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Nahost-Konflikt «Wir sehen viel Gewalt, viel Zerstörung»

Israel und die Palästinenser bekämpfen sich. Die andauernden Bombardierungen und Raketenangriffe sind für Helfer und Zivilisten gleichermassen gefährlich.

Seit rund einer Woche bekämpfen sich Israel und die Palästinenser wieder mit Waffengewalt. Militante Palästinenser schiessen Raketen nach Israel ab und die israelische Armee fliegt Luftwaffenangriffe auf den Gazastreifen. Über die Auswirkungen der Angriffe auf die humanitäre Lage in Gaza hat SRF News mit einem Vertreter des Internationalen Roten Kreuzes (IKRK) gesprochen.

Christoph Hanger

Pressesprecher des Internationalen Roten Kreuzes

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Christoph Hanger arbeitet seit rund sieben Jahren für das IKRK, unter anderem auf Missionen in Papua-Neuguinea, DR Kongo und Mosambik. Er ist in Jerusalem für das IKRK als Pressesprecher und Medienreferent tätig.

SRF News: Was wissen Sie über die Lage der Menschen im Gazastreifen?

Christoph Hager: Es ist eine schwierige Situation im Moment. Wir sehen viel Gewalt, viel Zerstörung. Und wir hoffen, dass wir in den nächsten Tagen die Menschen erreichen können und ihnen mit dem helfen können, was sie am nötigsten brauchen. Ich habe mit einer Kollegin in Gaza gesprochen und sie sagte, dass jede Nacht extrem starke Bombardierungen stattfinden. Für die Zivilbevölkerung ist es sehr schwer, und auch für unsere Kolleginnen und Kollegen. Wir stehen mit ihnen in engem Austausch und versuchen, sie zu unterstützen, so gut es geht.

Wo und wie ist eure Hilfe derzeit am dringendsten gefragt?

Wir sehen viele Verletzungen durch die Angriffe. In den letzten Tagen haben wir die Krankenhäuser in Gaza mit dem Nötigsten unterstützt. Wir haben sie mit den War-Wounded-Kits (dt.: Materialsets für Kriegsverletzungen) ausgestattet.

In den letzten Tagen haben wir die Krankenhäuser in Gaza mit dem Nötigsten unterstützt. Wir haben sie mit den War-Wounded-Kits ausgestattet.

Ist der Zugang schwierig, weil ständig Bomben fallen, oder werden euch auch sonst Hindernisse in den Weg gelegt?

Im Moment passiert der Konflikt immer noch sehr aktiv. Wenn man Bombardierungen und Raketenangriffe erlebt, muss man auch sich selber schützen. Wir versuchen im Moment, die Menschen zu erreichen.

Es ist immer so, dass die Zivilisten den höchsten Preis für eine Eskalation bezahlen.

Aber es ist eine schwierige Angelegenheit und wir versuchen, mit allen Parteien dort zu sprechen und einen Zugang zu bekommen.

Sie sind in Jerusalem. Wie erleben Sie die Tage dort?

Für mich ist es eine schwierige Zeit. Ich bin erst vor zwei Monaten hierhergekommen, um für das Internationale Rote Kreuz hier zu arbeiten. Und seitdem hat sich die Situation täglich verschlechtert. Das ist etwas, was einen natürlich auch persönlich betroffen macht. Wir hoffen, dass sich das Ganze in den nächsten Stunden oder Tagen verbessert. Es ist immer so, dass die Zivilisten den höchsten Preis für eine Eskalation bezahlen. Mich macht es persönlich betroffen, speziell wegen unserer Kollegen, die in Gaza sind.

Und wie ist die Situation in Israel? Israel verfügt an sich über ein gut ausgebautes Gesundheitssystem.

Wir sind auch in Israel aktiv. Wir haben Betroffene besucht, die in einem Raketenangriff ihr Haus und zwei Personen verloren haben. Wir unterstützen die Zivilbevölkerung so gut wie möglich.

Das Gespräch führte Brigitte Kramer.

Rendez-vous, 17.05.2021, 12:30 Uhr ; 

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