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Harris trifft Netanjahu
Aus Tagesschau vom 26.07.2024.
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Krieg im Nahen Osten Die Lage im Nahen Osten – die Übersicht

Die militärische Lage

Mehr als 190'000 Menschen wurden während der viertägigen Kämpfe um die Stadt Chan Yunis im südlichen Gazastreifen vertrieben, berichteten die Vereinten Nationen. Hunderte weitere Menschen sitzen laut der UNO im Osten von Chan Yunis fest. Israelische Truppen führen seit Montag ihre jüngste Operation in Chan Yunis durch. Augenzeugen und Rettungskräfte berichten, dass die heftigen Kämpfe im Osten der Stadt anhalten.

Die Huthi-Rebellen in Jemen drohen mit Vergeltung für Israels Angriff auf ihre Stellungen bei Houdeida. «Die Reaktion darauf ist unvermeidlich», erklärte der Anführer der Miliz, Abdulmalik al-Huthi, in einer im Fernsehen übertragenen Rede am Donnerstag.

Grosses Feuer mit starkem Rauch hinter einem Gebäude.
Legende: Nach dem israelischen Angriff steigen Flammen und Rauchschwaden aus dem Hafengebiet von Hodeida in Jemen auf. (Bild: 21. Juli 2024) REUTERS/Stringer/File Photo

Der Angriff auf Houdeida werde die Huthi nicht von weiteren militärischen Einsätzen im Rahmen ihrer Solidarität mit den Palästinensern im Gazastreifen abhalten. Die Huthi haben sich mit der radikalen Hamas solidarisch erklärt. Sie haben wiederholt Ziele in Israel und Schiffe im Roten Meer, die sie mit Israel in Verbindung bringen, angegriffen.

Armee: Fünf Leichen israelischer Geiseln aus Gaza geborgen

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Israelische Soldaten haben im Gazastreifen die Leichen von fünf Geiseln geborgen. Darunter befindet sich die 56-jährige Einwohnerin eines Kibbuz am Rande des abgeriegelten Küstenstreifens, wie die Armee am Donnerstag mitteilte. Sie sei bei dem Massaker der islamistischen Hamas am 7. Oktober vergangenen Jahres getötet und ihre Leiche verschleppt worden. Bei den übrigen Leichen handele es sich um Soldaten, die an dem Tag im Kampf gegen die Terroristen fielen und deren Leichen ebenfalls verschleppt worden seien. Ihre Leichen seien am Mittwoch im Süden Gazas geborgen und nach Israel gebracht worden.

Bei ihrem neuen Vorstoss im südlichen Gazastreifen hat Israels Armee nach eigenen Angaben Dutzende Hamas-Terroristen getötet. Das Militär sei über und unter der Erde gegen die Islamisten vorgegangen, teilte die Armee am Dienstag mit. Die bewaffneten Männer sind demnach bei Zusammenstössen mit den Soldaten durch Panzerbeschuss und Luftangriffe getötet worden. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.

Bei dem neuen Vorstoss der israelischen Streitkräfte in Chan Yunis geraten palästinensischen Berichten zufolge auch Zivilpersonen zwischen die Fronten. Mindestens 71 Palästinenserinnen und Palästinenser, unter ihnen auch Kinder, seien zu Beginn des Einsatzes am Montag ums Leben gekommen, weitere 200 hätten Verletzungen erlitten, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa unter Berufung auf Spitalmitarbeiter.

Führungsmitglied der Hamas in Gefangenschaft gestorben

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Wie eine palästinensische Behörde am Freitag mitteilte, ist ein Führungsmitglied der Hamas im Westjordanland in israelischer Gefangenschaft gestorben.

Mustafa Muhammad Abu Ara sei aufgrund einer starken Verschlechterung seines Gesundheitszustandes gestorben, teilte die Palästinensische Kommission für Angelegenheiten von Gefangenen in einer Erklärung mit.

Die Hamas würden den Tod des «Führers und Gefangenen Scheich Mustafa Muhammad Abu Ara» bedauern, schrieben sie in einer Erklärung. Die Verantwortung für seine «Ermordung durch vorsätzliche medizinische Vernachlässigung» trage die israelische Besatzung. Die israelische Armee hat bisher nicht auf Anfragen der Nachrichtenagentur AFP geantwortet.

Die israelische Armee hatte zuvor die Bewohnerinnen und Bewohner im östlichen Teil der Stadt dazu aufgerufen, das Gebiet unverzüglich zu verlassen. Nachrichtendienstliche Erkenntnisse hätten ergeben, dass die Hamas von dort Raketenangriffe auf Israel durchgeführt habe. Augenzeugen zufolge machten sich Tausende Zivilisten auf die Flucht.

Diplomatie und internationale Reaktionen

Die derzeit stockenden Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und die Freilassung israelischer Geiseln sollen einem Medienbericht zufolge am Sonntag in Rom weitergehen. CIA-Direktor William Burns werde sich dort mit israelischen, katarischen und ägyptischen Verhandlern treffen, so das US-Portal «Axios» unter Berufung auf israelische und amerikanische Regierungsbeamte.

Am Freitag haben Australien, Neuseeland und Kanada eine umgehende Waffenruhe im Gazastreifen gefordert. Das Leid der Menschen sei unzumutbar und dürfe nicht weitergehen, teilten die drei Länder in einer gemeinsamen Stellungnahme mit. Sie riefen alle Beteiligten auf, Zurückhaltung zu üben und die Situation zu deeskalieren. Sie betonen, dass sie die Handlungen der radikal-islamischen Palästinenser-Organisation Hamas verurteilten. Israel riefen sie auf, auf eine Zweistaatenlösung hinzuarbeiten.

Derweil verkündete die neue britische Labour-Regierung von Keir Starmer am Freitag, sie wolle keine Klage einreichen gegen die vor Monaten vom Internationalen Strafgerichtshof ausgestellten Haftbefehle. Das Gericht erhob diese gegen den israelischen Premierminister Benyamin Netanjahu und Verteidigungsminister Yoav Gallant sowie gegen Hamas-Führer, wegen Kriegsverbrechen.

Am Freitag traf Netanjahu den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Dieser erklärte nach dem Treffen, die von der Hamas festgehaltenen Geiseln müssten sofort freikommen. Einen Tag zuvor hatten die USA den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu zu einem zügigen Abkommen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und die Freilassung der Geiseln gedrängt. Vor allem US-Vizepräsidentin und Präsidentschaftsbewerberin Kamala Harris richtete mit Blick auf die humanitäre Lage in Gaza mahnende Worte an Netanjahu.

Ihre Worte stiessen in Israels Regierung prompt auf Kritik. Dass Harris von einer schlimmen humanitären Krise im Gazastreifen und der Notwendigkeit gesprochen habe, den Krieg zu beenden, habe den Geiselverhandlungen geschadet, zitierten israelische Medien einen nicht genannten ranghohen israelischen Beamten.

Zuvor wies auch US-Präsident Joe Biden bei seinem Treffen mit Netanjahu auf die Notwendigkeit hin, «die verbleibenden Lücken zu schliessen, das Abkommen so schnell wie möglich abzuschliessen, die Geiseln nach Hause zu bringen und ein dauerhaftes Ende des Krieges in Gaza zu erreichen», teilte das Weisse Haus mit.

Bereits am Mittwoch hielt der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor dem US-Kongress eine Rede. Tausende Menschen protestierten am Mittwoch vor dem Kapitol gegen den Auftritt Netanjahus. Die Sicherheitsvorkehrungen waren so streng wie seit Jahren nicht. Das Kapitol war von hohen Zäunen umstellt und die Polizei zeigte starke Präsenz.

WFP: Müssen Lebensmittelrationen für Familien reduzieren

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Das Welternährungsprogramm (WFP) sieht sich gezwungen, die Lebensmittelrationen für die Familien im Gazastreifen zu verkleinern. Nur so sei es möglich, eine umfassende Versorgung für die neu vertriebenen Menschen zu gewährleisten, teilt das WFP, eine Organisation der UNO, am Freitag auf X mit. «Die Nahrungsmittelvorräte und humanitären Hilfsgüter im Zentrum und Süden des Gazastreifens sind sehr begrenzt, und es gelangen kaum kommerzielle Lieferungen dorthin», fügt das WFP hinzu.

Der Bedarf an medizinischer Hilfe für Zivilisten im Gazastreifen und speziell für Kinder und Jugendliche ist riesig. Die Weltgesundheits­organisation WHO hat im April eine Reihe von Ländern aufgefordert, mit medizinischen Evakuierungen von Patienten aus Gaza zu helfen. Mehrere EU-Länder und auch das Nicht-EU-Land Norwegen haben ihre Hilfe zugesagt. 

Geflüchtete, Opfer, Geiseln

Das Gesundheitsministerium im Gazastreifen hat 39'175 getötete Palästinenserinnen und Palästinenser seit Kriegsbeginn (Stand 25. Juli 2024) vermeldet. Rund 90'403 Menschen seien verletzt worden. Die Behörde wird von der terroristischen Hamas kontrolliert. Internationale Expertinnen und Experten schätzen die Zahlen des Gesundheitsministeriums aber als realistisch ein.

UNO: Kaum Hilfe für Menschen im Gazastreifen

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Die ohnehin schwierige Versorgung von Kranken und Verwundeten im Gazastreifen wird UNO-Angaben zufolge wegen immer neuer Vertreibungen durch das israelische Militär noch komplizierter. Humanitäre Einrichtungen müssten schliessen und die Menschen ihrem Schicksal überlassen, schrieb das UNO-Nothilfebüro Ocha am Mittwoch.

Anfang der Woche hatte Israel die Bewohner eines Gebiets in Chan Yunis aufgerufen, zu fliehen. Nach Ocha-Schätzungen flüchteten 150'000 Menschen aus ihren Notbehausungen, bevor israelisches Militär anrückte. «Es wurden viele gesehen, die ohne jegliche persönliche Gegenstände unterwegs waren», so Ocha.

In dem Gebiet seien vier medizinische Einrichtungen sowie acht Suppenküchen und Verteilzentren für Lebensmittel gewesen. Bis auf eine Gemeinschaftsküche hätten alle schliessen müssen. Nach israelischen Angaben wurden israelische Streitkräfte aus der Zone angegriffen. Nur 16 von einst 36 Spitälern im Gazastreifen können nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) noch eingeschränkt arbeiten. Von zehn Feldlazaretten sind noch vier voll in Betrieb, weitere vier eingeschränkt.

In Abwässern war das für Kinderlähmung verantwortliche Polio-Virus entdeckt worden. In den unhygienischen Zuständen mit wenigen Toiletten und nicht genügend Trinkwasser erkranken Zehntausende Menschen an Durchfall und Hautausschlägen. Staub von den zerstörten Gebäuden löst Atemwegsinfekte aus.

Überall türmen sich Müllberge, weil Diesel für LKWs zum Abtransport fehlt, hiess es weiter. Fäkalien und Abwasser treiben teils ungefiltert durch die Strassen, weil auch für die Generatoren der Abwasseranlagen Diesel fehlt.

Nach israelischen Angaben sind «etwa 14'000 Terroristen eliminiert und festgenommen» worden (Stand 17. Juli 2024). Ob es sich dabei ausschliesslich um Mitglieder der Hamas oder auch um Mitglieder anderer Terrorgruppen gehandelt habe, gab die Armee nicht bekannt. Vor Kriegsbeginn soll es nach Schätzungen des Militärs rund 30'000 Hamas-Kämpfer gegeben haben.

Beim Terrorangriff am 7. Oktober 2023 wurden auf israelischer Seite mehr als 1200 Menschen getötet, darunter mindestens 850 Zivilisten.

Mehr als acht Monate nach dem Angriff auf Israel weiss die islamistische Hamas eigenen Angaben nach nicht, wie viele der rund 120 im Gazastreifen vermuteten Geiseln noch am Leben sind. Israel hat seinerseits 44 davon für tot erklärt. Am 8. Juni hatten israelische Soldaten vier Geiseln im Gazastreifen aus der Gewalt der Hamas befreit.

Unicef: 143 Kinder und Jugendliche im Westjordanland getötet

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Im Westjordanland und Ost-Jerusalem sind nach Angaben des UNO-Kinderhilfswerk Unicef vom 22. Juli 2024 seit Kriegsbeginn im Oktober 143 Kinder und Jugendliche getötet worden. Ausserdem seien 440 junge Palästinenser durch Munition verletzt worden. Diese Zahlen seien eine «unnötige und exzessive Ausübung von Gewalt gegen die Verwundbarsten». Sie bedeuteten eine Verdreifachung der Opferzahlen im Vergleich zum Neun-Monats-Zeitraum davor. Auf israelischer Seite seien im Westjordanland in den vergangenen neun Monaten zwei Kinder getötet worden, so Unicef.

Seit dem 7. Oktober sind nach UNO-Angaben fast 1.9 Millionen Menschen innerhalb des Gazastreifens auf der Flucht. Das sind über 85 Prozent der Bevölkerung. Etwa eine Million Menschen seien in UNO-Einrichtungen im Gazastreifen untergekommen, so eine Mitteilung vom 17. April.

Nach Angaben der Hilfsorganisation Palästinensischer Roter Halbmond wurden seit Kriegsbeginn fast 500 Mitarbeiter des Gesundheitswesens getötet (Stand 15. Juni 2024).

Ende Mai berichtete die UNO von fast 200 getöteten UNO-Mitarbeitenden seit Beginn des Gaza-Krieges (Stand 27. Mai 2024).

Die Glückskette sammelt

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Der Krieg im Nahen Osten hat bereits Tausende von Menschenleben gekostet, grösstenteils Zivilpersonen. Die Glückskette ruft zur Solidarität auf, um der Zivilbevölkerung zu helfen. Sie unterstützt ihre Schweizer Partnerorganisationen vor Ort – sie hilft dort, wo die humanitären Bedürfnisse am grössten sind. Zurzeit ist das Gaza.

Spenden für die Sammlung «Humanitäre Krise im Nahen Osten» können auf www.glueckskette.ch getätigt werden.

Krieg im Nahen Osten

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Die Konflikte in Israel, im Westjordanland und im Gazastreifen halten an. Hier finden Sie alle unsere Inhalte zum Krieg im Nahen Osten.

Tagesschau, 25.07.2024, 12:45 Uhr ; 

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