Seit Monaten setzt US-Präsident Donald Trump die globale Pharmaindustrie unter Druck. Er droht mit hohen Zöllen, um die Branche zu zwingen, die Medikamentenpreise in den USA zu senken. Tatsächlich sind sie dort so hoch wie fast nirgends auf der Welt. Kommt nun die Wende? Diese Woche hat mit Pfizer ein erstes Pharmaunternehmen eine Art Abkommen mit der US-Regierung getroffen. SRF-Wirtschaftsredaktorin Isabel Pfaff beantwortet die wichtigsten Fragen.
Ein erstes Abkommen – kann Trump die Branche mit Drohungen in die Knie zwingen?
Das zu sagen, ist wohl noch zu früh. Sicher ist, dass die Pharmabranche versucht, Trump entgegenzukommen. Und auf den ersten Blick sieht die Einigung mit Pfizer tatsächlich so aus, als würde Trumps Strategie aufgehen: Der US-Konzern will Medikamente künftig deutlich billiger über eine Direktvermarktungsplattform anbieten, die Rabatte sollen im Schnitt rund 50 Prozent betragen. Zusätzlich verspricht Pfizer Investitionen von 70 Milliarden Dollar in den USA. All das offenbar im Tausch für Zollfreiheit: Vergangene Woche hat Trump Pharmazölle von 100 Prozent angekündigt. Durch das neue Abkommen sollen Produkte von Pfizer drei Jahre lang davon ausgenommen werden.
Ist der Deal ein voller Erfolg Trumps?
Das darf bezweifelt werden. Denn wenn man sich die Mitteilung von Pfizer genauer anschaut, dann bleibt doch viel im Ungefähren. Zunächst ist das Abkommen an sich geheim. Und selbst die Details, die bekannt sind, sind vage. Zunächst die Preissenkungen: Pfizer sagt, man wolle den US-Bürgern Preise anbieten, die «vergleichbar» seien mit denen in anderen entwickelten Staaten – ein weiches Kriterium. Dann ist auch unklar, welche Pfizer-Produkte am Ende auf dieser Direktplattform namens TrumpRx landen, die es im Übrigen auch noch nicht gibt. Was die angekündigten Investitionen betrifft, sollen die 70 Milliarden Dollar «in den nächsten paar Jahren» fliessen. Auch das ist vage. Zudem könnte es sich da um schon länger geplante Projekte handeln, die man jetzt ins Schaufenster stellt.
Lässt sich Trump hier mit heisser Luft abspeisen?
Zum Teil wohl schon. Interessant ist aber diese Direktvermarktung von Medikamenten an Patientinnen und Patienten. Das ist wirklich etwas Neues und das könnte ein Hinweis darauf sein, wo es künftig hingeht auf dem Pharmamarkt in den USA.
Was könnte die Direktvermarktung am US-System ändern?
In der Direktvermarktung mit Rabatten bräuchte es die Zwischenhändler nicht mehr, die im Moment im Pharmabereich mitverdienen. Die Pharmabranche würde mit solchen Plattformen also nicht nur Trumps Forderung nach niedrigeren Preisen bedienen, sondern auch diese ungeliebten Mittelsmänner ausschalten. Es spricht im Moment viel dafür, dass die Firmen zunehmend diesen Weg gehen werden. Novartis zum Beispiel will ab November eines seiner umsatzstärksten Medikamente in den USA verbilligt über eine solche «Direct-to-patient»-Plattform vermarkten. Und auch andere Firmen haben in den USA den Direktverkauf mit Rabatten in Aussicht gestellt, etwa AstraZeneca oder Roche. Hier könnte tatsächlich die Zukunft des US-Marktes liegen.
Warum verhandelt die US-Regierung die Preise nicht einfach direkt wie das BAG?
Das fragen sich viele europäische Beobachter und Beobachterinnen auch. Letztlich sind die hohen Preise, die sich viele US-Amerikaner nicht leisten können, ja auch die Folge einer innenpolitischen Entscheidung: Man will die Wirtschaft möglichst wenig regulieren. Dann sollte man als Land jedoch auch mit den Folgen umgehen können.