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Offshore-Digitalwährungshandel «Krypto-Rechtssicherheit in der Schweiz ist höher als anderswo»

Digitale Handelsplattformen wie Kryptowährungsbörsen haben einen rasanten Aufschwung erlebt. Der Hype um Kryptowährungen hat aber auch Kriminelle auf den Plan gebracht, wie Experte Dominik Witz erklärt.

Dominik Witz

Fachbereichsleiter Compliance Services Swisscom

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Dominik Witz ist Fachbereichsleiter Compliance Services bei Swisscom Banking, wo er für Banken Dienstleistungen zur Erkennung von Geldwäschereirisiken in Kryptowährungen entwickelt. Zuvor leitete er mehrere Jahre die Abteilung Geldwäscherei und Finanzkriminalität bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma).

SRF News: Was macht Kryptobörsen so attraktiv für kriminelle Tätigkeiten?

Dominik Witz: Im internationalen Umfeld gelten unterschiedliche Regeln und somit auch unterschiedlich strenge Sorgfaltspflichten, mit welchen die Kryptobörsen ihre Kunden identifizieren müssen. Und da gibt es halt im Ausland Börsen, welche weniger strenge Standards haben.

Betrugsfälle bei Kryptowährungsbörsen häufen sich. Wo liegen die Schwierigkeiten bei der Regulierung solcher Börsen?

Einzelne Börsen haben ihre Standorte in Offshore-Domizilen, beispielsweise auf den Cayman Islands. Dort wird die Geldwäschereibekämpfung etwas weniger streng gehandhabt.

Im Risikomonitor 2020 hat die Finma digitale Vermögenswerte als zusätzliches Geldwäschereirisiko identifiziert. Warum war dies nicht bereits früher nötig?

Die Finma hat bereits früher ein verstärktes Augenmerk auf Kryptowährungen gelegt. Dass sie nicht schon vor einigen Jahren einen solchen Schritt erwogen hat, liegt daran, dass Kryptowährungen damals weniger verbreitet waren. Auch die Durchdringung von Dienstleistungen in Kryptowährungen mit den bestehenden Finanzdienstleistungen war noch nicht so weit wie heute.

Kryptowährungsbörsen sind in der Schweiz dem Geldwäschereigesetz unterstellt.

Was macht die Schweiz nun, um Kryptowährungsbörsen zu regulieren?

Grundsätzlich sind Kryptowährungsbörsen Finanzdienstleister, die Vermögenswerte entgegennehmen, Zahlungsdienstleistungen und Handel damit ermöglichen. Sie sind dem Geldwäschereigesetz unterstellt. Kryptowährungsbörsen in der Schweiz müssen sich einer Selbstregulierungsorganisation anschliessen. Entsprechend gelten die Sorgfaltspflichten auch gegenüber ihren Kunden. Diesbezüglich werden sie von den Selbstregulierungsorganisationen überwacht.

Wie gut ist die Schweiz im Regulieren, im internationalen Vergleich?

Die Schweiz ist im internationalen Vergleich sehr weit. Wir haben konkrete Regeln, sei es im Geldwäschereibereich, sei es bei den digitalen Assets und den entsprechenden Finanzdienstleistungen. Die Rechtssicherheit in der Schweiz ist wesentlich höher als in anderen Jurisdiktionen weltweit.

Das Schweizer Recht ist nicht auf Unternehmen anwendbar, die im Ausland angesiedelt sind und von dort operieren.

Die am meisten genutzte Kryptowährungsbörse Binance hat ihren Firmensitz in Malta. Hat die Schweiz dort irgendeinen Handlungsspielraum?

Das Schweizer Recht ist nicht auf Unternehmen anwendbar, die im Ausland angesiedelt sind und von dort operieren. Wir beobachten, dass Schweizer Bankkunden, die in Kryptowährungen gehandelt haben, ihre Gewinne in Euro, Schweizer Franken oder US-Dollar ihrer Hausbank überweisen wollen. Da gelten die Schweizer Geldwäschereibekämpfungsregeln.

Die Bank muss abklären, woher diese Gelder kommen. Es gibt Datenanalysen-Tools, mit denen man den Weg von Kryptowährungen auf der Blockchain zurückverfolgen und damit die Aussagen des Kunden auf ihre Plausibilität überprüfen kann. Da kann man im ungünstigen Fall Nähe zu dubiosen Machenschaften wie dem Darknet usw. feststellen.

Aber Schweiz kann nichts Konkretes gegen Plattformen wie Binance machen?

Nein. Sie kann die Schweizer Bevölkerung höchstens davor warnen, unbewilligten Dienstleistern auf der Blockchain Geld anzuvertrauen. Das tut die Finma, indem sie die Anleger vor den Risiken in Kryptowährungen warnt.

Das Gespräch führte Zoé Geissler.

SRF 4 News, 01.06.2021; 06:47 Uhr ; 

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