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Streit um offene Skigebiete Diese Nachbarländer wollen keinen Schweizer Skitourismus

Der Skitourismus in den Alpenländern sorgt für Aufregung. Besonders bei den Schweizer Nachbarn wird nicht gern gesehen, dass die meisten hiesigen Skiorte planen, schon über die Festtage zu öffnen.

Die EU-Kommission fordert von ihren Mitgliedstaaten, einen gemeinsamen Ansatz zum Thema Wintersport zu prüfen. Doch bisher herrscht Wildwuchs: Österreich plant wie die Schweiz einen Sonderweg mit Öffnungen. Frankreich, Deutschland und Italien hingegen wollen wegen der Corona-Pandemie kein unnötiges Risiko eingehen und schliessen ihre Gebiete. Nun drohen den Menschen der drei Nachbarländer Konsequenzen, falls sie in der Schweiz Ski fahren – Frankreich hat sie bereits beschlossen.

Frankreich: Isolation für sieben Tage

Die französische Regierung will Reisende nach Skiferien in der Schweiz für sieben Tage in Isolation schicken. Zudem sollen sie auf breiter Front getestet werden. Dazu würden Kontrollen an den Grenzen zur Schweiz und zu Spanien eingerichtet, bekräftigte Premierminister Jean Castex.

Die Massnahme soll verhindern, dass sich Franzosen in den geöffneten Wintersportorten des benachbarten Auslands mit dem Coronavirus infizieren. Die Quarantäne werde verordnet, sollten die Schweiz und Spanien ihre Wintersportdestinationen nicht wie Frankreich bis in den Januar hinein schliessen.

Deutschland: Schliessung aller Skigebiete

Wie auch die Franzosen missbilligt Deutschland den Schweizer Sonderweg. Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht sich für eine Schliessung aller Skigebiete in Europa aus. Für Franz Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Weltärztebundes, ist eine mindestens fünftägige Quarantäne nach dem Skiurlaub ein Muss. «Wer jetzt noch meint, trotz hoher Infektionszahlen in den Skiurlaub fahren zu müssen, sollte ganz klar wissen, dass er danach in Quarantäne gehört», sagte er der «Rheinischen Post».

Bisher gilt in Deutschland weiterhin die zehntägige Quarantänepflicht für Einreisende aus Risikogebieten, also auch der Schweiz. Weiterreichende Reisebeschränkungen für den Wintertourismus wurden bisher nicht ausgesprochen.

Italien: Beschluss steht aus

Vor wenigen Tagen tauschte sich Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga mit Premierminister Giuseppe Conte am Telefon über die Lage der Skigebiete aus. Viele Norditaliener besitzen Ferienhäuser in der Schweiz. Beschlüsse stehen noch aus.

Das Telefonat war aufgrund einer Aussage des italienischen Gesundheitsrats-Präsidenten Franco Locatelli ins Rollen gekommen. Locatelli nannte die Entscheidung der Schweiz, die Skigebiete offenzuhalten, «enttäuschend». Er fordert geschlossene Skigebiete bis Ende Jahr oder Quarantäne. Er und andere Wissenschaftler beraten das Gesundheitsministerium.

Österreich: Keine Einmischung erwünscht

Für viele Menschen hat das Thema Skifahren in Österreich einen schalen Beigeschmack. Vom Tiroler Skiort Ischgl aus hatte sich im März das Coronavirus in Europa verbreitet. Zum Corona-Hotspot wurde es aber durch Superspreader beim Après-Ski – und wohl nicht durch das Fahren auf der Piste. «Skivergnügen ja, aber ohne Après-Ski», sagte Sebastian Kurz zu den Bedenken. Der Bundeskanzler verbittet sich eine Einmischung aus dem Ausland. Das Land entscheide selbst, ob es die Skigebiete öffne.

Après-Ski in Ischgl
Legende: In den feucht-fröhlichen Après-Ski-Locations in Ischgl kam es Anfang März zur raschen Ausbreitung des Coronavirus. imago images

Skifahren wird demnach ab dem 24. Dezember möglich sein. Gastronomie und Hotels bleiben jedoch bis zum 7. Januar geschlossen. Für Reiserückkehrer aus Risikogebieten verhängt Österreich aber selbst vom 7. Dezember bis zum 10. Januar eine zehntägige Quarantänepflicht.

SRF 4 News; 2.12.20; 12 Uhr ; 

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