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Der «Ibiza-Mann» ist zurück «HC Strache kann auf einen festen Wählerstamm zählen»

Wie vermutet, lanciert der frühere Chef von Österreichs rechtsnationaler Partei FPÖ, Heinz-Christian «HC» Strache, sein Polit-Comeback. Im Herbst will er mit seiner neuen Partei «Allianz für Österreich» bei der Landtagswahl in Wien antreten. Zum Bürgermeister dürfte es ihm dabei allerdings nicht reichen, sagt SRF-Österreich-Spezialistin Simone Fatzer.

Simone Fatzer

Deutschland-Korrespondentin

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Simone Fatzer arbeitet seit 1998 für Radio SRF, unter anderem als Moderatorin der Sendung «Echo der Zeit» und als Dossierverantwortliche für Deutschland. Seit September 2021 ist sie Korrespondentin in Berlin.

SRF News: Wie ist die Ankündigung von HC Strache zu verstehen?

Simone Fatzer: Seit Straches Rücktritt nach der Parlamentswahl im Oktober war sein Comeback erwartet worden. Er liebt die Inszenierung – so hat er die Rückkehr öfters angetönt, ohne dass klar war, wie und wann das geschehen würde. Jetzt hat er die Katze aus dem Sack gelassen, dass er mit der DAÖ antreten will. Allerdings wird er die Partei wohl umbenennen, denn in Österreich machen sich viele über das sperrige Kürzel lustig. Die neue Parteibezeichnung dürfte den Namen Strache in irgendeiner Form beinhalten. Strache selber spricht von einer «neuen Bürgerbewegung».

Wofür steht seine Partei «Allianz für Österreich»?

Gegründet wurde die DAÖ ausschliesslich mit dem Ziel, HC Strache eine neue Heimat zu bieten. Sie ist eine Art Mini-Abspaltung der FPÖ Wien. Deshalb dürften die Themen der DAÖ weitgehend mit jenen der FPÖ identisch sein. Schliesslich hatte letztere in den letzten 14 Jahren sehr stark von Strache gelebt, der von sich sagt, er sei das Original.

Die Politik von Straches neuer Partei dürfte sich vor allem gegen Ausländer richten.

Die Politik seiner neuen Partei dürfte sich deshalb vor allem gegen Ausländer und Zugewanderte richten. In Wien dürfte es um sozialen Wohnungsbau gehen, der für Österreicher reserviert sein soll, oder um die Kriminalitätsbekämpfung.

Strache will mit seiner neuen Partei Bürgermeister von Wien werden. Hat er Chancen?

Davon ist nicht auszugehen. Wien ist tiefrotes SPÖ-Gebiet. Bei den letzten Wahlen wurde der langjährige Bürgermeister Michael Häuptl mit gut 40 Prozent Wähleranteil mit recht grossem Vorsprung wiedergewählt. Strache trat schon damals an, hatte mit gut 30 Prozent der Stimmen aber keine Chance gegen Häuptl.

Von der Spaltung der FPÖ könnte die ÖVP von Kanzler Kurz profitieren.

Zwar ist die SPÖ momentan in der Krise, doch es wird für Strache sehr schwer werden, über mehr als einen tiefen zweistelligen Wähleranteil zu kommen. Einen solchen trauen ihm derzeit österreichische Politexperten zu. Durch die Spaltung der FPÖ wird der rechte Kuchen geschwächt, wovon die ÖVP mit Kanzler Sebastian Kurz profitieren könnte.

Strache ist erst im vergangenen Mai nach dem sogenannten Ibiza-Video zurückgetreten – hat ihm diese Affäre nicht geschadet?

Doch. Strache hat die FPÖ gross gemacht und es bis zum Vizekanzler der Republik Österreich geschafft. Das alles hat er an die Wand gefahren. Doch er hat tatsächlich nach wie vor einen festen Wählerstamm, der laut Schätzungen bis zu zwölf Prozent beträgt. Diesen Wählern scheint es vollkommen egal zu sein, was HC Strache getan hat.

Die Spesenaffäre könnte strafrechtlich relevant werden.

Allerdings: Es laufen noch Strafuntersuchungen gegen Strache. Was bedeutet das?

Tatsächlich ist alles, was im Ibiza-Video zu sehen ist, nicht nur moralisch verwerflich, Strache ist in eine ganze Reihe von weiteren Skandalen verstrickt. So könnte die Spesenaffäre im Zusammenhang mit der FPÖ strafrechtlich relevant werden. Dabei geht es um Veruntreuung. Auch sind mit Banknoten gefüllte, mysteriöse Sporttaschen aufgetaucht, wobei Straches Verwicklung noch unklar ist. Strache selber sagt dazu, er habe ein reines Gewissen und schaue den Untersuchungen gelassen entgegen.

Das Gespräch führte Roger Aebli.

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