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Trügerische Erfolgsmeldung Run aufs iPhone – aus Angst vor Trumps Zollhammer

Die US-Kundschaft befürchtet, dass sich das iPhone massiv verteuern könnte – und beschert Apple einen trügerischen Gewinn.

Mehr Umsatz, mehr Gewinn – vor allem, weil mehr iPhones verkauft wurden: Für das erste Quartal rechnet Apple mit Zahlen, die Investorenherzen höherschlagen lassen müssten. Wahrscheinlicher sind allerdings Bauchschmerzen: Analysten erkennen nämlich einen Zusammenhang mit Trumps Zollpolitik.

In den USA grassiert die Angst vor steigenden Preisen. Das iPhone droht vom Statussymbol zum Luxusartikel zu werden. «Einen Zuschlag für Apple-Produkte wollten amerikanische Kundinnen und Kunden offenbar nicht zahlen», schätzt SRF-Wirtschaftsredaktor Sven Zaugg. «Deswegen haben sie bereits früh im Jahr ein iPhone gekauft.»

Umstellung der Lieferketten: ein kostspieliger Kraftakt

Apple rechnet allein für das laufende Quartal mit zusätzlichen Kosten von 900 Millionen Dollar wegen der Importzölle von US-Präsident Donald Trump. Für die Zeit danach wagte Konzernchef Tim Cook keine Prognose – «weil ich nicht sicher bin, was mit den Zöllen passiert».

Apple stellt wie viele andere Unternehmen seine Lieferketten um, um Trumps Zöllen auszuweichen. Denn der Konzern lässt fast alle seine Produkte im Ausland herstellen – zum Beispiel in China, das vom amerikanischen Präsidenten mit drakonischen Zöllen eingedeckt wurde.

Tim Cook hier bei Trumps Amtseinführung.
Legende: Trumps Zollpolitik bringt Apple-Chef Tim Cook (hier bei Trumps Amtseinführung) in die Bredouille: Laut der «Financial Times» verkauft der Konzern jährlich mehr als 60 Millionen iPhones in den USA – 28 Prozent des gesamten Absatzes. Keystone/EPA/Shawn Thew

Zwar könnte es eine Verhandlungslösung zwischen Peking und Washington geben. Apple folgt jedoch nicht dem Prinzip Hoffnung – sondern handelt: Wegen des Handelsstreits tritt der Konzern den teilweisen Rückzug aus China an. Ab 2026 sollen alle iPhones für den US-Markt in Indien fabriziert werden. Das kommt Apple allerdings teuer zu stehen, wie die Schätzungen von CEO Tim Cook belegen.

Amerika als Werkbank der Welt?

Der indische Präsident Narendra Modi will Indien zum globalen Hub für die Smartphone-Produktion machen. Sein amerikanischer Amtskollege Donald Trump versucht seinerseits, eine «Re-Industrialisierung» der USA anzuschieben. Als Schmiermittel sollen die Zölle dienen.

Trump wird es mit seinem Zollregime nicht schaffen, dass alle in die USA rennen, um dort zu produzieren.
Autor: Sven Zaugg Wirtschaftsredaktor von SRF

Ein iPhone «Made in USA» dürfte aber illusorisch bleiben, wie SRF-Wirtschaftsredaktor Zaugg erklärt. «Ein iPhone, das komplett in den USA produziert würde, wäre unbezahlbar.» Der Tech-Analyst Dan Ivens rechnete jüngst vor, dass das «amerikanische» iPhone 3500 Dollar kosten dürfte. Allein schon wegen der vergleichsweise hohen Löhne in den USA würden die Produktionskosten exorbitant ansteigen.

Trump am «Liberation Day»
Legende: Am 2. April, dem sogenannten «Liberation Day», verkündete Trump, dass «Unternehmen in die USA strömen und Millionen neuer Jobs schaffen werden». Keystone/EPA/Bloomberg/Kent Nishimura

«Trump wird es mit seinem Zollregime nicht schaffen, dass alle in die USA rennen, um dort zu produzieren», sagt Zaugg. Zumal die Herstellung vieler Produkte sehr komplex und stark globalisiert sei.

Abschliessend ist für den Wirtschaftsredaktor von SRF klar: «Die US-Regierung schürt mit ihrer Wirtschaftspolitik grosse Unsicherheit, das ist Gift für die Unternehmen.» Das zeigt sich auch bei Apple: Seit dem 1. Januar hat der Konzern rund 600 Milliarden Dollar an Börsenwert verloren.

SRF 3 Wirtschaft, 02.05.2025, 7:40 Uhr ; 

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