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Nach den Turbulenzen im Sommer Die Axpo ist – vorerst – aus dem Schneider

Die Axpo ist bislang in der Energiekrise mit dem berühmten blauen Auge davongekommen. Nicht zuletzt auch dank der öffentlichen Hand.

Rückblende: Ende August, als die Strompreise europaweit durch die Decke schossen, musste die Axpo – widerwillig – den Bund um finanzielle Hilfe ersuchen. Der Bundesrat gab dem Begehren – ebenfalls widerwillig – statt und gewährte in der Folge dem Konzern einen Kredit von maximal vier Milliarden Franken.

Mit dem Staat im Rücken war es für die Axpo fortan wieder einfacher bei Banken an frisches Kapital zu kommen. Ein Effekt, der vom Bund explizit erwünscht war.

Somit steht die Axpo finanziell nun wieder auf solideren Beinen als noch im Sommer und erst noch ohne die Staatsgelder anzutasten. Gleichzeitig ist dem Energiekonzern die Entwicklung an den Strombörsen entgegengekommen: Nach dem dramatischen Preisanstieg Ende August folgte der fast ebenso dramatische Zusammenbruch der Preise.

Situation kann sich jederzeit zuspitzen

Angesichts tieferer Strompreise muss die Axpo, aufgrund regulatorischer Vorgaben, weniger Geld hinterlegen, um Strom verkaufen zu können. Kurz: Sie hat mehr flüssige Mittel in der Kasse.

Das darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Situation jederzeit rasch auch wieder zuspitzen könnte. Zum einen, weil die Strompreise immer noch ein x-faches über dem langjährigen Schnitt liegen und jederzeit deutlich steigen könnten, beispielsweise wenn eine länger andauernde Kältewelle Europa erfassen und deswegen der Stromverbrauch in die Höhe schnellen sollte.

Zum anderen kommt es ebenso darauf an, wie zuverlässig die Kraftwerke Strom produzieren, wobei die französischen AKWs im Vordergrund stehen: Die in die Jahre gekommenen Atommeiler werden aufgrund ihres Alters und des Revisionsbedarfs zunehmend zu einem Unsicherheitsfaktor.

Investitionen stehen an

Unabhängig davon will die Axpo in neue Kraftwerke investieren, insbesondere in neue Wind- und Solaranlagen. Im Ausland tut sie das schon seit Jahren, jetzt soll es aber auch in der Schweiz rasch vorwärtsgehen.

Nicht zuletzt wegen der politisch forcierten Offensive für grossflächige Solaranlagen in den Schweizer Alpen. Trotzdem wird es Jahre dauern, bis diese Kraftwerke substantielle Strommengen zur Versorgung in der Schweiz beisteuern.

Schuld ist auch eine Eigenheit

Dass die Axpo aktuell nicht besser dasteht, hat zudem mit einer Eigenheit im Stromgeschäft zu tun: Die hohen Strompreise haben der Axpo zwar beinahe das Genick gebrochen. Umgekehrt profitiert das Unternehmen aktuell nur in geringem Ausmass von den hohen Preisen.

Dies deshalb, weil die Axpo den Strom, den sie heute produziert, schon vor Jahren – zu deutlich tieferen – Preisen verkauft hat und jetzt tatenlos zusehen muss, wie die goldenen Zeiten an ihr vorbeiziehen. Im besten Fall profitiert sie erst in den kommenden Jahren vom jetzigen Rausch: Dann, wenn sie ihren Strom zu den heutigen, hohen Preisen verkaufen kann. Für die Axpo ist das aktuell die bittere Realität.

Matthias Heim

Wirtschaftsredaktor

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Matthias Heim hat Wirtschaftsgeschichte studiert. Seit 2007 arbeitet er für Radio SRF, seit 2016 ist er Wirtschaftsredaktor. Seine Spezialgebiete sind Aviatik, Tourismus, Verkehr, Detailhandel und Energie.

SRF 4 News, 08.12.2022, 09:00 Uhr

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