Eine Schweizer Idee zur Abmilderung des Klimawandels gewinnt seit Jahren Aufmerksamkeit, Achtung und viel Geld. Mit seinen Anlagen, die CO₂ aus der Luft saugen, hat Climeworks bis heute 810 Millionen US-Dollar eingesammelt.
Das Unternehmen war rasant gewachsen, bis zuletzt auf 498 Angestellte. Zu viele, wie sich jetzt zeigt. Climeworks steht offenbar vor einer Massentlassung. Derzeit läuft das Konsultationsverfahren. Ein solches kommt zum Zug, wenn ein Unternehmen mehr als 10 Prozent seines Personals auf einmal entlassen will.
«Es ist so, dass unsere finanziellen Mittel nicht unendlich sind», sagt Jan Wurzbacher. Er ist Co-Gründer und -Geschäftsführer von Climeworks. Man müsse sich von Mitarbeitern trennen, um Projektpläne und Finanzpläne einhalten zu können. Laut Auskunft des Unternehmens werden es deutlich mehr als 10 Prozent sein.
Die Probleme des Unternehmens sind vielfältig. Unter anderem liegt die Expansion in die USA auf Eis. Die Pläne in Louisiana waren weit fortgeschritten. Man sprach bereits über 469 neue Jobs, die Climeworks dort schaffen würde, und man habe eine Zusage vom Department of Energy gehabt für ein Volumen von 500 Millionen US-Dollar. 2026 sollte Baubeginn sein. Unter einem US-Präsidenten Donald Trump stehen Klimaschutzprojekte aber unter einem schlechten Stern.
Jan Wurzbacher sagt, dass ihm aufgrund der Kürzungen in den US-Behörden teilweise die Ansprechpartner fehlten, «um den weiteren Projektablauf kurzfristig klären zu können». Er sagt aber auch: «Uns ist im Moment nicht bekannt, dass unser Projekt gestoppt werden würde.»
Anlagen in Island weit unter den Erwartungen
In Island betreibt Climeworks zwei Anlagen, «Orca» seit 2021 und «Mammoth» seit 2024. Laut dem isländischen Investigativjournalisten Bjartmar Alexandersson liegen beide weit unter den Versprechungen: «Wir haben herausgefunden, dass die Zahlen keinen Sinn ergeben. Sie behaupten, mehr CO₂ einzufangen als sie tatsächlich tun.»
«Mammoth» etwa sollte über 36'000 Tonnen pro Jahr aus der Atmosphäre einfangen können. Im ersten Jahr seien es aber gerade einmal 105 Tonnen gewesen, so Alexandersson.
Climeworks stellt die Probleme nicht in Abrede. Jan Wurzbacher sagt, vom Labor bis zum Betrieb in einer realen Umgebung lerne man Vieles, das mit der Kerntechnologie eigentlich nichts zu tun habe. Im Falle von Island etwa: Eis und Schnee lassen gewisse Mechanismen gefrieren. Um solche «trivialen» Probleme zu lösen, dauere es eine gewisse Zeit. Das Unternehmen argumentiert auch, dass in «Mammoth» erst ein Teil der Maschinen verbaut seien.
Aus der Atmosphäre Teile herauszuziehen, ist energieaufwändig und kostenintensiv.
Diese Anfangsprobleme seien nicht ungewöhnlich – zumal Climeworks etwas versuche, was vor ihnen noch niemand versucht habe, sagt Rolf Wüstenhagen, Professor für Management von Erneuerbaren Energien an der Universität St. Gallen. «Das kann funktionieren, hat aber natürlich auch Risiken, weil man sozusagen die Nadel im Heuhaufen sucht. CO₂ ist recht weit verteilt in der Atmosphäre, und aus ihr die Teile herauszuziehen, ist energieaufwändig und kostenintensiv.»
Bei Climeworks treffen derzeit technische Schwächen und die erratische US-Politik auf grosse Hoffnungen von Investoren – ein schwieriger Mix, der nun auf Kosten der Angestellten geht. Das Konsultationsverfahren wird Mitte kommender Woche abgeschlossen sein. Dann wird klar, wie viele Personen entlassen werden.