SRF News: Wie wirkt sich der Entscheid der Europäischen Zentralbank EZB auf Schweizer Pharmakonzerne wie Roche aus?
Christoph Franz: Wir nehmen das erstmal relativ gelassen. Es wird sich zeigen, ob sich beispielsweise die Währungsrelationen noch einmal verschieben werden. Das hätte die direktesten Auswirkungen. Erste Anzeichen – eine dämpfende Wirkung – beobachten wir auf den Schweizer Aktienmärkten. Das ist natürlich bedauerlich, insbesondere für unsere Schweizer Anleger.
Nehmen wir an, der Druck auf den Schweizer Franken wird noch stärker. Zieht Roche in diesem Fall Auslagerungen, beispielsweise von Schweizer Forschungsarbeitsplätzen, in Erwägung?
Die Pharmaindustrie ist speziell: Für uns sind andere Faktoren wie die Qualität der Mitarbeiter, der Ausbildung und der akademischen Forschungsinstitutionen in der Schweiz mindestens genauso wichtig. Auch die Stabilität der Rahmenbedingungen ist von Bedeutung, beispielsweise aus steuerrechtlicher Sicht oder mit Blick auf den Patentschutz.
Die Pharma-Branche ist speziell: Für uns sind andere Faktoren mindestens so wichtig wie der Frankenkurs.
Vor drei, vier Jahren lag der Euro-Franken-Kurs bei 1 zu 1.60. Dann sank er um 40 Rappen auf 1 zu 1.20. Das verkraftete die Schweizer Wirtschaft damals am Ende des Tages erstaunlich gut. Jetzt reden wir von einem weiteren Rückgang von 20 Rappen auf Parität. Ich bin zuversichtlich, dass es der Schweizer Wirtschaft gelingen wird, auch diese Verschiebung erfolgreich zu meistern – obwohl sie plötzlich und für alle überraschend kam.
Sehen Sie im Entscheid der EZB mehr Gefahren oder Chancen?
Geld zu drucken und Anleihen zu kaufen ist das Eine. Doch stellt sich die Frage, wie man irgendwann dann wieder von dem vielen Geld wegkommt, das man in Umlauf gebracht hat. Das wird schwierig. Ich mache mir Sorgen, dass das ein Prozess mit Verwerfungen werden könnte.
Das Gespräch führte Susanne Giger.