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Studie der Universität Basel Erstes Covid-Jahr: Doppelt so viele Antibiotika verschrieben

  • Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz haben im ersten Jahr der Coronapandemie – also 2020 – doppelt so häufig Antibiotika verschrieben wie zuvor.
  • Das zeigt eine neue Studie von Forschenden der Universität und des Universitätsspitals Basel, wie die Universität Basel mitteilt.

Laut der in der Fachzeitschrift «Clinical Microbiology and Infection» publizierten Studie verdoppelte sich 2020 der Einsatz von Antibiotika von rund 8 auf 16 Antibiotikaverschreibungen pro 100 Konsultationen.

Antibiotikablister
Legende: Antibiotika kommen vornehmlich gegen Bakterien in Einsatz, nicht gegen Viren. Keystone/MONIKA SKOLIMOWSKA

Antibiotika wirken nicht gegen Coronaviren

Die massiv erhöhte Verschreibungspraxis zeigte sich demnach für alle Antibiotikaklassen, auch solche, die primär nicht zur Behandlung von Atemwegsinfekten vorgesehen sind. Dies, obwohl Antibiotika gegen Viren wie das Coronavirus nicht wirken.

Die Forscherinnen und Forscher halten dies für besorgniserregend: Der übermässige und unsachgemässe Einsatz von Antibiotika erhöhe das Risiko, dass Bakterien resistent gegen den eingesetzten Wirkstoff werden, erklärt Studienleiter Heiner Bucher in der Mitteilung der Universität Basel. Multiresistente Bakterien führen zu Infektionen, die sich kaum mehr behandeln lassen.

Studie hat 2017 begonnen

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Die Forschenden der Universität und des Universitätsspitals Basel starteten ihre Studie zur Verschreibung von Antibiotika bereits 2017. Grundlage waren vollständig anonymisierte individuelle Patientendaten von über zwei Millionen Krankenversicherten aller Altersgruppen sowie Abrechnungsdaten von Ärztinnen und Ärzten. Während der Pandemie untersuchten sie dann anhand der Daten von fast 3000 Kinderärztinnen und -ärzten und und Allgemeinmedizinerinnen und -medizinern, wie sich das Verschreibungsverhalten durch Corona veränderte.

Studienautoren geben mehrere mögliche Erklärungen an

Als mögliche Gründe für den Anstieg führen die Forschenden die Angst vor zusätzlichen bakteriellen Komplikationen bei einer Covid-19-Infektion an. Auch fehlende Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten gegen Covid-19 dürften eine Rolle gespielt haben, wie die Universität Basel schreibt.

Nicht ausschlaggebend für den Anstieg waren aber laut den Forschenden «Blindverschreibung», etwa durch Telefonkonsultationen. Der Grossteil der Verschreibungen erfolgte bei Konsultationen in der Praxis.

SRF 4 News, 18.12.2023, 12 Uhr ; 

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