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Verwirrung um Selbsttest Behörden stoppen Spucktest-Verkauf an Privatpersonen

Onlinehändler dürfen Tests nicht an Private verkaufen. Laut Swissmedic sei die richtige Anwendung nicht sichergestellt.

Über die Ostertage stehen Familienbesuche an – kein einfaches Unterfangen in Coronazeiten. Covid-19-Schnelltests, die jeder selbst zu Hause machen kann, könnten Familienmitglieder absichern und einen unbeschwerten Osterbrunch ermöglichen. Doch letzte Woche kündete Bundesrat Berset an, dass diese erst nach den Festtagen zur Verfügung stehen werden.

Da ist der eine oder andere versucht, sich einen solchen Antigen-Selbsttest vor Ostern im Internet zu besorgen, zum Beispiel im Onlineshop Cleanswiss. Laut Inhaber Roger Deuber stossen seine Tests bei Privatkunden und Firmen auf grosses Interesse: «Es ist verrückt. Die Leute wollen etwas unternehmen. Sie geben auch Geld dafür aus, obschon die Tests in naher Zukunft gratis abgegeben werden.»

Es ist verrückt. Die Leute wollen etwas unternehmen. Sie geben auch Geld dafür aus, obschon die Tests in naher Zukunft gratis abgegeben werden.
Autor: Roger Deuber Onlineshop Cleanswiss

Spucktests dürfen in der Schweiz an medizinisches Fachpersonal abgegeben werden

Doch jetzt wird Cleanswiss ausgebremst. Die Aufsichtsbehörde für Arzneimittel Swissmedic weist den Onlineshop darauf hin, dass der Verkauf solcher Tests an Private verboten ist und droht Anbietern mit einer Busse von 50'000 Franken. Die Begründung von Swissmedic: «Die auf der Webseite der Cleanswiss angebotenen Covid-19-Schnelltests wurden vom Hersteller ausschliesslich zur Anwendung durch Fachpersonen ausgelegt. (...) Die korrekte Anwendung durch das Publikum ist daher nicht sichergestellt.»

Roger Deuber kann darüber nur den Kopf schütteln: «Das ist völlig übertrieben. Man muss lediglich gut instruiert werden, es braucht kein Fachpersonal aus dem medizinischen Bereich.» Zudem sei in seinem Webshop eine Bedienungsanleitung und ein ausführliches Erklärvideo abrufbar gewesen. Er hat kein schlechtes Gewissen, diese Produkte in der Schweiz zu verkaufen. «Es geht darum, die Ansteckungsketten zu unterbrechen, und da haben wir sicher einen guten Beitrag geleistet», ist Deuber überzeugt.

Dennoch hält er sich an das Verbot von Swissmedic und verkauft die Spucktests vorerst nur an Fachpersonen. Nicht wie andere Onlineshops, die nach wie vor Speicheltests zum Verkauf an Private anbieten.

Warum ist in der Schweiz nicht möglich, was im Ausland schon lange geht?

Bleibt die Frage: In unseren Nachbarländern gibt es Selbsttests schon zu kaufen. Deutschland stellt die kostenlosen Spucktests schon länger zur Verfügung – sogar im Discounter. In Österreich wurden dafür die gesetzlichen Hürden gesenkt: Auch Tests, die laut Hersteller nur für Fachpersonen sind, werden in den Apotheken seit Anfang März abgegeben. Darunter auch der gleiche Test wie in Roger Deubers Shop.

Warum geht das in der Schweiz nicht? «Kassensturz» fragte am heutigen Point de Presse in Bern nach, die Antwort gab Fosca Gattoni, stellvertretende Leiterin Sektion Heilmittelrecht beim BAG: «In der Schweiz haben wir strengere Anforderungen für die Validierung von solchen Tests. Bisher haben wir noch von keinem Test die nötigen Unterlagen zugestellt bekommen, um eine Zulassung zu prüfen.»

Die wichtigsten Informationen zum Coronavirus:

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Kassensturz, 30.03.2021, 21:05 Uhr

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