Der Schweizer Start ins neue Tennis-Jahr ist ernüchternd – und historisch. Erstmals seit 1995 ist weder im Männer- noch im Frauen-Tableau ein Schweizer oder eine Schweizerin in der 3. Runde des ersten Grand-Slam-Turniers des Jahres dabei.
Das Abschneiden von Belinda Bencic, Henri Laaksonen und Co. an den Australian Open ist zwar enttäuschend. Es zeigt aber auch, wie verwöhnt unser Land mit Martina Hingis, Patty Schnyder, Marc Rosset, Roger Federer und Stan Wawrinka seit den 1990er-Jahren war.
Kein hoffnungsloses Bild
Zum ersten Mal in diesem Jahrtausend waren sowohl Federer als auch Wawrinka nicht in Melbourne dabei. Dass die beiden aus gesundheitlichen Gründen fehlenden Erfolgsgaranten für eine Lücke sorgen würden – und das nicht erst in Australien –, war klar.
Schaut man die Leistungen der fünf Schweizerinnen und Schweizer am diesjährigen «Happy Slam» einzeln an, zeigt sich aber nicht ein hoffnungsloses Bild:
- Henri Laaksonen: Das Aus des einzigen Swiss-Tennis-Athleten im Männer-Tableau war bereits kurz nach der Auslosung zu erwarten. Mit dem Weltranglisten-Zweiten Daniil Medwedew erhielt der Schaffhauser den schwierigsten Gegner überhaupt – und scheiterte denn auch nicht überraschend, aber mit einer kämpferischen Leistung .
- Belinda Bencic: Von der Olympiasiegerin war eigentlich mehr zu erwarten. Doch körperlich angeschlagen, blieb die Ostschweizerin bereits in der 2. Runde auf der Strecke . Melbourne, wo Bencic es noch nie über den Achtelfinal hinaus geschafft hat, verwandelt sich auch heuer nicht in ihr Lieblingspflaster.
- Viktorija Golubic: Am enttäuschendsten ist das Out der Zürcherin. Gegen die schlechter klassierte Chinesin Zhang Shuai (WTA 74) fand sie nach eigener Aussage «keine Lösungen». Ihre Bilanz am Australian Open bleibt damit miserabel. Bei der sechsten Teilnahme gab es die sechste Erstrunden-Niederlage.
- Jil Teichmann: Sie hatte Pech, dass sie es nur knapp nicht auf die Setzliste geschafft hatte und deshalb bereits in der 2. Runde auf eine starke Gegnerin traf. Gegen die zweifache Major-Siegerin Victoria Azarenka, die unwiderstehlich spielte, hatte Teichmann keine Chance.
- Stefanie Vögele : Durch die Qualifikation hatte sich die 31-Jährige erfolgreich gekämpft, im Spiel gegen Daria Kasatkina blieb sie dann blass . Von der 24-jährigen Russin dürfte man in Zukunft noch einiges sehen.
Umstände nicht ideal
Dieses historische Schweizer Out ist zwar schade und gilt es zu analysieren, doch überdramatisieren sollte man nichts. Auch wenn solche Glanzstunden, die vorab Federer der Schweiz jahrelang bescherte, sehr weit weg sind, sieht die Zukunft nicht stockfinster aus. Das beurteilt auch SRF-Kommentator Stephan Liniger so (siehe Video oben).
Die Umstände für die Schweizerinnen und Schweizer waren in Melbourne dieses Jahr nicht ideal – sei es in Sachen Gesundheit, Losglück oder Gegner. Mit dem 19-jährigen Dominic Stricker (ATP 241), der letztes Jahr einen guten Einstand auf der Tour gab, oder der 21-jährigen Simona Waltert (WTA 219) stehen zudem die nächsten Talente bereit. Beide sind dieses Mal noch in der Qualifikation gescheitert, doch das dürfte nicht so bleiben.