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Vom Entenfloh bis zu Blaualgen Wie gut ist die Wasserqualität unserer Badeseen und Flüsse?

Die meisten Schweizer Gewässer sind sehr sauber. Fachleute sagen, warum es nicht immer so ist – und was dann zu tun ist.

Wer nach einer Wanderung im Alpstein noch zum Sämtisersee geht, kühlt sich dort gern ab. Doch nach dem Bad hatten mehrere Personen einen Hautauschlag, der auf einen Befall mit Entenflöhen schliessen lässt. Das teilte das Gesundheitsamt Appenzell Innerrhoden im Juli mit.

Entenflöhe kommen immer wieder in Seen oder Naturweihern vor. «Badende können dadurch rote, juckende Hautveränderungen bekommen, die ohne eine Behandlung zum Teil erst nach 10 bis 20 Tagen abheilen», sagt Christian Greis vom Universitätsspital Zürich, der eine Online-Sprechstunde für Hauterkrankungen führt.

Der Entenfloh – vom Ei bis zum adulten Tier

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Eine Person kratzt sich aufgrund der roten stichartigen Punkten an ihrem Bein.
Legende: Bade-Dermatitis: Entenflöhe können den Badespass vermiesen. iStock/FotoDuets

Im Sommer lauern die Larven der Saugwürmer , umgangssprachlich als «Entenfloh» bekannt, in nicht fliessenden Gewässern.

Eigentlich leben die adulten Tiere im Darm von Enten oder Schwänen, wo sie ihre Eier legen und über den Kot der Wasservögel in die Badegewässer gelangen. Schlüpfen die Larven, befallen sie zuerst einmal Wasserschnecken.

Bei Temperaturen über 20 Grad Celsius verlassen die dann etwa ein Millimeter grossen Larven die Wasserschnecken und suchen sich für ihre weitere Entwicklung normalerweise einen Wasservogel als neues Opfer.

Ist keiner in der Nähe, versucht die Larve auch einen schwimmenden oder im Wasser stehenden Menschen zu befallen. «Doch die Haut des Menschen ist im Vergleich zur Entenhaut viel zu dick für die Larven, um sich dort richtig hineinzubohren», betont Christian Greis vom USZ. Durch den Kontakt mit der Haut bleibt ein geröteter Hautausschlag zurück, der aber mit der Zeit verheilt.

Auch beim Badeplatz Manneweier oberhalb von St. Gallen gab es vor Kurzem Beschwerden über die Parasiten. «Die Bade-Dermatitis ist lästig, aber nicht gefährlich für die Gesundheit», sagt Christian Greis.

Fünf Tipps gegen Entenflöhe

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  1. Nicht dort baden, wo sich viele Wasservögel aufhalten
  2. Nach dem Baden sofort gründlich abduschen
  3. Mit einem Tuch kräftig trocken rubbeln
  4. Warmes und seichtes Wasser meiden
  5. Kleidung nach dem Schwimmen wechseln

Trotz der in der Regel exzellenten Qualität unserer Seen und Flüsse treten gelegentlich auch Probleme mit fäkalen Verunreinigungen auf. «In einem See reichen wenige bakterielle oder virale Krankheitserreger etwa von der ungewaschenen Hand eines Kindes aus, um gleich mehrere Personen in der Nähe anzustecken», sagt Tamar Kohn von der EPFL. Dies sei aber ein Extremfall.

Ungeklärte Abwässer

Infektionen mit pathogenen Darmerregern kommen vielmehr dadurch zustande, weil Abwasserreinigungsanlagen (ARA) in den Becken grundsätzlich nur 95 bis 99 Prozent aller Keime beseitigen. Aufgrund heftiger Regenfälle kann zusätzlich die Kapazitätsgrenze einer ARA überschritten werden, wodurch auch noch ungeklärtes Abwasser in die Seen und Flüsse gespült wird.

Gemäss dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) können bei Starkniederschlägen und Hochwasser auch die Regenwasserüberläufe der Kanalisation oder abgeschwemmter Hofdünger zu einer verstärkten Belastung der Gewässer mit krank machenden Mikroorganismen wie E. coli oder Enterokokken führen. Deshalb ist es ratsam, erst ein bis drei Tage nach solchen Wetterextremen wieder schwimmen zu gehen.

Grafik einer Region mit mehreren Häusern und einem eingefärbten Fluss sowie Gebäude.
Legende: Bei diesem Spielplatz nicht im Fluss baden An der Wasserstelle beim Lorzenparadies gibt es eine erhöhte Konzentration von Bakterien durch das Einleiten von gereinigtem Abwasser. Darunter befinden sich auch krankheitserregende und antibiotikaresistente Keime. Grafik: SRF, Quelle: Labor AVS/Kanton Zug

Denn durch das unabsichtliche Verschlucken des kontaminierten Wassers besteht ein Risiko von Infektionen wie Magen-Darm-Erkrankungen mit Durchfall oder Erbrechen, erklärt die Umweltwissenschaftlerin Kohn.

Aber auch allein durch den Kontakt mit bakteriellen oder auch viralen Krankheitserregern im Wasser können später Vereiterungen von bestehenden Wunden, Bindehautreizungen oder Ohrenentzündungen auftreten.

Multiresistente Bakterien

«Antibiotikaresistente Keime stellen weltweit eine Herausforderung dar», sagt Christoph Jans vom Amt für Verbraucherschutz in Steinhausen (ZG).

Bei ihren Untersuchungen der Wasserqualität von Seen und Flüssen im Kanton Zug hätten sie tatsächlich an zwei Orten unterhalb einer ARA regelmässig auch multiresistente Bakterien entdeckt, gegen die mehrere gebräuchliche Antibiotika unwirksam seien. Deshalb werde vom Baden am Spielplatz Lorzenparadies sowie bei den Kosthäusern in Hagendorn abgeraten.

Weitere mögliche Gefahr: Blaualgen im See

Unter bestimmten Bedingungen können sich Blaualgen (Cyanobakterien) gut vermehren, die gefährliche Gifte produzieren. Vor zwei Jahren starben am Greifensee (ZH) zwei junge Hunde, weil sie zu viel kontaminiertes Wasser geschluckt hatten.

Blaualgen im See – wie gefährlich sind sie?

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Aus wissenschaftlicher Sicht sind es keine Algen, sondern Bakterien, da sie keinen echten Zellkern besitzen. Nach Angaben der Eawag sind derzeit rund etwa 40 Arten bekannt, die Stoffwechselprodukte produzieren, die für Mensch und Tier toxisch sein können. In Seen kommen die sogenannten Cyanobakterien vor allem im Sommer und im Herbst vor. Wenn die Bedingungen wie ruhiges, warmes Wasser, starke Sonneneinstrahlung und ausreichend Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor stimmen, können sich Algenmatten innerhalb von Tagen oder Wochen bilden.

Meist zeigen Hunde kurz nach der Aufnahme der giftigen Cyanobakterien neurologische Symptome wie einen schwankenden Gang und Zittern. Den Tieren wird schlecht und sie fangen an zu würgen und versuchen das Gift irgendwie zu erbrechen. Nach kurzer Zeit werden sie bewusstlos. Grundsätzlich sind solche Fälle sehr selten, dennoch starben aber zum Beispiel in der Region Schmerikon (SG) 2021 insgesamt sechs Hunde beim Aabach und am Obersee. Für Badende ist es weniger gefährlich, weil sie allgemein weniger Wasser als Tiere schlucken und somit auch weniger Gift aufnehmen.

Drei Tipps von der Eawag-Forscherin Elisabeth Janssen:

  • Wer seine Füsse beim Reingehen ins kniehohe Gewässer nicht mehr gut sehen könne, sollte lieber auf das Baden verzichten.
  • Nach dem Baden gleich vor Ort abduschen, das gilt auch für Hunde.
  • Mit Kleinkindern aufpassen, sie verschlucken tendenziell mehr Wasser beim Baden und können im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht daher einer höheren Dosis ausgesetzt sein.

«Beim Mensch können die Toxine bei erhöhter Konzentration zu Übelkeit, Erbrechen, Hautausschlag bis hin zu Atemnot führen», erklärt der St. Galler Kantonschemiker Pius Kölbener. Doch die ungewöhnliche Farbe des Wassers warne einen bereits davor, dort nicht reinzugehen.

HeuteMorgen, 2.8.2024, 6:00 Uhr

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