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Die etwas anderen News «La Suisse n’existe pas»

Weltmeisterin Ditaji Kambundji rennt mit «Schweizer» Schuhen made in Vietnam, kotiert an der New-Yorker-Börse. Morgarten hat nie stattgefunden, bald heisst der Schweizerfranken nur noch Franken – und die grösste Bank plant den Wegzug. Was ist noch Schweiz?

Bänz Friedli

Kabarettist

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Der Zürcher Kabarettist mit Berner Wurzeln ist Meister darin, den Finger dort draufzuhalten, wo es wehtut. Dabei bleibt Bänz Friedli stets ein Erzähler, der vermeintlich Kleines mit dem ganz Grossen verbindet. 2015 war er Preisträger des Salzburger Stiers, 2024 des Prix Cornichon. Aktuell ist er mit seinem Programm «S isch kompliziert» auf verschiedenen Deutschschweizer Bühnen zu sehen. Fürs «Spasspartout» auf SRF1 moderiert Bänz Friedli jeweils die Live-Kabarett-Abende «Ohrfeigen» aus dem Kleintheater Luzern.

Es ist ein Kreuz mit dem Schweizerkreuz. Der fromme Guetzli-Bäcker Kambly in Trubschachen darf es auf seine Verpackungen drucken. Die Schweizer Laufschuhe aber, mit denen eine Bernerin in Tokio zu Hürden-Gold flog, dürfen kein Wappenkreuz mehr aufgenäht haben. Schliesslich werden die Schuhe der Marke On in Fernost hergestellt und deren Aktien in New York gehandelt. Da sei, befand das Bundesamt für geistiges Eigentum, zu wenig Schweiz drin – daran ändert auch der breite Dialekt der Weltmeisterin nichts: «I weiss nii …, i bi eifach schnäll gsecklet.»

Ein Mann in blauem Edelweisshemd macht eine Siegerpose.
Legende: Das Edelweisshemd: eine Schweizer Tradition mit Jahrgang 1978. Keystone / Michael Buholzer

Wenn hingegen jemand in Wisconsin Käse herstellt, darf er «Emmental» draufschreiben und so viele Schweizerkreuze auf die Verpackung drucken, wie er will. Unterhosen made in Bangladesch, ein Sturmgewehr made in Kasachstan, auch da darf überall problemlos ein Schweizerkreuz drauf sein, die Schweiz kann nichts dagegen unternehmen. Und es ist ja wohl zu erwarten, dass auf dem neuen Kampfjet F 35-A ein weisses Kreuz auf rotem Grund prangen wird – er ist made in USA, nicht in Stans ...

Was ist denn noch schweizerisch? Die sprichwörtliche Pünktlichkeit unserer Bahnen ist dahin, die mächtige UBS kokettiert mit dem Umzug in die USA, Wilhelm Tell samt Apfelschuss sind Erfindung eines deutschen Dichters. Und eben hat das Parlament beschlossen, statt «Schweizerfranken» solle unsere Währung bloss noch «Franken» heissen.

«la suisse n'existe pas» steht mit weisser Schrift auf schwarzem Grund.
Legende: Ein Satz, der für Aufregung sorgte: Der schweizerisch-französische Künstler Ben Vautier provozierte damit an der Weltausstellung 1992. Keystone / STR

«Wir haben doch unsere Traditionen!», werden die Tausenden einwenden, die unlängst am «Eidgenössischen» stolz das Schwinger- und Bauernhemd getragen haben. Allein, den Stoff mit dem Edelweiss auf hellblauem Grund stellte die Weberei Gugelmann in Roggwil BE erstmals 1978 her. Von wegen alte Schweizer Tradition …

Vielleicht lag der viel geschmähte Künstler Ben Vautier ja richtig, der an der Weltausstellung 1992 mit «La Suisse n’existe pas» provozierte? Welsch war damals noch allen geläufig. Ausser Ueli Maurer. Hätte er Frühfranzösisch gehabt, könnte man ihm das Prinzip von «Servir et disparaître» erläutern: dem Volk als Bundesrat dienen und nach dem Rücktritt einfach … schweigen. Aber nein, er geht als «former President of the Swiss Confederation» ans Kaffeekränzchen der Völkermörder, Bombenbastler und Autokraten nach Peking – und lässt dort die Fahne mit dem Schweizer Kreuz hissen, während er in Reih und Glied steht mit Xi Jinping, Putin und Kim Jong-un. In solchen Momenten wäre man froh, es gäbe die Schweiz wirklich nicht – man müsste sich weniger schämen.

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SRF 1, Zytlupe, 20.09.2025, 13:00 Uhr

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