Zum Inhalt springen

Header

Zur Übersicht von Play SRF Audio-Übersicht

Plädoyer für Milchprodukte Emmi-Chefin: «Die Kuh ist eine Wundermaschine»

Ricarda Demarmels steht seit fast drei Jahren an der Spitze des grössten Schweizer Milchverarbeitungs­unternehmens Emmi aus Luzern. Sie stellt sich im «ECO Talk» Fragen zum leidenden Image der Kuhmilch, zum stagnierenden Markt der Milchersatzprodukte und zum Trend der High-Protein-Drinks.

Ricarda Demarmels

CEO Emmi

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Ricarda Demarmels (46), gebürtige Bündnerin, ist seit 2023 Chefin bei Emmi. Zuvor diente sie dem Unternehmen vier Jahre lang als Finanzchefin.

Demarmels ist eine Zahlenfrau. Sie hat an der Universität St. Gallen einen Master in Finanzen und Buchhaltung absolviert. Sie begann ihre berufliche Karriere 2002 als Forschungsassistentin bei der Schweizerischen Nationalbank. Danach hatte sie verschiedene Führungs- sowie Beratungsfunktionen bei Beteiligungs- und Strategieberatungsunternehmen. Zur Nahrungsmittelindustrie stiess sie 2015 als Finanzchefin bei Orior in Zürich.

SRF News: Früher hatte die Milch ein sehr gutes Image. Heute scheint es einen Imageverlust zu geben. Wieso?

Ricarda Demarmels: Das hat sicher mit der Diskussion rund um die Klimawirkung der Kuh zu tun. Die Diskussion wurde oft sehr ideologisch und wenig faktenbasiert geführt. Milch ist ein Naturprodukt mit einer sehr hohen Proteinqualität und einer hohen Nährstoffdichte. Früher sagte man: «Milch macht müde Männer munter.» Ich kann sagen: «Milch hilft auch Frauen.»

Kritisiert wird das Methan, das Kühe ausstossen.

Die Kuh ist eigentlich eine Wundermaschine, sie ist Upcycler wie auch Recycler. Ohne die Kuh könnten die Landwirtschaftsflächen nicht genutzt werden. Die Kuh ist entscheidend für die Ernährungssicherheit. Zudem ist sie Teil eines ökologischen Kreislaufs. Methan ist kurzlebig, es zersetzt sich innerhalb von zehn bis zwölf Jahren in Kohlenstoff und Wasser und wird dann über die Fotosynthese wieder gebunden. Gemäss unseren Messmethoden ist der Einfluss der Milchwirtschaft auf das Klima sechsmal kleiner, als andere Berechnungen zeigen.

Früher sagte man: Milch macht müde Männer munter. Ich sage: Milch hilft auch Frauen.

Die Nachfrage nach pflanzlichen Milchersatzprodukten ist in den vergangenen Jahren gewachsen, hat sich nun aber stabilisiert. Sie haben auch solche Produkte im Angebot. Wie schätzen Sie die Marktsituation ein?

Dieser Trend ist nicht nur in der Schweiz, sondern auch international zu beobachten: Das Wachstum solcher Produkte flacht ab, die Regalplätze werden wieder kleiner. Ich glaube, es verhält sich wie bei jedem Trend: Er wird in der Regel kurzfristig überschätzt und langfristig unterschätzt. Pflanzenbasierte Ernährung bleibt ein wichtiger Teil unserer Ernährung.

Auch Proteindrinks sind gefragt: angepriesen als Ausgleich bei gewissen Mangelerscheinungen. Das verkauft sich gut. Ein Marketinggag?

Da bin ich natürlich anderer Meinung. Milch ist ein sehr komplettes Nahrungsmittel, mit neun essenziellen Aminosäuren hat sie eine hochwertige Proteinqualität. Das Molkenprotein ist das hochwertigste Protein für den Körper. Zudem haben 50 Prozent aller Menschen über 65 ein Proteindefizit.

Emmi-Konzern

Box aufklappen Box zuklappen

Emmi ist ein börsenkotiertes Unternehmen mit Sitz in Luzern, das mehrheitlich Schweizer Milchproduzenten gehört und gleichzeitig eine ambitionierte Wachstumsstrategie im Ausland verfolgt. Im Geschäftsjahr 2024 steigerte Emmi den Nettoumsatz um 2.5 Prozent auf 4.3 Milliarden Franken.

Die Wurzeln von Emmi reichen bis ins Jahr 1907 zurück. Damals gründeten 62 Milchbauern gemeinsam den Zentralschweizer Milchverband, um sich gegen die Marktmacht der organisierten Milchhändler zu behaupten.

1947 taucht die Marke erstmals auf. Sie findet sich auf Produkten wie Weichkäse oder Joghurt und ist eine Anlehnung an den Traditionsstandort Emmen.

Anfang der 90er-Jahre wird Emmi zum eigenständigen Unternehmen.

Proteindrinks sind teurer als herkömmliche Milchdrinks. Sind sie auch wirklich teurer in der Herstellung?

Das hochwertige Protein reflektiert sich auch im Preis. Es gibt aber auch Produkte, die weniger hochwertiges Protein beinhalten. Die sind entsprechend günstiger.

Das Gespräch führte Andi Lüscher.

ECO Talk, 1.9.2025, 22:55 Uhr;brus ; 

Meistgelesene Artikel