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Drohende Energie-Engpässe Detailhändler bereiten sich auf Blackouts vor – aber wie?

Spar Österreich macht sein Notfallkonzept öffentlich – Coop, Migros, Aldi und Lidl üben sich in Diskretion und setzen auf langfristige Massnahmen.

Im Falle eines Blackouts gibt Spar Österreich klare Vorgaben an die Belegschaft: Bevor die Ware verdirbt, soll sie billiger an die Kundschaft ausgegeben werden. Und käme es gar zu Plünderungen, so solle man keinen Widerstand leisten, sondern deeskalierend agieren – und bei Gefahr die Filiale verlassen. Von diesen Anweisungen berichten verschiedene Medien, unter anderem «20 Minuten».

Auch in der Schweiz könnte im kommenden Winter ein Gas- und ein Energie-Engpass drohen. Sogar Bundesrätin Simonetta Sommaruga warnte kürzlich an einer Medienkonferenz davor. «Eine Mangellage, das trifft die ganze Bevölkerung», sagte sie vor den Medien in Bern.

Die Landesregierung bereitet sich laut Sommaruga auf den Notfall vor.

Wie aber steht es um die für die Grundversorgung der Bevölkerung wichtigen Supermärkte? Was tun Coop, Migros, Lidl und Aldi, um zu verhindern, dass die Ware nicht in den Kühlregalen vergammelt, wenn es zum Blackout kommt? Oder die Bevölkerung gar die Filialen plündert?

Leere Regale in einem Lebensmittelgeschäft. Davor steht ein Mann mit Einkaufswägeli.
Legende: In den Tagen vor dem ersten Pandemie-bedingten Shutdown kam es in Schweizer Lebensmittelläden zu ungewohnten Bildern: leere Regale in einer Detailshandelsfiliale in Crissier, 14. März 2020. Keystone

Wortkarg gibt man sich bei Coop: «Coop verfügt über einen Notfallplan für den Fall eines Stromausfalls und das Personal ist entsprechend geschult», schreibt Mediensprecherin Melanie Grüter auf Anfrage. Man stehe diesbezüglich in Kontakt mit dem Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) und der Organisation für Stromversorgung in Ausserordentlichen Lagen (Ostral). Was im Notfallplan genau steht, darüber gibt Grüter auch auf Nachhaken keine Auskunft.

Spar Schweiz nicht so offen wie der Nachbar

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Im Gegensatz zu Spar Österreich gibt sich Spar Schweiz reserviert: «Spar Schweiz als vorausschauendes Unternehmen setzt sich laufend mit Szenarien jeglicher Art auseinander. Jedoch machen wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Angaben im gefragten Detaillierungsgrad», lässt die Medienstelle SRF auf Anfrage wissen.

Migros: «Kein Grund zur Panik»

Auch bei der Migros möchte man nur bedingt zu solchen «cineastisch anmutenden Worst-Case-Szenarien» Stellung nehmen, wie Marcel Schlatter, Leiter der Medienstelle, sagt. «Es gibt keinen Grund zur Panik», denn grundsätzlich fühle man sich gut vorbereitet.

Und: «Minutiöse Vorbereitungen für Extremszenarien bedeuten schliesslich nicht, dass diese auch umgesetzt werden müssen.» Sollte kein Strom mehr zur Verfügung stehen, so hätte die Migros tatsächlich ein Problem. Aber entsprechende Eventualplanungen würden vorbereitet. Ins Detail geht Schlatter allerdings nicht.

Gas-Engpässe: So sorgt die Migros vor

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Laut Marcel Schlatter sind in den Industriebetrieben der Migros Produktionsanlagen im Einsatz, die mit unterschiedlichen Energievarianten betrieben werden. So sehe man die derzeitige Lage als Motivation, die Nachhaltigkeitsstrategie nochmals zu beschleunigen. «Wir haben bereits grosse Investitionen getätigt. So hat das Molkereiunternehmen Elsa beispielsweise ihre Gas-Heizung durch eine mit Holzpellets ersetzt», erklärt Schlatter.

Stünde weniger Gas zur Verfügung, «müssten wir Prioritäten setzen». Der Fokus würde hier klar auf Anlagen liegen, welche für die Produktion von Nahrungsmitteln, also für die Landesversorgung, vorgesehen sind.

Lidl & Aldi: Beobachten, nicht spekulieren

Auch bei Lidl Schweiz beobachtet man die Entwicklungen im Energiebereich sehr genau und ist daran, die notwendigen Notfallkonzepte auszuarbeiten, wie Mediensprecherin Vanessa Meireles erklärt. Man sei sich des Risikos einer potenziellen Energiekrise bewusst. «Unser Ziel ist es, möglichst gut darauf vorbereitet zu sein. Wir prüfen deshalb derzeit verschiedene Massnahmen.» Welche das sind, darüber schweigt Meireles.

Lidl setzt auf langfristige Massnahmen

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Lidl sei generell – und unabhängig von einer möglichen Energiekrise – sehr darauf bedacht, den Energieverbrauch wo immer möglich zu reduzieren und tief zu halten. Dies betreffe sowohl den Gebäudebereich als auch den Logistikbereich. Dabei setzt Lidl auf verschiedene Massnahmen:

  • Bereits wurden die Filialen schweizweit auf LED-Beleuchtung umgerüstet und dadurch die Energieeffizienz erhöht.
  • Bei der Logistik will Lidl vom Einsatz fossiler Energie wegkommen und auf verschiedene Treibstoffe und Antriebskonzepte setzen, um das Risiko auf mehrere Energieträger zu verteilen und weniger abhängig von einer Lösung zu sein.
  • Nutzung von Abwärme der eigenen gewerblichen Kühlregale/Kälteanlagen zur Heizung.
  • Errichtung von Fotovoltaikanlagen auf den Filialen und Lagerstandorten.
  • Minergie-Bauweise der Filialen ab 2018 und der Verteilzentren sowie des Hauptsitzes.

Auch Aldi Suisse lässt sich nicht in die Karten blicken. «Wir bitten um Verständnis, dass wir zu potenziellen Szenerien keine Spekulationen abgeben», schreibt die Medienstelle. Man verfolge die aktuelle Situation stets aufmerksam und evaluiere diese im Rahmen des Krisenmanagements, um bereits vorhandene Notfallkonzepte bei Bedarf anzupassen. Die Mitarbeitenden würden im Rahmen der regulären internen Schulungen auf diverse mögliche Szenarien vorbereitet. «Derzeit sehen wir keinen akuten Grund zur Beunruhigung.»

Die grossen Detailhändler setzen also angesichts der drohenden Energieknappheit nicht auf Alarmismus, sondern auf langfristige Lösungen.

Tagesschau, 09.07.2022, 19:30 Uhr

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