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Rad-WM in Kigali Afrikanische WM-Premiere auf dem Prüfstand

Die Strassen-WM 2025 in Ruanda ist ein sportlicher Meilenstein – und ein politischer Balanceakt.

Radfahrer beim Rennenstart vor Stadion und Zelten.
Legende: Auftakt am Sonntag Die WM in Kigali startet mit den Einzelzeitfahren. imago images/NurPhoto

Am Sonntag ereignet sich in Ruandas Hauptstadt Historisches: Zum ersten Mal überhaupt findet eine Rad-WM in Afrika statt. Lanciert werden die Titelkämpfe mit den Einzelzeitfahren der Frauen und Männer. Bei den Männern kämpfen aus Schweizer Sicht Zeitfahr-Spezialist Stefan Küng und Schweizer Meister Mauro Schmid um die Medaillen. Bei den Frauen ist einzig Marlen Reusser am Start.

«Ich freue mich sehr», sagt Schmid vor dem Abflug nach Ruanda. «Im Einzelzeitfahren wird es schwierig für mich. Aber da die Strecke auch ein paar Steigungen drin hat, kann es für mich ein Vorteil sein. Ich bin gut vorbereitet.» Küng blickt mit Vorfreude auf die WM voraus, auch wenn er sagt: «Die Strecke ist nicht perfekt für mich zugeschnitten.»

Live-Hinweis

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Sie können die beiden Rennen am Sonntag live bei mitverfolgen:

  • 11:00 Uhr: Einzelzeitfahren Frauen, SRF info/Sport App
  • 14:35 Uhr: Einzelzeitfahren Männer, SRF zwei/Sport App

Ein überfälliger, aber heikler Schritt

Die Premiere auf afrikanischem Boden eröffnet Chancen und birgt zugleich Risiken. Dass die WM auf afrikanischem Boden stattfindet, ist ein lange überfälliger Schritt in Richtung Internationalisierung. Doch schnell wurde klar: Diese Premiere wird nicht nur sportlich, sondern auch politisch brisant.

Kigali bringt vieles mit, eine topografisch anspruchsvolle Strecke, grosse Radsport-Begeisterung in der Bevölkerung und ein Land, das sich mit der mittlerweile etablierten Tour du Rwanda sowie gezielten Nachwuchsprogrammen längst auf die internationale Radsport-Bühne vorgearbeitet hat.

Land im Wandel – aber mit autoritärer Regierung

Ruanda will sich als Gastgeber von Weltniveau präsentieren, nicht zuletzt auch als afrikanisches Erfolgsmodell. Das Land, das 1994 durch einen verheerenden Völkermord erschüttert wurde, hat seither einen rasanten Wandel durchlaufen, den es nun auch international sichtbar machen will. Für den globalen Radsport könnte das ein wichtiges Signal sein.

Doch genau dieser politische Kontext macht die WM heikel. Präsident Paul Kagame, seit fast 25 Jahren an der Macht, regiert das Land autoritär. Menschenrechtsorganisationen kritisieren Repressionen gegen Opposition, Medien und Zivilgesellschaft. Im Vorfeld der WM forderte sogar der Europarat die UCI dazu auf, dem Land die Austragung zu entziehen – mit Verweis auf die ungenügende Menschenrechtslage und die Einmischung am militärischen Konflikt in Kongo-Kinshasa.

Person mit Brille vor dunklem Hintergrund.
Legende: Umstritten Ruandas Präsident Paul Kagame regiert das Land autoritär. Getty Images/Hugh Kinsella Cunningham

Der Vorwurf: Die WM drohe, das Image eines repressiven Regimes aufzupolieren, also ein klassischer Fall von sogenanntem «Sportswashing», der gezielten Nutzung sportlicher Grossereignisse, um von innenpolitischer Repression oder geopolitischen Konflikten abzulenken.

Die zentrale Frage lautet: Wer profitiert langfristig von dieser WM? Der afrikanische Radsport? Junge Talente? Das Image des Gastgeberlandes? Oder vor allem die UCI, die sich als globaler Player inszenieren will und dafür politische Kompromisse eingeht?

Rad-WM

SRF zwei, Sportflash, 17.09.2025, 20:00 Uhr ; 

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