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Trump und die Pharmabranche Pfizer-Deal: Funktionieren Trumps Drohungen?

Seit Monaten setzt US-Präsident Donald Trump die globale Pharmaindustrie unter Druck. Er droht mit hohen Zöllen, um die Branche zu zwingen, die Medikamentenpreise in den USA zu senken. Tatsächlich sind sie dort so hoch wie fast nirgends auf der Welt. Kommt nun die Wende? Diese Woche hat mit Pfizer ein erstes Pharmaunternehmen eine Art Abkommen mit der US-Regierung getroffen. SRF-Wirtschaftsredaktorin Isabel Pfaff beantwortet die wichtigsten Fragen.

Isabel Pfaff

Wirtschaftsredaktorin

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Isabel Pfaff ist seit Juni 2024 SRF-Wirtschaftsredaktorin. Vorher arbeitete sie fünf Jahre als Schweiz-Korrespondentin für die «Süddeutsche Zeitung».

Ein erstes Abkommen – kann Trump die Branche mit Drohungen in die Knie zwingen?

Das zu sagen, ist wohl noch zu früh. Sicher ist, dass die Pharmabranche versucht, Trump entgegenzukommen. Und auf den ersten Blick sieht die Einigung mit Pfizer tatsächlich so aus, als würde Trumps Strategie aufgehen: Der US-Konzern will Medikamente künftig deutlich billiger über eine Direkt­vermarktungs­plattform anbieten, die Rabatte sollen im Schnitt rund 50 Prozent betragen. Zusätzlich verspricht Pfizer Investitionen von 70 Milliarden Dollar in den USA. All das offenbar im Tausch für Zollfreiheit: Vergangene Woche hat Trump Pharmazölle von 100 Prozent angekündigt. Durch das neue Abkommen sollen Produkte von Pfizer drei Jahre lang davon ausgenommen werden.

Ist der Deal ein voller Erfolg Trumps?

Das darf bezweifelt werden. Denn wenn man sich die Mitteilung von Pfizer genauer anschaut, dann bleibt doch viel im Ungefähren. Zunächst ist das Abkommen an sich geheim. Und selbst die Details, die bekannt sind, sind vage. Zunächst die Preissenkungen: Pfizer sagt, man wolle den US-Bürgern Preise anbieten, die «vergleichbar» seien mit denen in anderen entwickelten Staaten – ein weiches Kriterium. Dann ist auch unklar, welche Pfizer-Produkte am Ende auf dieser Direktplattform namens TrumpRx landen, die es im Übrigen auch noch nicht gibt. Was die angekündigten Investitionen betrifft, sollen die 70 Milliarden Dollar «in den nächsten paar Jahren» fliessen. Auch das ist vage. Zudem könnte es sich da um schon länger geplante Projekte handeln, die man jetzt ins Schaufenster stellt.

Ein Mann geht am Pfizer-Logo vorbei.
Legende: Pfizer hat mit der US-Regierung ein Abkommen erreicht. Reuters / Carlo Allegri

Lässt sich Trump hier mit heisser Luft abspeisen?

Zum Teil wohl schon. Interessant ist aber diese Direktvermarktung von Medikamenten an Patientinnen und Patienten. Das ist wirklich etwas Neues und das könnte ein Hinweis darauf sein, wo es künftig hingeht auf dem Pharmamarkt in den USA.

Wie der Pharmamarkt in den USA funktioniert

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Ein wichtiger Unterschied zu europäischen Gesundheitssystemen ist, dass es in den USA keine zentrale Instanz gibt, die mit den Pharmaherstellern die Preise aushandelt. Die Konzerne verhandeln ihre Preise quasi einzeln mit den Versicherungen und anderen Abnehmern – das stärkt die Position der Hersteller enorm. In der Schweiz bündelt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Interessen der Versicherten. Ein Pendant dazu gibt es in den USA nicht. Hinzu kommt, dass es in den USA sogenannte «Pharmacy Benefit Managers» gibt – das sind Zwischenhändler, die im Auftrag von US-Versicherern mit den Firmen Preise und Rabatte auf Arzneien verhandeln. Offenbar zweigen diese bereits viel Geld für sich ab – wenn sie etwa die ausgehandelten Rabatte nicht vollständig an die Versicherer weitergeben. Diese Zwischenhändler sind ein weiteres Spezifikum des US-Marktes, das die Medikamentenpreise eher nach oben treibt.

Was könnte die Direktvermarktung am US-System ändern?

In der Direktvermarktung mit Rabatten bräuchte es die Zwischenhändler nicht mehr, die im Moment im Pharmabereich mitverdienen. Die Pharmabranche würde mit solchen Plattformen also nicht nur Trumps Forderung nach niedrigeren Preisen bedienen, sondern auch diese ungeliebten Mittelsmänner ausschalten. Es spricht im Moment viel dafür, dass die Firmen zunehmend diesen Weg gehen werden. Novartis zum Beispiel will ab November eines seiner umsatzstärksten Medikamente in den USA verbilligt über eine solche «Direct-to-patient»-Plattform vermarkten. Und auch andere Firmen haben in den USA den Direktverkauf mit Rabatten in Aussicht gestellt, etwa AstraZeneca oder Roche. Hier könnte tatsächlich die Zukunft des US-Marktes liegen.

Warum verhandelt die US-Regierung die Preise nicht einfach direkt wie das BAG?

Das fragen sich viele europäische Beobachter und Beobachterinnen auch. Letztlich sind die hohen Preise, die sich viele US-Amerikaner nicht leisten können, ja auch die Folge einer innenpolitischen Entscheidung: Man will die Wirtschaft möglichst wenig regulieren. Dann sollte man als Land jedoch auch mit den Folgen umgehen können.

Rendez-vous, 3.10.2015, 12.30 Uhr ; 

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