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Dreckiges Gold in der Schweiz «Der grössten Raffinerie wird Goldwäsche vorgeworfen»

Die Schweiz ist eine riesige Gold-Drehscheibe: Zwei Drittel des weltweiten Goldes wird hierzulande raffiniert. Doch dabei geht es nicht immer sauber zu: Eine Studie der Entwicklungsorganisation Swissaid zeigt, wie Gold aus Minen von Dschihadisten oder anderen bewaffneten Gruppen über die Schweiz auf den Markt findet.

Samuel Emch

SRF-Wirtschaftsredaktor

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Die Digitalisierung der Wirtschaft und ihre Auswirkung auf die Gesellschaft bilden den Kern der Arbeit von Samuel Emch. Ausserdem stehen die Entwicklungen auf den internationalen Finanzmärkten in seinem Fokus.

SRF News: Wie funktioniert dieser Goldhandel aus zweifelhaften Quellen?

Samuel Emch: Der Weg führt beispielsweise von Sudan oder Kongo – an beiden Orten betreiben bewaffnete Gruppen Goldminen – über Dubai in Schweizer Raffinerien. Von hier gelangt das Gold auf den Weltmarkt.

Das Gold gelangt von Sudan oder Kongo über Dubai in Schweizer Raffinerien und von hier auf den Weltmarkt.

Endabnehmer sind die Schmuckindustrie, Banken oder Technologiefirmen. Die Schweiz beherbergt vier der zehn grössten Goldraffinerien der Welt. Deshalb kommt ihr eine wichtige und verantwortungsvolle Rolle in dieser Goldwertschöpfungskette zu.

Arbeiter stehen im Wasser mit Schaufeln in einer Mine.
Legende: Gold aus dubiosen Quellen (Bild: Goldschürfung in Kongo) gelangt laut Swissaid in die Schweiz. Reuters

Hier geht's zur Goldstudie von Swissaid

Der Vorwurf schmutzigen Goldes ist nicht neu. Welche neuen Erkenntnisse bringt die Swissaid-Studie?

Sie ist breiter angelegt und vertiefter recherchiert als frühere Untersuchungen. In der Studie werden jetzt auch Namen genannt, sie beschreibt Schwachstellen und Probleme im globalen Goldhandel. Der Fokus liegt dabei auf den Vereinigten Arabischen Emiraten, und hier insbesondere auf Dubai.

Dubai gilt als kritische Quelle für Gold.

Von dort kommt der Grossteil des Goldes, das in die Schweiz gelangt und hier raffiniert wird. Dabei gilt Dubai als kritische Quelle für Gold. Auf dem dortigen Goldmarkt wird auch Edelmetall aus dubiosen afrikanischen Quellen angeboten, welches dann unter Umständen in der Schweiz landet.

Kein direkter Zusammenhang zur Konzernverantwortungs-Initiative

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Legende: Keystone

Die Swissaid-Studie verweist an zwei Stellen auf die Konzernverantwortungsinitiative, über die das Schweizer Volk Ende November abstimmen wird. Allerdings steht das Volksbegehren nicht im Fokus des Berichts. Die Studie zeigt vielmehr detailliert verschiedene Schwachpunkte in der globalen Wertschöpfungskette auf. (emcs)

Wie funktioniert das genau?

Das Gold kommt laut Swissaid häufig im Handgepäck von Schmugglern nach Dubai, so wird eine detaillierte Kontrolle der Grenzbehörden umgangen. Auf dem Goldmarkt von Dubai ist der umstrittene, früher bereits in die Kritik geratene, grosse Goldkonzern Kaloti tätig. Er kauft das Gold auf dem Souk ein und verkauft es weiter in die Schweiz.

Kaloti ist laut Swissaid ein wichtiger Lieferant für die im Tessin angesiedelte grösste Goldraffinerie der Welt, Valcambi. Die anderen Goldraffinerien in der Schweiz seien allerdings vorsichtiger, was Geschäfte mit Kaloti angeht, so die Studie.

Goldnuggets in vier Händen.
Legende: Das Gold aus Sudan oder Kongo gelangt nach Dubai und von dort in die Schweiz. Reuters

Ist das Problem in dem Fall vor allem bei der Tessiner Raffinerie Valcambi zu suchen?

Hier sieht Swissaid zumindest den grössten Handlungsbedarf. In der Tat wird Valcambi in der Studie Goldwäsche vorgeworfen. Entsprechend fordert die Hilfsorganisation den Tessiner Raffineriebetreiber dazu auf, die Herkunft des Goldes besser zu prüfen und sicherzustellen, dass das Gold nicht vom Goldmarkt in Dubai kommt.

Swissaid legt keine eindeutigen Beweise vor.

Allerdings legt Swissaid keine eindeutigen Beweise vor, dass tatsächlich dreckiges Gold bei Valcambi raffiniert wurde. Doch die Studie zeigt, wie bedenklich einfach der Weg von einer Goldmine mit Kinderarbeit, im Besitz von Milizen oder von Terrororganisationen in die Tessiner Raffinerie gelangt.

Das Gespräch führte Roger Aebli.

SRF 4 News aktuell vom 16.7.2020, 10.10 Uhr ; 

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