Malen in einer malerischen Landschaft: Im Goms im Wallis erhalten die Masten der neuen Hochspannungsleitung derzeit ihre endgültige Farbe: Grün. Aufgetragen wird diese von Spezialisten in luftiger Höhe. Ausgerüstet mit Pinsel und Farbtopf, arbeiten sie sich von Verstrebung zu Verstrebung.
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Bild 1 von 4. Die Arbeiter malen den Hochspannungsmasten grün. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 4. Dies beugt einerseits Korrosionsschutz vor und macht, dass die Masten in der Natur nicht so stark auffallen. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 4. Die Arbeiten im Walliser Goms hätten längst abgeschlossen sein sollen. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 4. Der Netzausbau in der Schweiz verzögert sich – und das nicht nur im Goms. Bildquelle: SRF.
Laut dem Projektleiter der Netzbetreiberin Swissgrid, Fritz Hug, erfüllt die Farbe zwei Funktionen: Sie dient als Korrosionsschutz und als Tarnfarbe, damit die imposanten Masten weniger auffallen. Pro Masten werden im Durchschnitt rund 400 Liter Farbe aufgetragen.
Jahrelange Verspätung ist Normalfall
Die Arbeiten hätten längst abgeschlossen sein sollen, doch der Bau der Hochspannungsleitung zwischen Mörel und Ernen verzögert sich. 1990 wurde mit den Planungen begonnen. Strom fliesst hier aber frühestens Ende 2028. Das ist kein Einzelfall.
Die Netzbetreiberin Swissgrid wollte ihre Hochspannungsleitungen bis Ende Jahr auf verschiedenen Strecken ausbauen und verstärken. Doch mehr als die Hälfte der Projekte wird nicht rechtzeitig fertig. Sie haben teils jahrelange Verspätung. Der Grund dafür seien Einsprachen und Beschwerden, sagt Swissgrid-Mediensprecher Jan Schenk.
Die Folgen: Für Swissgrid wird es aufwendiger, das Hochspannungsnetz stabil zu halten – mit Folgen für das Portemonnaie der Konsumentinnen und Konsumenten.
«Swissgrid muss bereits heute vielfach ins Stromnetz eingreifen und zum Beispiel Kraftwerke anweisen, ihre Stromproduktion zu drosseln, weil das Netz der Engpass ist. Die Netzleitstelle hat entsprechend viel zu tun. Das generiert Kosten. Am Ende zahlen das die Stromkonsumentinnen und -konsumenten mit ihrer Rechnung», so Schenk.
Mit dem Netzexpress aufs Tempo drücken
Mittlerweile hat man das Problem in Bern erkannt. Die Lösung des Bundesrats heisst Netzexpress, mit dem sich seit Kurzem das Parlament befasst. Das Ziel: mehr Tempo beim Netzausbau. Der Netzexpress will dafür das sogenannte Sachplanverfahren abschaffen, wenn eine Hochspannungsleitung am selben Ort ersetzt oder saniert werden soll. Zudem sollen Hochspannungsleitungen künftig grundsätzlich Vorrang haben gegenüber anderen nationalen Interessen wie zum Beispiel dem Landschaftsschutz.
Ursprünglich war auch vorgesehen, dass neue Leitungen eigentlich immer oberirdisch gebaut werden sollen statt im Boden. Diesen sogenannten Freileitungsgrundsatz hat der Bund nach heftiger Kritik jedoch wieder verworfen. Damit stehen auch Umweltorganisationen wie die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz hinter dem Netzexpress. Deren Co-Leiterin Rahel Marti sagt: «Es ist sehr gut, dass dieser Freileitungsgrundsatz nicht mehr Teil des Netzexpresses ist. Hochspannungsleitungen sind massive Bauwerke, die die Landschaft und die Bevölkerung belasten. Insofern ist eine Beschleunigung nachvollziehbar. Es ist aber wichtig, dass man dennoch sorgfältig plant und die Interessen der Landschaft, der Natur oder der Bevölkerung sorgfältig einbezieht.»
Im Bundeshaus unterstützen die Parteien den Netzexpress ebenfalls grundsätzlich, auch wenn er einigen zu wenig weit und anderen zu weit geht. Bis er in Kraft tritt, dürfte es aber noch mindestens ein Jahr dauern. Bis dann sind die Malerarbeiten an der Hochspannungsleitung im Goms im Wallis längst abgeschlossen.