Zum Inhalt springen

Dubiose Anlageplattformen 82-Jähriger wird auf Anlageplattform 300'000 Franken los

Fragwürdige Anlageplattformen im Netz werben mit saftigen Gewinnen. Ein Rentner verlor so 300'000 Franken.

Im Internet stösst ein 82-jähriger Rentner auf eine verlockende Anzeige: Mit nur 250 Franken könne er an der Börse tolle Gewinne machen, heisst es. Der Pensionierte ist neugierig, wie das funktioniert. Und er erhofft sich auch einen kleinen Zustupf an seine Rente.

Wie erkennt man dubiose Anlageplattformen?

Box aufklappen Box zuklappen

Bei www.Cybercrimepolice.ch gibt es eine Liste von Plattformen , bei denen die Polizei Hinweise hat, dass es Betrug sein könnte. Mittlerweile finden sich dort mehr als 700 Einträge.

Er eröffnet auf der Anlageplattform Invesacapital ein Konto und zahlt 250 Franken ein. Sofort meldet sich ein angeblicher Berater aus Zypern. Fortan ruft dieser zwei- bis dreimal pro Woche an und gibt dem Mann vor, was er kaufen und verkaufen soll. Selbst entscheidet der Pensionierte nie über die Anlagen.

«Die Beträge wurden immer grösser»

Am Anfang macht er stets Gewinne: «Manchmal 50 Franken, manchmal 70 Franken», erzählt der Betroffene dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». «Nach drei Wochen sagte der Berater, ich solle nochmals 250 Franken einzahlen, damit ich mehr Gewinn machen könne.»

So investiert der Rentner immer mehr, mal 500 Franken, dann 3000 Franken. «Die Zahlen wurden immer grösser.» Am Schluss hat er insgesamt 300'000 Franken eingezahlt und das Geld scheint sich wundersam zu vermehren. Sein virtuelles Online-Konto zeigt 640'000 Franken.

Was ist das Perfide an der Masche?

Box aufklappen Box zuklappen

Solche Anlageplattformen arbeiten mit manipulierter Software, mit der sie den Opfern auf realistisch wirkenden, virtuellen Online-Konten grosse Gewinne vorgaukeln.

Häufig zahlen Schwindler am Anfang tatsächlich kleine Gewinne aus, um die Opfer zu animieren, noch mehr Geld zu investieren. Die vermeidlichen «Berater» bauen oft auch eine persönliche Beziehung zu ihren Opfern auf, um ihr Vertrauen zu gewinnen.  

Jetzt will 82-Jährige Geld abziehen, doch der Broker nennt tausend Gründe weiterzumachen. Die Betrüger ahnen nun wohl, dass ihr Opfer abspringen könnte. Alle «Anlagen» des Rentners sind plötzlich massiv im Minus und auf seinem virtuellen Konto sind plötzlich nur noch 80'000 Franken. Ein Schock. Der Pensionierte will wenigstens diesen Betrag noch retten. Doch es heisst, er dürfe kein Geld abziehen. Er müsse weiter investieren, um sein Vermögen zu retten.

Was tun, wenn man auf einen Betrug reingefallen ist?

Box aufklappen Box zuklappen

Die Polizei sagt: Sofort aufhören mit Zahlen! Auch wenn die Schwindler versprechen, so könne man einen Teil des Verlusts zurückerhalten. Und unbedingt Anzeige bei der Polizei erstatten, und zwar möglichst schnell. So kann die Polizei betroffene Konten unter Umständen noch blockieren.

Und dann ist das «Konto» plötzlich auf null

Als er sich eines Morgens in sein virtuelles Konto einloggt, ist alles weg. Das gesamte Ersparte von ihm und seiner Frau ist verloren. Doch der Berater drängt, er müsse noch mehr Geld investieren, um das Verlorene zurückzugewinnen. In der Panik verkauft der Rentner auch noch sein Auto.

Wie schützt man sich beim Anlegen vor Betrug?

Box aufklappen Box zuklappen

1. Vorsicht bei Inseraten auf Social Media – besonders auch bei gefälschten Promi-Inseraten .

2. Am besten nur auf Plattformen investieren, die eine Bewilligung der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma haben – hier finden Sie die Liste .

3. Warnlisten der Cybercrimepolice und der Finma beachten.

Zum Glück überzeugt ihn seine Bank, dieses Geld nicht zu überweisen: Es ist das einzige Ersparte, das dem 82-Jährige noch bleibt. Im Nachhinein fragt er sich, wie ihm so etwas passieren konnte: «Ich bin wütend auf mich selbst. Und wenn ich morgens um drei Uhr erwache, kann nicht mehr einschlafen.»

«Espresso» ist an Ihrer Meinung interessiert

Box aufklappen Box zuklappen

Seiner Frau und seinen Kindern hat er mittlerweile alles gebeichtet. Der Sohn und die Tochter schreiben Warnungen auf der Bewertungsplattform Trustpilot und melden sich bei «Espresso». Der 82-Jährige will andere vor dieser Masche warnen: «Ich sage jedem: Fangt gar nicht damit an! Wer einmal eingezahlt hat, ist in den Fängen dieser Leute.»

Invesacapital zahlt 100'000 Franken zurück

Die Plattform Invesacapital schreibt «Espresso» in einer Stellungnahme, man weise im Kleingedruckten ausdrücklich auf die Risiken solcher Anlagen hin. Manipuliert hätten sie den Rentner nie.  Er habe immer «freiwillig» und «ohne Druck» Geld eingezahlt . Trotzdem hat Invesacapital dem Rentner nun plötzlich 100'000 Franken zurückbezahlt. Wenigstens ein Drittel des verlorenen Betrags hat er wieder.

Espresso, 13.5.2024, 8:10 Uhr

Meistgelesene Artikel