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Held der Pressefreiheit US-Journalist Martin Baron: «Trump ist im Abrissgeschäft tätig»

Martin Baron zählt neu zu den «World Press Freedom Heroes». Mit scharfen Worten warnt der US-Journalist vor Donald Trump.

An einer feierlichen Zeremonie in Wien wird der ehemalige Chefredaktor des «Boston Globe» und der «Washington Post» in den Kreis der «World Press Freedom Hereos» aufgenommen. Diesem gehören herausragende Journalisten an – von «Le-Monde»-Gründer Hubert Beuve-Méry über «Spiegel»-Gründer Rudolf Augstein bis zur vom russischen Regime ermordeten Anna Politkovskaya.

Gleich achtzehn der renommierten Pulitzerpreise hätten der «Boston Globe» und die «Washington Post» unter der Führung von Baron gewonnen, heisst es auf dem Weltkongress des «International Press Institute», bei dem auch SRF Mitglied ist.

Mann im Anzug bei Event mit Logos im Hintergrund.
Legende: Der renommierte US-Journalist Martin Baron findet klare Worte gegen Donald Trump. Der US-Präsident wolle die kritischen Medien zerstören, warnt er. Keystone/ Millie Turner

In seiner Dankesrede sagt Baron: «Ich habe freie Medien in den USA immer für absolut selbstverständlich gehalten. Doch das tue ich nicht länger.» Kurz davor, im Gespräch, betonte er: «Ja, ich bin weiterhin Abonnent der ‹Washington Post›.» Auch das versteht sich nicht mehr von selbst, obschon er die renommierte US-Hauptstadtzeitung lange Jahre geleitet hat.

Kommentatoren auf Trump-Kurs

Denn die Kommentarredaktion, zu der auch die Karikaturen gehören, ist vom milliardenschweren Besitzer Jeff Bezos, der unbedingt die Nähe von US-Präsident Donald Trump sucht, völlig umgedreht worden. Baron: «In Leitartikeln wird jetzt geradezu nach Gelegenheiten gesucht, um Trump beizupflichten.» Immerhin leiste die Informationsredaktion weiterhin herausragende Arbeit.

Trump will die Pfeiler der Demokratie zerstören und deshalb auch die kritischen Medien.
Autor: Martin Baron US-Journalist

Tatsächlich hat sie eben erst aufgedeckt, dass der Präsident für sein Vorhaben, einen pompösen Ballsaal zu bauen, den Ostflügel des Weissen Hauses abreissen lässt. «Etwas, das Trump zunächst bestritten hat und später geheim halten wollte», sagt Baron. Die Machenschaften ums Weisse Haus sind für den 71-Jährigen ein Sinnbild: «Trump ist im Abrissgeschäft tätig. Er will die Pfeiler der Demokratie zerstören und deshalb auch die kritischen Medien.»

Die Meinungsäusserungs­freiheit solle nur für ihn selber gelten. Deswegen tue er alles, um das Vertrauen der Bevölkerung in den Journalismus auszuhöhlen. Allerdings räumt Baron ein, ein Stück weit seien an diesem Vertrauensverlust auch die Medien selber schuld.

Die Vereinigten Staaten hielten bisher, wie Martin Baron betont, nicht nur im eigenen Land die Pressefreiheit hoch: «Wir haben uns jahrzehntelang auch rund um die Welt dafür engagiert. Trump hat das abrupt gestoppt. So verloren die USA nun einen Teil ihrer eigenen Seele und laden die Diktatoren der Welt geradezu ein, zu tun, was sie wollten.»

US-Medien leisten noch Widerstand

Trump sei beim Strangulieren der Medien ziemlich weit vorangekommen, findet Baron. Doch noch wolle laut Meinungsumfragen die Mehrheit der Bevölkerung freie Medien. Noch gebe es Widerstand seitens mancher Redaktionen und Verleger. Sie kämpften zunehmend gemeinsam auch auf dem Rechtsweg gegen Trumps Druck.

Trump ist einzig dann für freie Wahlen, wenn er sie gewinnt.
Autor: Martin Baron US-Journalist

Und das jüngste Beispiel der neuen Solidarität: Sämtliche angesehenen Zeitungstitel und Sender weigern sich, eine Verpflichtung zu unterschreiben, die sie bei der Berichterstattung aus dem Pentagon zu reinen Propagandisten der Regierung degradiert hätte.

Was jedoch die 2026 anstehenden Halbzeit-Wahlen für das Parlament betrifft, ist Martin Baron alles andere als überzeugt, dass sie noch fair und frei verlaufen werden: «Trump ist einzig dann für freie Wahlen, wenn er sie gewinnt.»

Um die Kommenden nicht zu verlieren, werde er allerlei Mittel und Wege finden, um eine Niederlage zu verhindern. Egal, wie die Leute wählen.

Echo der Zeit, 25.10.2025, 18 Uhr;stal

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