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Bob-Anschieber nach Unfall Michel: «Man fragt sich schon, weshalb das passieren musste»

Gut 5 Wochen nach seinem schweren Sturz in Altenberg spricht Bob-Anschieber Sandro Michel mit SRF über seinen Unfall.

Im Training zu den Weltcuprennen vor etwas mehr als 5 Wochen in Altenberg stürzte der Viererbob von Michael Vogt. Dabei verletzte sich Sandro Michel so schwer, dass er im Universitätsspital Dresden notoperiert werden musste.

Nebst dem Oberkörper (gebrochene Rippen und Schmerzen im Brustkorb) wurde die Hüfte am stärksten in Mitleidenschaft gezogen. Gut 5 Wochen später spricht der 27-jährige Fricktaler in der Rehaklinik Bellikon im Kanton Aargau über seinen Unfall und seinen Weg zurück in den Alltag.

Das sagt Michel im SRF-Interview über ...

  • ... seinen physischen Gesundheitszustand:

«Es geht mir den Umständen entsprechend ok. Der Oberkörper mit den gebrochenen Rippen bereitet mir am meisten Schmerzen. Dort mussten wir auch noch Muskulatur an den Brustkorb annähen. Aber das sollte wieder gut kommen. Von daher ist die Hüfte das grössere Problem. Momentan wäre das Ziel, mal über ein Wochenende nach Hause gehen zu können. Das braucht noch 1 bis 2 Wochen.»

  • ... seinen psychischen Gesundheitszustand:

«Man probiert es irgendwie zu verarbeiten. Am Anfang fragt man sich immer wieder: ‹Warum ist das mir passiert?› Mittlerweile komme ich ziemlich gut damit klar. Man hat seine Ziele vor Augen und hofft, dass es wieder gut kommt. Man stellt die Schuldfrage. Ich hab mir meine Meinung gebildet.»

  • ... die Schuldfrage:

«Meiner Meinung nach kann der Sturz passieren. Jedem Bobfahrer ist das Risiko bewusst. Ich bin schon x-mal gestürzt und es ist noch nie etwas passiert. Es ist sehr blöd gelaufen, dass ich in der Bahn bewusstlos liegengeblieben bin und dass der Schlitten zurückgerutscht ist. Aber man stellt sich schon die Frage, ob man das nicht hätte verhindern können. Fakt ist, dass am gleichen Morgen bereits ein Vorfall passiert ist, als Johannes Lochner dort gestürzt ist, in der gleichen Kurve. Er hat auch einen Anschieber verloren, der lag auch bewusstlos in der Bahn. Sie hatten ein Riesenschwein, dass sie den Schlitten selber halten konnten und dieser nicht zurückgerutscht ist.»

  • ... die Reaktion der Verantwortlichen:

«Man liest in der Zeitung, dass die Bahn-Verantwortlichen Mitleid haben und bedauern, was passiert ist. Sie hoffen, dass ich wieder gesund werde. Aber persönlich hat sich niemand bei mir gemeldet, weder von der Bobbahn Altenberg noch vom internationalen Bobverband IBSF. Das finde ich ziemlich schwach. Man hat das Gefühl, es sei ihnen ziemlich egal. Eine Frage, wie es einem geht, ist doch nicht zu viel verlangt.»

  • ... über seinen Unfall:

«Ich habe gar keine Erinnerungen an den Unfall. Das Letzte, an was ich mich erinnern kann, ist das Einlaufen vor dem Training in Altenberg. Dann ist alles weg, bis ich in Dresden wieder aufgewacht bin. Von Dresden weiss ich aber auch nicht mehr allzu viel. Dort war ich ziemlich vollgepumpt mit Schmerzmitteln. Im ersten Moment habe ich gar nicht so richtig gecheckt, was passiert ist. Es muss ein Stück weit amüsant gewesen sein für die Angehörigen, weil ich offenbar komische Sachen erzählt und blöde Fragen gestellt habe.»

  • ... über seinen Weg zurück ins «normale» Leben:

«Wenn es irgendwie geht, will ich zurück in den Sport kommen. Davon bin ich aber noch extrem weit entfernt. Von einem ‹normalen› Leben nicht mehr so weit. Das geht hoffentlich nicht mehr allzu lang, bis ich mich wieder ohne Stöcke oder Rollstuhl fortbewegen kann. Es gibt immer wieder Lichtblicke, man macht jeden Tag gewisse Fortschritte.»

SRF zwei, sportflash, 27.03.2024, 20:00 Uhr ; 

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