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Konzentration der Medien «Es droht ein Verlust an Meinungsvielfalt»

Der Medienkonzern Tamedia darf den Werbevermarkter Goldbach übernehmen. Das hat die Eidgenössische Wettbewerbskommission (Weko) entschieden. Auch den Zusammenschluss der AZ-Medien mit den NZZ-Regionalmedien hat die Weko genehmigt.

Das sei das vorläufige Ende der Medienkonzentration in der Schweiz, sagt SRF-Medienredaktor Klaus Bonanomi.

Klaus Bonanomi

Wirtschaftsredaktor, SRF

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Klaus Bonanomi ist Wirtschaftsredaktor bei Radio SRF mit Spezialgebiet Medien. Er befasst sich seit vielen Jahren mit der Schweizer Medienpolitik und mit dem Medienmarkt, den Medienanbietern und der Werbewirtschaft.

SRF News: Was werden die Leserinnen und Leser vom Zusammenschluss der AZ und der NZZ-Regionalmedien spüren?

Auf den ersten Blick werden sie nicht viel davon spüren. Zum einen bleibt die Neue Zürcher Zeitung selbst unabhängig. Zum anderen stehen die Zeitungen der NZZ-Gruppe und der AZ-Medien nicht in direkter Konkurrenz. Die NZZ ist in der Ost- und Zentralschweiz tätig, die AZ-Gruppe vor allem in der Nordwestschweiz. Das heisst, es drohen keine Zeitungsfusionen oder -einstellungen.

Es gibt mehr vom Gleichen – von Basel über Luzern bis Frauenfeld.

NZZ und AZ wollen im sogenannten Mantelteil – Inland, Ausland und Wirtschaft – kooperieren. Die Hoffnung ist, dass man dank der Kooperation mit gleich vielen Leuten eine bessere Zeitung machen kann. Die Befürchtung hingegen ist, dass man mit weniger Leuten eine gleich gute Zeitung macht.

Ist mit der Konzentration in der Schweizer Medienbranche die Vielfalt in der Berichterstattung in Gefahr?

Ja. Auf den zweiten Blick droht ein Verlust an Meinungsvielfalt. Es gibt mehr vom Gleichen – von Basel über Luzern bis Frauenfeld. Wenn wir das neue Joint Venture von NZZ und AZ mit einem sehr ähnlichen Inland-, Ausland- und Wirtschaftsteil anschauen, wird die Vielfalt an Stimmen, Themen und Perspektiven kleiner. Wir haben dafür den Erfahrungswert von Tamedia. Dort hat man Anfang Jahr den Mantelteil von Tages-Anzeiger, Bund, Berner Zeitung und anderen zusammengelegt.

Ich bin skeptisch, was die Erfolgsaussichten betrifft.

Einerseits gibt das eine starke publizistische Schlagkraft – sie können eine sehr gute Zeitung mit starken Geschichten machen. Andererseits besteht die Gefahr des Einheitsbreis. Und es kann sein, dass die Redaktion entscheidet, ein Thema nur klein zu fahren, dann findet es in der Hälfte der Deutschschweizer Presse kaum statt. Aber die Zeitungsunternehmen sind unter Druck. Angesichts sinkender Werbeeinnahmen ist mehr Effizienz nötig. Dafür ebnet die Weko nun den Weg.

Tamedia übernimmt Goldbach. Wie erfolgversprechend ist dies angesichts der internationalen Konkurrenz durch Facebook oder Google?

Ich bin skeptisch, was die Erfolgsaussichten betrifft. Tamedia wird durch die Übernahme von Goldbach gestärkt. Und es macht auch wirtschaftlich Sinn, denn Goldbach ergänzt Tamedia perfekt: Während Tamedia vor allem im Print, Online, Rubrikenmärkten und der Aussenwerbung tätig ist, vermarktet Goldbach in erster Linie Radio- und Fernsehwerbespots. Wenn ein Werbekunde seine Pommes-Chips-Marke in der ganzen Schweiz über Radio, Fernsehen, Online, Social Media und mit Zeitungsinseraten bekannt machen will, kann er einfach bei Tamedia anklopfen.

Google und Facebook saugen jährlich bis zu zwei Milliarden aus dem Schweizer Werbemarkt ab.

Aber das Problem ist, dass sich die klassische Werbung rückläufig entwickelt und der Boom sich vor allem im Bereich Online- und Mobile-Werbung abspielt. Dort sind die ausländischen Giganten Google und Facebook stark. Diese saugen jährlich bis zu zwei Milliarden aus dem Schweizer Werbemarkt ab. Das Problem kann auch der Weko-Entscheid nicht lösen; er legt wenigstens den Medienunternehmen keine weiteren Steine in den Weg.

Was kommt noch auf den Schweizer Medienmarkt zu?

Die aktuelle Runde der Konzentration auf dem Schweizer Medien- und Werbemarkt ist nun fürs erste abgeschlossen. Es gibt Tamedia, das jetzt die gesamte Deutschschweizer Publizistik und Werbung dominiert. Es gibt mit NZZ und AZ eine starke Kooperation. Es gibt mit Ringier und dem Blick einen ebenfalls starken Player auf seinem Gebiet. Und es gibt die SRG, die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft. Als unabhängiges Medienhaus bleibt noch die Südostschweiz.

Für mich ist die grosse Frage, wie es all diesen Unternehmen gelingt, zu Einnahmen zu kommen.

Offen ist, ob die Basler Zeitung an Tamedia gehen kann. Die Weko wird dies bald entscheiden. Für mich ist die grosse Frage, wie es all diesen Unternehmen gelingt, zu Einnahmen vom Publikum und von der Werbung zu kommen. Die Konkurrenz auf dem Werbemarkt ist international, aber die Medienmärkte sind immer noch sehr stark national geprägt. Diese Mediengruppen sind praktisch nur national tätig. In einer nächsten Runde werden wir möglicherweise erstmals grössere internationale Medienzusammenschlüsse erleben.

Das Gespräch führte Brigitte Kramer.

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