Der Kochbuch-Markt: Der Deutschschweizer Buchmarkt generiert rund 575 Millionen Franken Umsatz (2024). Die wichtigsten Warengruppen beim physischen Buch sind die Belletristik sowie die Kinder- und Jugendbücher mit knapp 20 Prozent respektive einem Viertel. Kochbücher werden in der Statistik eingereiht bei den Ratgebern, auf die rund 16 Prozent Umsatz entfallen. Expertinnen schätzen den Umsatz allein mit Kochbüchern im Handel auf rund 20 Millionen. Nicht eingerechnet sind allerdings die Bücher, die nicht über den Buchhandel verkauft werden. Betty Bossi zum Beispiel hat eigene Vertriebskanäle.
Viele Kochbücher werden nicht von vorne bis hinten durchgekocht und auch nicht in erster Linie für den Gebrauch gekauft.
Die Verlage: Zu den führenden Verlagen in der Schweiz zählt der AT Verlag. Kochbücher geben auch der «Echtzeit Verlag», «Helvetiq» und «Landliebe» heraus. «Die grösste Konkurrenz kommt aus Deutschland», sagt Urs Hofmann vom AT Verlag. «Der Konkurrenzkampf läuft nicht nur über die Rezepte, sondern über die Ästhetik, die Gestaltung und die Bilder.»
Legende:
Tanja Grandits gehört nicht nur zu den Spitzenköchinnen des Landes, ihre Kochbücher sind in der Weihnachtszeit auch ein Verkaufsrenner.
Keystone/Christian Beutler
Die Leserinnen und Leser: «Viele Kochbücher werden nicht von vorne bis hinten durchgekocht und auch nicht in erster Linie für den Gebrauch gekauft», sagt Urs Hofmann vom AT Verlag. «Es sind Bücher zum Träumen, zum Schmökern. Kochbücher sind sinnlich.» Gerade während der Pandemie sei spürbar gewesen, dass es eine Sehnsucht gäbe nach Sinnlichkeit, nach einer Verbindung zur Natur. Gerade wegen ihrer Ästhetik sind sie beliebte Weihnachtsgeschenke.
Legende:
Kochbücher als Gebrauchsanweisungen werden zu Weihnachten weniger geschenkt. Beliebt sind schön illustrierte Exemplare.
Keystone / Luis Berg
Die Trends: Trends variieren. In den letzten Jahren waren vegane Kochbücher gefragt, nun wird der Trend vom Thema «Ernährung für ein langes Leben» abgelöst. In wirtschaftlich weniger guten Zeiten rücke die Gesundheit als Ernährungstrend eher in den Fokus, sowie bekannte Autoren. «In unsicheren Zeiten setzen Verlage auf sichere Werte», so Urs Hofmann vom AT Verlag. Auch Kundinnen und Kunden sind weniger experimentierfreudig und kaufen Bücher, die sicher ankommen – beispielsweise Schweizer Köchinnen und Köche.
Die Ikone: Betty Bossi
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Legende:
Emmi Creola-Maag 1958 in der Wohnung, in der sie mit einem Koch zusammen Rezepte für die «Betty Bossi Post» entwarf.
Betty Bossi Verlag
Betty Bossi ist eine Kunstfigur, die 1956 von der Werbetexterin Emmi Creola-Maag erfunden wurde. Herausgegeben wurde in den ersten Jahren die «Betty Bossi Post». Kochen und Rezepte spielten eine grosse Rolle, aber die beidseitig bedruckte Zeitungsseite enthielt auch Budgetplanung, Strickanleitungen, Themen zu Elternschaft und Schule oder Kreuzworträtsel.
Das erste Kochbuch erschien 1965. Seit Beginn wurden 36 Millionen Betty-Bossi-Bücher verkauft. Die Marke Betty Bossi gehört heute zu Coop. Für die Verkäufe ist die Weihnachtszeit weniger zentral. «Man kauft Betty Bossi eher für sich selber», vermutet Susanne Ulrich, die bei Betty Bossi für den Einkauf und das Produktmanagement zuständig ist. Es gehe um das Alltägliche, das Praktische. «Wir sind kein Coffee-Table-Buch, das man kauft, um es anzuschauen», sagt sie. «Mit Betty Bossi wird gekocht. Ich denke, wir gehören zu den meistgenutzten Kochbüchern in der Schweiz.»
Bekannte Autoren: Besonders gefragt in der Weihnachtszeit seien Bücher von bekannten Schweizer Köchinnen und Köchen, sagt Bea Santos, Abteilungsleiterin bei Orell Füssli in Zürich. «Andreas Caminada, Tanja Grandits, Elisabeth Bronfen und Richard Kägi sind immer ganz vorne», sagt sie. Zu den Klassikern zählt dieses Jahr auch Betty Bossi, wegen des Films. Die Person Betty Bossi gibt es nicht. Die Marke gehört zu Coop.
Der Klassiker: Tiptopf
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Legende:
KEYSTONE/Peter Schneider
Das Kochbuch Tiptopf ist 1986 erschienen. Seither wurden über zwei Millionen Exemplare verkauft. Da es sich um ein obligatorisches Lehrmittel handelt, wird es regelmässig und unabhängig von Trends oder Konsumentenstimmung verkauft. Herausgegeben wird es vom Schulverlag plus AG.
Anders als andere Kochbücher bildet der Tiptopf Grundrezepte und Basisrezepte ab. Die Rezepte richten sich nach den Standards der SGE, der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung. Trotz der an sich konkurrenzlosen Position wolle Tiptopf mit den Trends gehen. So sei in der neusten Auflage von jedem Rezept ein Bild vorhanden. «Wir wollen mit anderen Kochbüchern mithalten», sagt Margaux Schärer, die im Schulverlag für Tiptopf zuständig ist.