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Attentate in den USA «Täter-Manifest erinnert an Trumps Twitter-Attacken»

Nach den beiden Massenmorden in den USA vom Wochenende steht das Land unter Schock. Für den seit 23 Jahren in den USA lebenden Journalisten Arndt Peltner ist klar: Die Radikalisierung, die in den USA im Gang ist, hat auch mit US-Präsident Donald Trump und seinen Twitter-Tiraden zu tun.

Arndt Peltner

Freier USA-Korrespondent

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Der freischaffende USA-Korrespondent ist für mehrere deutschsprachige Zeitungen und Radiostationen tätig, unter anderem auch für SRF. Der gebürtige Nürnberger lebt seit 1998 in der Nähe von San Francisco.

SRF News: Welche gesicherten Fakten gibt es im Fall von El Paso, dass der Täter aus rassistischen Motiven gehandelt haben soll?

Arndt Peltner: Der 21-jährige Täter stammt aus Dallas und hat kurz vor der Tat ein Manifest im Internet veröffentlicht. Darin beschreibt er seine Tat – und versucht, sie in eindeutig fremdenfeindlicher Tonalität zu erklären. Der Täter sieht sich als Kämpfer für die USA und gegen den kulturellen und ethnischen Austausch. Der Mann wurde von der Polizei gefasst und gab bereitwillig Auskunft über seine Motive. Die Ermittler untersuchen nun, wie er radikalisiert wurde, wie er die Tat geplant hat und ob es Hintermänner gibt. Der Massenmord wird von Behörden als terroristische Tat eingestuft, dem Täter droht die Todesstrafe. Der Schütze scheint damit gerechnet zu haben, denn davon schreibt er bereits in seinem Manifest.

Gibt es Hinweise darauf, wie sich der Mann derart radikalisiert haben könnte?

Vieles in dem Manifest erinnert stark an die wiederkehrenden Twitter-Angriffe von US-Präsident Donald Trump auf illegale Einwanderer. Es geht um offene Grenzen, erschlichene Staatsbürgerschaften, eine Krankenversicherung für illegale Einwanderer – all das, was Trump immer wieder tweetet und an Massenveranstaltungen von sich gibt.

Aus dem Weissen Haus kommen rassistische und fremdenfeindliche Töne – und einige Wirrköpfe sehen sich dadurch zum Handeln aufgefordert.

Zwar wurde der Täter nicht direkt von Trump radikalisiert – aber der Präsident hat den Ton in den USA verändert. Fakt ist: Derzeit kommen rassistische und fremdenfeindliche Töne aus dem Weissen Haus und einige Wirrköpfe in den USA sehen sich dadurch zum Handeln aufgefordert. Verbunden mit den laxen Waffengesetzen in den USA ist das eine tödliche Mischung.

Vor einem brennenden Hakenkreuz haben Leute den Arm emporgestreckt.
Legende: Neonazis und andere Extremisten spüren Aufwind in den USA unter Präsident Trump (Bild: Anhänger einer Nationalsozialistischen Bewegung in Georgia beim Hitlergruss im April 2018). Reuters Archiv

Trump twitterte, es gebe keinerlei Rechtfertigung, Unschuldige zu töten. Er wurde dafür kritisiert – wieso?

Der US-Präsident sieht keinen Anlass, darüber nachzudenken, dass es vielleicht auch an seiner Wortwahl, seiner Art, wie er Andersdenkende angreift, liegen könnte. Vor kurzem forderte er bekanntlich vier farbige Kongressabgeordnete dazu auf, das Land zu verlassen, um kurz danach zu erklären, er sei der am wenigsten rassistische Mensch in den USA – was nachweislich nicht stimmt. Fakt ist: Rassistische, extremistische und rechtsradikale Gruppen in den USA haben Aufwind. Von Militia- bis zu Neonazi-Gruppen fühlen sich alle durch Trump in ihrem Tun bestärkt. Dieser distanziert sich nicht von den Gruppen und spricht manchmal sogar ihre Sprache.

Die USA erleben eine nationale Krise und der Präsident macht damit Wahlkampf.

Frühere Präsidenten – von Ronald Reagan bis Barack Obama – traten nach solchen Bluttaten vor die Kamera und versuchten, Trost zu spenden und vereinende Worte zu finden, um die Nation zu einen. Trump schickt einen Tweet raus, man solle für die Opfer beten – und zwei Stunden später kommt ein weiterer Tweet von ihm, in dem er einen republikanischen Kandidaten unterstützt, der sich offen für den freien Waffenbesitz einsetzt.

Die Nation ist geschockt und Trump lässt sich auf seinem Golfresort in New Jersey mit einer Braut fotografieren, die dort ihre Hochzeit feierte. Die USA erleben eine nationale Krise und der Präsident macht damit Wahlkampf.

Das Gespräch führte Hans Ineichen.

Übermächtige Waffenlobby in den USA

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Die Waffenlobby (NRA – National Rifle Association) verhindert es, dass es in den USA eine behördliche Statistik zu den Massenschiessereien gibt. Die Statistik wird deshalb von privaten Organisationen geführt: Jedes Jahr werden in den USA mehr als 10'000 Menschen mit Schusswaffen ermordet, nochmal so viele bringen sich damit um, 40'000 Amerikaner werden verletzt. Bei Afroamerikanern im Alter zwischen 15 und 30 Jahren ist der Tod durch Schusswaffen die häufigste Todesursache. Das ist eine nationale Krise grössten Ausmasses. Doch die NRA, die Republikanische Partei und Präsident Trump verhindern, dass die Krise als das gesehen wird, was sie ist. Es gibt auch keine Anzeichen dafür, dass die Waffengesetze bald geändert werden könnten. (Arndt Peltner)

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