Die militärische Lage
Bei einer Razzia der israelischen Armee und Polizei in Kalkilia im nordwestlichen Westjordanland sind zwei militante Palästinenser getötet worden. Nach Angaben der israelischen Einsatzkräfte von Montag soll es sich bei den Getöteten um Terroristen handeln. Der bewaffnete Arm der Fatah-Partei von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas teilte mit, die beiden seien Mitglieder der Al-Aksa-Brigaden gewesen.
Zudem wurde dem Gesundheitsministerium in Ramallah zufolge ein 33-Jähriger bei einem Armeeeinsatz in Kalandia bei Ramallah getötet. Berichten zufolge kam es dabei zu bewaffneten Zusammenstössen. Unklar war zunächst, ob der Tote Mitglied einer militanten Gruppierung gewesen war.
Israels Bodentruppen stossen derweil im Süden des Gazastreifens vor. Doch der seit Wochen andauernde Einsatz gegen die islamistische Hamas im Norden ist nach Angaben des Militärs noch nicht beendet. «Wir haben sie im Norden noch nicht vollständig militärisch besiegt, aber wir haben gute Fortschritte gemacht», erklärte der israelische Armeesprecher Jonathan Conricus dem US-Sender CNN. Man habe von Anfang gesagt, dass der Kampf gegen die Hamas nicht leicht werde und Zeit benötige. Man habe es mit einem Feind zu tun, «der kein Problem damit hat, Zivilisten für seine militärische Sache zu opfern», führte Conricus aus.
An der Grenze zwischen dem Libanon und Israel hat es wieder Beschuss gegeben. Israels Militär registrierte in der Nacht sowie am Montagmorgen mehrere Abschüsse von Mörsergranaten aus dem Libanon auf Armeestellungen. Die Armee attackierte demnach die Orte, von denen die Angriffe ausgegangen waren. Es habe einen Angriff aus dem Libanon heraus auf einen Posten im Nachbarland gegeben, hiess es auch aus libanesischen Sicherheitskreisen.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober dieses Jahres kommt es immer wieder zu Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und militanten Gruppierungen wie der Hisbollah in der israelisch-libanesischen Grenzregion. Die Hisbollah hat Verbindungen zur islamistischen Hamas im Gazastreifen, gilt aber als einflussreicher und schlagkräftiger.
Die Kämpfe zwischen Israel und der Hamas waren am Freitag nach Verstreichen einer einwöchigen Feuerpause wieder aufgenommen worden. In der wöchigen Waffenruhe waren insgesamt 105 Geiseln freigekommen. Im Gegenzug hatte Israel 240 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen. Israel vermutet, dass noch 137 Geiseln im Gazastreifen festgehalten werden, darunter 115 Männer, 20 Frauen und zwei Kinder.
Bemühungen um eine Verlängerung der Feuerpause und weitere Geiselfreilassungen sind bisher gescheitert. Israel verkündete am Samstag, sie habe ihre Delegation zu Verhandlungen einer erneuten Feuerpause abgezogen.

USA drängen auf Schutz von Zivilisten
US-Vizepräsidentin Kamala Harris sprach am Samstag eine deutliche Mahnung in Richtung Israel aus. «Zu viele unschuldige Palästinenser sind getötet worden. Offen gesagt, das Ausmass des zivilen Leids und die Bilder und Videos aus dem Gazastreifen sind verheerend», sagte sie in Dubai.
In einem Gespräch mit Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi bekräftigte Harris zudem, dass die USA «unter keinen Umständen die Zwangsumsiedlung von Palästinensern aus dem Gazastreifen oder dem Westjordanland, die Belagerung des Gazastreifens oder die Neuziehung der Grenzen» zulassen werden.
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin appellierte an Israels «moralische Verantwortung», Zivilisten zu schützen. «Wenn man sie in die Arme des Feindes treibt, ersetzt man einen taktischen Sieg durch eine strategische Niederlage.»
Geflüchtete und Opfer
Sieben Wochen nach Kriegsbeginn sind im Gazastreifen UNO-Angaben zufolge mehr als 1.8 Millionen Menschen, also rund drei Viertel der Bevölkerung von 2.2 Millionen, Binnenflüchtlinge. Etwa eine Million Menschen seien in UNO-Einrichtungen im Gazastreifen untergekommen. Die massiven israelischen Luftangriffe hatten zuvor vor allem im Norden für enorme Zerstörung gesorgt, zahllose Häuser sind beschädigt oder zerstört.
Seit dem 2. Dezember werden auch Ziele im Süden angegriffen. Hunderttausende aus dem Norden geflohene Palästinenser versuchen den Beschüssen auszuweichen. Israel hat die Bewohner von Gebieten rund um Chan Yunis im Süden des Gazastreifens aufgefordert, diese zu verlassen.
Während der siebentägigen Waffenruhe haben nach Angaben des Palästinensischen Roten Halbmonds 310 Lastwagen mit Hilfsgütern erfolgreich den massiv von Israel bombardierten Norden des abgeriegelten Küstenstreifens erreicht. Laut der Organisation konnten Güter wie Lebensmittel, Babynahrung und Decken für Tausende Menschen in Not bereitgestellt werden. Nach Ende der Feuerpause kamen nach einem Unterbruch weitere 100 Lastwagen mit Hilfsgütern bis Samstagabend im Gazastreifen an.

Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist seit Kriegsbeginn nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums auf 15'899 gestiegen (Stand 4. Dezember). Etwa 42'000 Menschen seien verletzt worden, teilte ein Sprecher mit. Tausende Menschen würden zudem weiter vermisst.
Nach Ende der Feuerpause sind laut der radikal islamistischen Hamas 700 Menschen bei Angriffen getötet worden (Stand 3. Dezember). Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Israel hat die Zahl der Toten durch den Hamas-Angriff vom 7. Oktober nach unten korrigiert. Bei dem Überfall seien rund 1300 Menschen in Israel getötet worden, teilte der Sprecher des Aussenministeriums, Lior Haiat, mit (Stand 30. November 2023). Die israelische Regierung hatte zuvor von 1400 Todesopfern gesprochen.
Bei den Terrorangriffen der Hamas sind auch zwei Schweizer ums Leben gekommen, wie vor einer Woche bekannt wurde. Bei beiden handelte es sich laut dem Eidgenössischen Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) um schweizerisch-israelische Doppelbürger.
Das israelische Militär verzeichnet nach eigenen Angaben bislang 76 Tote in den eigenen Reihen, die bei Bodeneinsätzen im Gazastreifen umgekommen sind. Israel greift das Küstengebiet aus der Luft, vom Meer und zu Boden an.
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