Zum Inhalt springen

Gebäudesanierungen Das Netto-Null Ziel beim Heizen ist bis 2050 erreichbar

Weil die Gebäude in der Schweiz für rund ein Drittel der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich sind, sind klimafreundlichere Heizungen ein wichtiger Teil des nationalen CO2-Gesetzes. Doch bei der energetischen Sanierung von Gebäuden geht es je nach Kanton sehr unterschiedlich rasch vorwärts.

Dies zeigt das neuste Immo-Monitoring des Immobilienberatungsunternehmens Wüest Partner. Laut SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann sind die langfristigen Ziele des Gesetzes aber durchaus erreichbar.

Klaus Ammann

Wirtschaftsredaktor

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Der Historiker und Russist ist seit 2004 als Redaktor bei Radio SRF tätig. Seit 2011 arbeitet Klaus Ammann für die Wirtschaftsredaktion. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf Energie- und Klimathemen.

SRF News: Was heisst konkret, es gehe unterschiedlich schnell vorwärts?

Klaus Ammann: Entscheidend im Gebäudebereich sind energetische Sanierungen. Neubauten sind heute in aller Regel sehr gut isoliert, zudem wird in Neubauten kaum mehr eine Öl- oder Gasheizung eingesetzt. Je schneller und je mehr ältere Bauten also saniert werden in einem Kanton, desto schneller werden also die CO2-Emissionen reduziert.

Wie gross sind die Unterschiede zwischen den Kantonen?

Sie sind beträchtlich. Im Durchschnitt sind die Emissionen im Gebäudebereich laut Berechnungen von Wüest Partner seit dem Jahr 2000 in der Schweiz um zehn Prozent gesunken.

In Basel-Stadt sind die Emissionen um ein Viertel gesunken.

Allerdings ist etwa im Kanton Tessin in diesen 20 Jahren unter dem Strich nichts passiert – in Basel-Stadt hingegen sind die Emissionen aller Wohngebäude im selben Zeitraum um über ein Viertel gesunken.

Wie erklären sich diese Unterschiede?

Im Gebäudebereich haben die Kantone das Sagen. Sie haben sich zwar auf sogenannte Mustervorschriften geeinigt, diese haben aber erst zehn von 26 Kantone in ihre Gesetze übernommen. Kommt dazu, dass die Kantone aus ganz unterschiedlichen Situationen starten: In ländlichen Kantonen wie Obwalden oder Uri sind bereits heute weniger als die Hälfte aller Gebäude fossil beheizt. Auf der anderen Seite stehen in den Kantonen wie Neuenburg oder Genf in neun von zehn Gebäuden immer noch Öl- oder Gasheizungen.

Einige Kantone müssen ihre Strategie anpassen.

Eben erst hat das Parlament der Revision des CO2-Gesetzes zugestimmt. Was ändert sich damit im Gebäudebereich?

Wenn das Gesetz in Kraft tritt – es ist ja noch ein Referendum möglich – wird sich der Druck auf die langsameren Kantone massiv verstärken. Denn dann gelten ab 2023 Grenzwerte, die es in Altbauten immer schwieriger machen werden, eine Öl- oder Gasheizung durch eine neue fossile Heizung zu ersetzen. Einige Kantone sind schon recht gut unterwegs um darauf zu reagieren, andere müssen dann ihre Strategien bestimmt anpassen.

Das im CO2-Gesetz festgesetzte Netto-Null-Ziel bis 2050 ist erreichbar und finanzierbar.

In vielen Gebäuden dürften in den nächsten Jahren also die Heizungen ersetzt werden. Was heisst das für die Mieterinnen und Mieter – und für die Hauseigentümer?

In einem ersten Schritt bedeutet es Investitionen für die Hauseigentümer und höhere Mieten für die Mieter. Doch unter dem Strich lohnt sich das Ganze laut Wüest Partnerfür alle. Denn klimafreundliche Heizungen sind auf die Lebensdauer gerechnet günstiger als fossile. Das kommt dem Hauseigentümer entgegen. Zugleich verursachen sie tiefere Heiz- und Nebenkosten, was die höhere Miete für den Mieter in vielen Fällen mehr als kompensieren dürfte. Unter dem Strich kommt Wüest Partner zum Schluss, dass das im CO2-Gesetz festgesetzte Netto-Null-Ziel bis 2050 im Gebäudebereich erreichbar sei – und auch finanzierbar.

Das Gespräch führte Christina Scheidegger.

SRF 4 News aktuell vom 23.10.2020, 06.50 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel