Wenn der grosse Kanton Zürich etwas tut, bewegt er die ganze Schweiz: Seit die Zürcher vor vier Jahren Mindestfallzahlen eingeführt haben, ist ihnen ein Grossteil der andern Kantone gefolgt. Nur die kleinen können nicht mithalten. Zu klein sind ihre Fallzahlen. Wenn sie noch wollten, sie können bei komplexen Eingriffen nicht auf die in Zürich eingeführten Zahlen kommen.
Zumal dann, wenn Zürich diese Zahlen nun erhöhen und auf weitere Bereiche ausdehnen will. Und genau das hat Zürich angekündigt, denn die ersten drei Jahre haben gezeigt, dass mit den Mindestfallzahlen nicht nur die Sterblichkeitsrate gesunken ist, sondern auch die Spitalaufenthaltsdauer.
Die Sorge der Kleinen
Im kleinen Nachbarkanton Glarus beobachtet man die Entwicklung in Zürich mit Sorge. Zwar kann Zürich den Glarnern nicht direkt dreinreden, aber Rolf Widmer befürchtet, dass das Zürcher Modell sich längerfristig in der ganzen Schweiz durchsetzen wird. Dann drohe das Glarner Kantonsspital zum Triage-Zentrum zu verkommen.
Dabei könne man qualitativ durchaus mithalten, bei den Operationen, die man in Glarus durchführe. Zum Beispiel in der Viszeralchirurgie, wo man mit Lukas Krähenbühl einen renommierten Mann engagieren konnte. Die Glarner verlangen darum, dass nicht nur die Fallzahl pro Spital, sondern auch diese pro Chirurg berücksichtigt werden müsse.
Genau das haben die Zürcher vor. Sie wollen ihr System weiter ausbauen und dabei auch die Fallzahlen der Operateure in ihre Überlegungen mit einbeziehen. Der Zürcher Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger will auch die bisherigen Mindestfallzahlen in einzelnen Bereichen erhöhen und damit auf internationales Niveau anheben. Zum Beispiel überlegt man sich eine Fallzahlerhöhung für Prostata- und Blasen-Entfernungen. Zudem sollen weitere Eingriffe wie operative Behandlungen von Brustkrebs neu auf die Liste kommen.
Kleine müssen flexibel sein
Den kleineren Spitäler verlangt die Spitalkonzentration viel Flexibilität ab. Niemand bestreitet das Bedürfnis nach Grundversorgung in Randregionen. Darum werden die kleinen Spitäler diese weiterhin anbieten können, sofern sie wirtschaftliche Modelle entwickeln. Das können Kooperationen mit andern kleinen Spitälern sein und Spezialisierungen, die eine gewisse Ausstrahlkraft über die Region hinaus haben.