Die Uhrenbranche ist von den hohen US-Zöllen besonders stark betroffen. Der Grund: Sie kann ihre Produktion nicht ins Ausland oder gar in die USA verlagern. Mit den hohen US-Zöllen, die seit Donnerstag gelten, ist es für sie schwierig, konkurrenzfähig zu bleiben.
Vor allem für kleine Uhrenhersteller – ohne grosse Vertriebs-Infrastruktur – ist das ein Problem. Zum Beispiel für die Uhrenmanufaktur Chronoswiss in Luzern. In deren Atelier mitten im Stadtzentrum von Luzern, nahe dem Löwendenkmal, bauen die gut 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rund 1500 Uhren pro Jahr. Durch grosse Glasfenster kann man den Uhrmacherinnen und Uhrmachern bei ihrer filigranen Arbeit zusehen.
Jede fünfte Uhr, die in feinster Handarbeit entsteht, ist für den US-Markt bestimmt. Die US-Zölle von 39 Prozent auf Schweizer Exporte ist für die kleine Manufaktur ein schwerer Schlag.
Da kam im Team schon die Frage auf, was passiert mit uns?
Als die Nachricht im Team die Runde machte, war die Stimmung dementsprechend gedrückt, sagt Chronoswiss-Inhaber und -Chef Oliver Ebstein: «Da kam schon die Frage auf, was passiert mit uns? Ich habe ein Versprechen abgegeben, dass sich momentan nichts ändert, dass wir aber dranbleiben müssen.»
Wettbewerbsfähigkeit steht auf dem Spiel
Dranbleiben heisst, Lösungen zu finden. Viele Reserven hätten sie nicht, sagt Oliver Ebstein. «Als kleine Manufaktur haben wir nicht diese ‹Deep Pockets›, die ermöglichen, dass man schwierige Situationen ein paar Jahre lang aushalten könnte.»
Die letzten paar Tage – also bevor die neuen Zölle für Schweizer Produkte in den USA in Kraft traten – hätten sie deshalb eine grosse Verpackungsaktion gemacht: «Wir haben alles, was da war, nach Amerika geschickt. So konnten wir uns allenfalls ein bisschen Zeit und Sicherheit erkaufen.»
Berücksichtigt man den schwachen Dollar-Kurs, dürften die Uhren von Chronoswiss für US-Kundinnen und Kunden künftig bis zu 50 Prozent mehr kosten. So seien sie nicht konkurrenzfähig, sagt Oliver Ebstein. Er steht nun in engem Kontakt mit seinen Partnern in den USA. Denn sie müssten sich einigen, wer wie viel der Zölle übernimmt. Wie viel der Mehrkosten an die Kundschaft übertragen wird, wie viel ihre Partner in den USA übernehmen können und wie viel Chronoswiss selber tragen muss. Die Marge dürfte also empfindlich sinken.
Die Situation ist tragisch.
Sich neue Märkte für seine Uhren zu erschliessen, das sei auf die Schnelle kein realistisches Szenario, sagt der Chronoswiss-Chef weiter. Mittelfristig vielleicht schon. Aber: Sie hätten in den letzten Jahren stark in den US-Markt investiert. Das sollte nun eigentlich Früchte tragen.
Hoffen auf eine Lösung
Oliver Ebstein versucht, optimistisch zu bleiben, für sich und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Er gibt aber auch zu: «Die Situation ist tragisch. Wir versuchen, Lösungen zu finden.» Ob das gelingt, weiss Oliver Ebstein nicht: «Fragen Sie mich in drei, vier Monaten nochmals.»
Der Chef der kleinen Luzerner Uhrenmanufaktur hofft, dass der Bundesrat und die Wirtschaftsverbände die hohen Zölle bald abwenden können. Ob dann aber Ruhe einkehrt, ist ungewiss. Die einzige Konstante im US-Geschäft scheint die Unsicherheit zu sein.