- Ein Gericht in der deutschen Stadt Bonn hat den ehemaligen Steueranwalt Hanno Berger zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren verurteilt – wegen Steuerhinterziehung.
- Berger gilt als Schlüsselfigur der sogenannten Cum-Ex-Aktiendeals in Deutschland.
- Durch diese Geschäfte entgingen dem deutschen Staat laut Experten Milliarden an Steuereinnahmen.
- Das Urteil gegen ihn ist noch nicht rechtskräftig.
Der 72-jährige Hanno Berger sei wegen Steuerhinterziehung in drei Fällen schuldig, entschied das Bonner Landgericht am Dienstag. Das mögliche Höchstmass lag bei 15 Jahren, die Anklage hatte neun Jahre Haft gefordert. Die Verteidigung hatte Fehlverhalten ihres Mandanten eingeräumt, dessen Ausmass aber deutlich geringer gewesen sei als von der Staatsanwaltschaft dargestellt. Die Straftaten erstreckten sich über den Zeitraum von 2007 bis 2011. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Berger als Wegbereiter für Cum-Ex in Deutschland
Berger ist der bekannteste Protagonist des Geschäftsmodells, das der Bundesgerichtshof im Jahr 2021 als Straftat gewertet hat. Er beriet Banken, Fonds und Investoren bei der Konstruktion der Geschäfte und warb über sein Netzwerk vermögende Kunden ein. Dafür kassierte er Millionen.
Früher war er Beamter in der hessischen Steuerverwaltung, später wechselte er die Seiten und stellte den Finanzakteuren profunde Kenntnisse des Steuerrechts zur Verfügung. Ende 2012 setzte sich der Steuerexperte Berger in die Schweiz ab, wo er sich jahrelang der deutschen Justiz entziehen konnte. Erst im Februar 2022 wurde er an Deutschland ausgeliefert.
Parallel zum Bonner Verfahren läuft vor dem Wiesbadener Landgericht noch ein weiterer Strafprozess gegen ihn, wo ihm weitere Cum-Ex-Vergehen vorgeworfen werden. Berger hat das Geschäftsmodell, bei dem Aktien mit («cum») und ohne («ex») Ausschüttungsanspruch rund um den Dividendenstichtag verschoben wurden und gar nicht gezahlte Steuern erstattet wurden, zwar nicht erfunden. Er gilt aber als Wegbereiter dafür, dass Cum-Ex in Deutschland im grossen Stil betrieben werden konnte. Durch Cum-Ex büsste der deutsche Staat einen zweistelligen Milliarden-Euro-Betrag ein.
Die Aufarbeitung des grössten Steuerskandals der Bundesrepublik dürfte noch Jahre dauern. Um die Flut an absehbaren Prozessen bewältigen zu können, wird in Bonns Nachbarstadt Siegburg sogar ein neues Gebäude nur für künftige Cum-Ex-Prozesse gebaut. Das Gebäude soll 2024 fertig sein.