«Für das Steueramt konnte leider trotz mehrmaliger Ausschreibung keine Person mit Fachkenntnis gefunden werden»: So steht es in einer Mitteilung der Gemeinde Berg im Kanton St. Gallen. Deshalb lagert die kleine Gemeinde bis Ende Jahr ihr Steueramt an die Stadt St. Gallen aus.
Für die Stadt St. Gallen ist dies ein Novum. Zwar übernimmt sie auch für elf andere Gemeinden kleinere Aufgaben im Steuerbereich. Aber dass sie sämtliche Aufgaben eines anderen Steueramtes übernimmt, geschieht zum ersten Mal.
Berg ist kein Einzelfall
Berg ist mit seinem Problem nicht allein. In den letzten Jahren häufen sich Meldungen aus der ganzen Schweiz über Steuerämter, die nicht genug Personal finden. Zum Beispiel in Freiburg. Der Vorsteher der kantonalen Steuerverwaltung sagte gegenüber den Freiburger Nachrichten kürzlich: «Ich gebe zu, wir haben Verspätung.»
Im Frühling verschickten verschiedene Thurgauer Gemeinden eine Nachricht. Überall stand mehr oder weniger das Gleiche drin: «Die Gemeinde bittet die Bevölkerung um Geduld, wenn die Steuerveranlagung länger als üblich auf sich warten lässt, und bedankt sich für das Verständnis.»
Der Fachkräftemangel trifft auch die Steuerämter
Die Gründe sind in der ganzen Schweiz die Gleichen. In ihren Meldungen verwiesen die Thurgauer Gemeinden auf den Kanton: Das Steueramt sei überlastet. «Der aktuelle Fachkräftemangel einhergehend mit einer stark erhöhten Fluktuation im letzten Jahr», werden als zwei Gründe genannt.
Zudem das Bevölkerungswachstum: Mehr Menschen bedeutet auch mehr steuerpflichtige Personen und dadurch auch mehr Arbeit für das Steueramt. Und das bei «seit 2015 gleich gebliebenem Personalbestand».
Fluch und Segen der Digitalisierung
Die Digitalisierung könnte hier zwar helfen und die Arbeitslast eines Steueramtes verringern. Die Digitalisierung ist jedoch auch mit Aufwand verbunden. Die Thurgauer Gemeinden nannten nämlich als zusätzlichen Grund die «Einführung einer neuen Veranlagungssoftware und der damit einhergehenden intensiven Testarbeiten».
Berg hofft auf eine baldige Lösung
In der Gemeinde Berg (SG) gingen auf die Stellenausschreibung mehrere Bewerbungen ein. Es sei jedoch keine Person mit den nötigen Fachkenntnissen darunter gewesen, sagt Gemeindepräsident Peter Imthurn gegenüber SRF. Trotzdem hofft Berg, dass die Stelle in Zukunft wieder besetzt werden kann.
Bei der Stadt St. Gallen hiess es auf Anfrage, die 500 bis 600 Steuerfälle aus Berg könne die Stadt gut übernehmen. Das sei zusätzlich zu den rund 50'000 Steuerfällen der Stadt machbar. «Aber wir können nicht jede Gemeinde übernehmen», sagt der Leiter des städtischen Steueramtes, Antonio Romano.