäre jammerschade, wenn die schönen Menschen auf dem Hochzeitsfoto in Gummistiefeln abgelichtet würden!
Der Heilige Georg wird sich wegen solcher Veranstaltungen bald vom Nothelfer zum Zivilschützer wandeln müssen.
Die Trauung soll auf einer eigens gemieteten Insel in der Kirche San Giorgio stattfinden. Ausgerechnet San Giorgio! Die Kirche ist benannt nach einem Heiligen, der im Mittelalter hoch zu Ross einem feuerspeienden Drachen eine Lanze in den Rachen stiess. Noch heute wird Georg verehrt als einer der 14 Nothelfer – quasi das A-Team der Christenheit. Wobei sich Georg wegen solch dekadenter Veranstaltungen bald vom Nothelfer zum Zivilschützer wird wandeln müssen.
Kurzum: Rein klimatechnisch steht diese Ehe schon vor dem Jawort unter einem sinkenden Stern. Und damit ist keine romantische Sternschnuppe gemeint, die vielleicht just in dem Moment über das Firmament zieht, wenn Lady Gaga, die für den Unterhaltungsblock gebucht wurde, die Bühne betritt. Immerhin das ergibt Sinn an dieser Hochzeit: Die Künstlerin des Abends heisst Gaga.