Darum geht es: Laut einem Bericht der «New York Post» denkt die UBS über einen Umzug in die USA nach. Grund dafür ist die geplante Verschärfung der Eigenkapitalvorschriften. Führende Manager sollen sich bereits mit Vertretern der US-Regierung unter Präsident Donald Trump getroffen haben. Konkretes gibt es nicht. Die Zeitung vermutet, es könnte zu einer Übernahme einer US-Bank durch die UBS oder einer Fusion kommen. Doch das bleibt Spekulation, die UBS schweigt. Klar ist: Die Bank stemmt sich mit aller Kraft gegen strengere Kapitalvorschriften, die ihr Chef Sergio Ermotti als «exzessiv» kritisiert. Diese Regeln, so Ermotti, gefährdeten die Wettbewerbsfähigkeit der Bank. Die neuerlichen Gerüchte zeigen, dass die Kapital-Frage politisch und wirtschaftlich brisant ist. Für die UBS geht es um ihr Geschäftsmodell, für die Schweiz um mehr Sicherheit.
Der Streitpunkt: Im Kern geht es darum, die Auslandstöchter der UBS vollständig mit eigenem Kapital auszustatten. Bisher war das nicht der Fall. Eine solide Kapitalausstattung soll sicherstellen, dass die UBS auch in Krisenzeiten stabil bleibt – im In- und Ausland. Dem Bundesrat zufolge könnte die vollständige Kapitalausstattung der Auslandstöchter bis zu 26 Milliarden Dollar kosten. Wissenschaftliche Analysen kommen jedoch teils auf deutlich niedrigere Beträge. Hinzu kommt: Wie die strengeren Regeln umgesetzt werden, ist noch offen. Das Parlament berät derzeit darüber. Es ist gut möglich, dass die UBS an einigen Stellen Zugeständnisse erhält – vor allem mit Unterstützung aus bürgerlichen Kreisen.
Der Wegzug aus der Schweiz: UBS-Chef Sergio Ermotti, der bis mindestens Ende 2026 an der Spitze bleiben will, betont: Die UBS ist eine Schweizer Bank mit internationaler Ausstrahlung. Ein Wegzug stehe daher nicht zur Debatte. Doch hinter den Kulissen prüft die Bank alle Möglichkeiten – das gehört zu ihrem Geschäft. Das Lobbying der UBS gegen eine strengere Regulierung ist letztlich auch ein Signal an die Investoren, an die Aktionäre: Man tut etwas, man lässt sich vom Regulator nicht alles gefallen. Und: Man will weiter wachsen.
Die Optionen: Bei einem Wegzug lautet die entscheidende Frage: wohin? In die USA, etwa nach New York? Das würde asiatische Kunden abschrecken, die ihr Geld nicht in einer US-Bank sehen wollen. Und gerade diese Kunden sind für die UBS von zentraler Bedeutung. Dann London: Diese Adresse hat seit dem Brexit an Strahlkraft verloren. Hongkong dürfte ebenfalls schwierig sein, weil der Einfluss Chinas auf den dortigen Finanzplatz massiv zugenommen hat. Singapur wird auch genannt.
Hürden eines Wegzugs: Ein Umzug ist kompliziert – finanziell und regulatorisch. Die UBS müsste bei einem Wegzug Steuern nachzahlen und sich mit neuen, womöglich strengeren Aufsichtsbehörden auseinandersetzen. Auch organisatorisch wäre ein Umzug eine enorme Herausforderung. Er würde Kräfte binden, die die Bank dringend für die Integration der Credit Suisse benötigt – eine der grössten Fusionen der Bankengeschichte weltweit. Ein Umzug wäre schlicht ein personeller und finanzieller Kraftakt mit vielen Unwägbarkeiten. Und nicht zu vergessen: Die Swissness ist eine Marke, ein Wert – besonders im Private Banking. Das weiss auch die UBS.