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Vor den Sommerferien Bund warnt vor riskanten Auslandsreisen – das müssen Sie wissen

Die Schweiz hat ein reisefreudiges Volk. 12 Millionen Auslandsaufenthalte verzeichnet der Bund im Schnitt pro Jahr. Und es werden immer mehr. Dazu leben über 800'000 Bürger im Ausland. Auch hier steigt die Zahl laufend. Immer wieder geraten Schweizerinnen und Schweizer in anderen Ländern aber auch in Schwierigkeiten. Fachstellen des Aussendepartements EDA warnen vor Reisen in Krisengebiete, wie an einer Medienkonferenz in Bern. Bundeshaus-Korrespondentin Ruth Wittwer mit Antworten auf die drängendsten Fragen.

Ruth Wittwer

Bundeshaus-Korrespondentin

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Ruth Wittwer ist Bundeshaus-Korrespondentin von Radio SRF, seit 2017 gehört sie auch zur SRF-Inlandredaktion. Sie arbeitet seit vielen Jahren als Journalistin, unter anderem sechs Jahre in den USA, davor bei Radio SRF 3 sowie Lokalradios und -zeitungen.

Welche Hilfe können Schweizerinnen und Schweizer erwarten, falls ihnen in «gefährlichen Ländern» etwas zustösst?

So gut wie keine. Das Krisenmanagement-Zentrum rät von solchen Reisen generell ab. Heute stehen 20 Länder auf dieser Liste, darunter Syrien, Afghanistan, Iran, Nordkorea, Israel und das besetzte palästinensische Gebiet. Das Phänomen, in Krisengebiete zu reisen, nennen die Fachleute «Dark Tourism». Das EDA kann in diesen Gebieten nur eingeschränkt helfen und in gewissen Situationen gar nicht. Es appelliert an die Eigenverantwortung der Touristinnen und Touristen. Und zwar überall, nicht nur in gefährlichen Ländern.

Weshalb reisen Schweizer an Orte, an denen Krieg herrscht?

Das fragt sich auch Marianne Jenni, die Chefin der konsularischen Direktion des EDA. Fakt ist, Schweizer reisen nicht nur immer öfter, sondern auch immer mehr in exotische Länder. Jenni erwähnt Reisebüros, die riskante Trips anbieten. Die Schweizer Vertretungen im Ausland seien zwar hilfsbereit, aber sie seien keine Rückholversicherung und kein Ersatz für gesunden Menschenverstand. Es bestehe kein Rechtsanspruch auf konsularischen Schutz.

Grosse Auslandschweizer-Community

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Die konsularische Direktion des EDA ist auch Anlaufstelle für die stetig wachsende Zahl der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer. Viele von ihnen sind Mehrfachbürger. Die meisten der über 800'000 Auslandschweizer leben in Frankreich, Deutschland und den USA. Nur in fünf Ländern gibt es keine Eidgenossen: in Nordkorea, Nauru, Turkmenistan, Tuvalu und auf den Marshallinseln.

Wie die Bevölkerung der Schweiz altern auch die Bürgerinnen im Ausland. Ein Viertel, etwa 200'000 Personen, ist über 65 Jahre alt. Das EDA war im letzten Jahr vermehrt mit Todesfällen und medizinischen Notfällen dieser Community beschäftigt. Und mit der Rückführung von gesundheitlich angeschlagenen Schweizer Bürgern im Ausland, die nicht alleine heimkehren konnten.

Wie hilft die Schweiz bei Problemen im Ausland?

Wenn jemand bei Schwierigkeiten im Ausland in Haft kommt, beispielsweise wegen Drogenvorwürfen, kann diese Person nicht aus dem Gefängnis geholt werden. Aber die Schweizer Vertretungen vor Ort unterstützen die Verhafteten mit Besuchen im Gefängnis, mit einer Anwaltsliste oder dem Informieren von Angehörigen.

Bei Unfällen im Verkehr von Thailand oder einem Herzinfarkt beim Wandern in Österreich etwa kann das EDA die Leute nicht aus medizinischen Gründen in die Schweiz ausfliegen. Auch hier gilt die Eigenverantwortung des Einzelnen. Wo hingegen das EDA konkret helfen kann, steht ausführlicher im Auslandschweizergesetz ASG (Art. 48) – darunter beispielsweise Such- und Rettungsmassnahmen.

Bei kleineren Problemen hingegen, wie beim Verlust eines Rucksacks, wird ein Notpass ausgestellt. Falls das Geld weg ist und Familie und Freunde nicht aushelfen können, hilft der Bund mit einem Notkredit aus.

Kann die Schweiz Leute zurückholen, wenn es brenzlig wird?

Reisende erwarten oft, dass sie der Bund ausfliegt, wenn sie in Not geraten. Aber das Auslandschweizergesetz erlaubt keine Repatriierungen. In der Pandemie hat man Ausnahmen gemacht und mit Charterflügen tausende Menschen in die Schweiz zurückgeholt. Die Schweiz hat jedoch keine eigenen Flugzeuge für Rückführungen.

Ist die Einreise in die USA tatsächlich schwieriger geworden?

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Reisende vor Abflugtafel am Flughafen.
Legende: Imago/Pond5 Images

Medien berichteten über einige Fälle erschwerter Einreisen in die USA. Bei den zuständigen Stellen des EDA haben sich zwei Personen mit Schwierigkeiten bei der Einreise in die USA gemeldet. Die Betroffenen waren aber nicht mehr vor Ort, sondern bereits auf der Rückreise. Das EDA spricht von einer unbekannten Dunkelziffer. Die US-Behörden hätten jedoch die Einreise-Kriterien nicht gross geändert. 

Die Reisehinweise und die Helpline des EDA und die Travel Admin App bieten Informationen zur Vorbereitung einer Reise ins Ausland.

Tagesschau, 26.6.2025, 19:30 Uhr ; 

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