Nach der Tour de Suisse, die vom tragischen Tod von Gino Mäder überschattet wurde, läuft seit Samstag das bekannteste Radsportrennen der Welt: die Tour de France. Einen Monat vor Beginn der Tour ist auf Netflix die Doku-Serie zum Radrennen gestartet.
Die Menschen wollen heute Einblicke hinter die Kulissen.
Solche Doku-Serien über eine Sportart liegen im Trend. Denn Sportinteressierte wollen heute nicht nur Live-Sport im Fernsehen. Sie wollen mehr über eine Sportart und die Sportler und Sportlerinnen dahinter erfahren, sagt Pascal Schulte, Vertriebsleiter beim Marktforschungsunternehmen Nielsen Sports. «Die Zuschauer und Zuschauerinnen wollen heute Hintergrundgeschichten und Einblicke hinter die Kulissen. Das ermöglichen diese Dokumentationen. »
Serie über Formel 1 führte zu mehr Fans
Deshalb sei es nicht erstaunlich, dass es immer mehr Doku-Serien gebe, wie jetzt jene zur Tour de France. Mit ihr wolle der Streamingdienst Netflix auf dem Erfolg einer Serie über die Formel 1 aufbauen, die 2019 startete, vermutet Pascal Schulte. Die erreichte nämlich ein sehr grosses Publikum. 130 Mio. Leute schauten gemäss Zahlen von Nielsen Sports die 1. Staffel. Also fast doppelt so viele, wie im Schnitt ein Formel-1-Rennen schauen.
Nicht nur Netflix, auch die Formel 1 insgesamt profitierte von der Serie. Denn die Sportart wurde beliebter, wie Umfragen von Nielsen Sports zeigten. So habe sich beispielsweise in den USA die Zahl der Fans in 3 Jahren um zehn Prozent von 45 auf 50 Millionen erhöht. Wegen der Serie schauten jetzt auch Leute Formel-1-Rennen, die sich vorher nicht dafür interessiert hatten, sagt Pascal Schulte. «Das waren ganz bemerkenswerte Effekte, welche die Doku gehabt hat».
Von Doku-Serien profitieren alle Beteiligten
Entsprechend gebe es jetzt auch viele Nachahmer, z.B. der Veranstalter der Tour de France A.S.O., der mit der Netflix-Serie über das berühmte Radrennen ein neues Publikum für den Radsport gewinnen will. Ob das gelingt, hängt davon ab, wie erfolgreich die Doku-Serie zur Tour de France tatsächlich wird. Zahlen dazu hätten sie noch keine, sagt Pascal Schulte.
Von guten Einschaltquoten – sei es bei der Netflix-Serie oder bei den Radrennen – könnten auch die Sponsoren stark profitieren, sagt Hans-Willi Brokes vom ESB-Marketing Netzwerk, einer Vereinigung von Sport- und Marketingorganisationen. Denn Sponsoren profitieren dann, wenn ihre Werbung oft zu sehen ist. Und das sei in der Netflix-Serie der Fall. «Die Werbung auf den Trikots, den Fahrzeugen und den Banden sind natürlich sichtbar und bekommen dadurch einen höheren Wert». Davon profitieren die Renn-Teams. Denn sie möchten für die Werbung möglichst viel Geld von den Sponsoren erhalten. Die Doku-Serie nützt also alle Beteiligten.