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Szenario grosser Bergsturz Phase Rot: Bündner Dorf Brienz droht baldige Zerstörung

  • Das von einem grossen Bergsturz bedrohte Dorf Brienz/Brinzauls im Kanton Graubünden kehrt zurück in die Phase Rot, teilt die zuständige Gemeinde Albula/Alvra mit.
  • Das heisst: Brienz darf bis auf Weiteres nicht mehr regelmässig betreten werden.
  • Ein Bereich oberhalb des Dorfes habe sich seit dem Winter und in den vergangenen sechs Wochen durch Niederschläge stark beschleunigt.

Seit Montag ist das Bündner Dorf Brienz wieder gesperrt. Niemand darf das Dorf betreten, weil 600'000 bis 2.2 Millionen Kubikmeter Fels abzustürzen drohen. Im Verlauf der Woche haben Geologen berechnet, was das genau für das Dorf heisst. Die Situation hat sich nach den Niederschlägen von Anfang Mai und dem Pfingstwochenende deutlich verschärft.

Am Freitag teilt der Gemeindeführungsstab mit, dass das Dorf bis auf Weiteres nicht mehr betreten werden darf – neu gilt Phase Rot statt Phase Orange. Brienzerinnen und Brienzer sowie Zweitwohnungsbesitzer dürfen nicht mehr regelmässig in ihre Häuser zurück. Die Bevölkerung bleibt evakuiert.

Der Schuttstrom kurz vor dem Dorf Brienz.
Legende: Der akut beschleunigte Ostteil des Plateaus (hellblau) wird auf rund 600'000 Kubikmeter Volumen geschätzt. Die «Insel Ost» (hellgrün) ist ein Rest des 2023 niedergegangenen Schuttstroms. Die «Schutthalde oben» (hellbeige) besteht aus abgestürztem Material nach dem Schuttstrom von 2023 und hat ein Volumen von rund 1.2 Millionen Kubikmeter. Frühwarndienst Albula/Alvra

Im schlimmsten Fall könnten bis zu 2.2 Millionen Kubikmeter Gesteinsmasse bis zum Dorf oder gar Richtung Tal stürzen. Dies würde schwere Schäden verursachen, schreibt der Gemeindeführungsstab von Albula/Alvra.

Die Gemeinde sei über die Entwicklung der Geschwindigkeiten am Berg «besorgt», heisst es. Seit dem Winter nahm die Beschleunigung, auch durch die Niederschläge in den vergangenen sechs Wochen, kontinuierlich zu. Die Gefahr eines grossen Bergsturzes ist stark gestiegen.

Es ist sehr stark abhängig vom Wetter.
Autor: Stefan Schneider Geologe

Das sogenannte «Plateau Ost» bewege sich seit Tagen und Wochen schneller, sagt Geologe Stefan Schneider. «Es könnte zu einer Prozessverkettung kommen. Das heisst: Das Plateau könnte auf die Schutthalde abstürzen und diese beschleunigen. So könnten grosse Gesteinsmassen abstürzen.» Dies sei sehr gefährlich.

So das Worst-Case-Szenario. Es könnten auch kleinere Teile abstürzen. «Es ist sehr stark abhängig vom Wetter, also wie hoch die Feuchtigkeit ist», so Schneider weiter. Das «Plateau Ost» bewege sich als Ganzes. «Deshalb können wir das Worst-Case-Szenario nicht ausschliessen.»

Phase Blau im Bereich des Möglichen

Sollte sich die Situation weiter verschärfen, würde der Gemeindeführungsstab die Phase Blau ausrufen. Dann stünde ein Ereignis, also Felsstürze oder ein grosser Bergsturz, unmittelbar bevor. Dann müssten zudem die Albulalinie der Rhätischen Bahn sowie die Kantonsstrassen im Tal gesperrt werden.

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Regionaljournal Graubünden, 20.6.2025, 12:03 Uhr ; 

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